Energie- und Transportkosten: Laborärzte fordern Neukalkulation und Strompreisdeckel
24.10.2022 - Im dritten COVID-19-Herbst stellt der dramatische Anstieg der Kosten für den Probentransport und Betrieb der Analysegeräte die medizinischen Labore vor große Herausforderungen.
„Die Abholung der Proben bei den ärztlichen Auftraggebern war schon immer ein erheblicher Kostenfaktor für die Facharztlabore. Im Jahr 2022 werden die wenigen Logistiker am Arbeitsmarkt intensiv umworben, die Lohnkostenentwicklung liegt weit über dem allgemeinen Durchschnitt. Der Dieselpreis ist in nur 12 Monaten um rund 50 Prozent gestiegen. Jetzt macht sich noch deutlicher bemerkbar, dass die Kosten für die Bereitstellung der für Laboruntersuchungen notwendigen Infrastruktur einschließlich des Probentransports in der gesetzlichen Krankenversicherung seit Jahren nicht mehr angepasst wurden, trotz entsprechender Zusagen“, so der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL) Dr. Andreas Bobrowski.
„Hinzu kommen die Stromkosten, die im Facharztlabor um ein Mehrfaches höher sind als im Durchschnitt aller Arztpraxen. Auch die explodierenden Gaspreise wirken sich auf die medizinischen Labore aus“, so der BDL-Vorsitzende.
Der Berufsverband Deutscher Laborärzte hat bei seinen Mitgliedern Anfang Oktober ein Stimmungsbild abgefragt. Hier zeigt sich: Fast 80 Prozent der Umfrageteilnehmer geht davon aus, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit ihrer Prognose von sechs Prozent Kostensteigerungen im ambulanten Bereich für 2022 zu niedrig liegt.
„Der Bund und die Krankenkassen müssen die Kostenstrukturen im medizinischen Labor realistisch einschätzen. Die derzeitige Vergütung im Einheitlichen Bewertungsmaßstab bildet die Sachkostenentwicklung im Labor nicht mehr ab. Insbesondere duldet die seit Jahren angekündigte Neukalkulation des Probentransports keinen Aufschub. Als versorgungsrelevante Gesundheitseinrichtungen innerhalb der kritischen Infrastruktur müssen zudem die Stromkosten für die Facharztlabore gedeckelt werden“, so die konkreten Forderungen des BDL-Vorsitzenden Bobrowski.