IT & Kommunikation

Immer mehr Rehakliniken gehen an die TI

04.11.2022 - Das Bayerisches Projekt Reha-/TI-Konsil soll Vorreiter dafür sein, alle an der Rehabilitation beteiligten Akteure digital zu vernetzen. Die Standorte Bad Kötzting, Bad Gögging und Bad Kissingen sind neu hinzugekommen.

Im Rahmen des bayerischen Forschungsprojektes „Digitales Rehabilitationskonsil mit Anbindung an die Telematikinfrastruktur“ (kurz: Reha-/TI-Konsil) sind die ersten beiden bayerischen Reha-Einrichtungen an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen worden. Sie zählen damit auch bundesweit zu den ersten Einrichtungen aus dem Bereich Rehabilitation- und Vorsorgekliniken mit Anschluss an die TI. Bayern setzt sich damit beispielhaft für die Digitalisierung von Reha-Einrichtungen und deren Einbindung in die medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgungskette ein.

Ziel ist es, bundesweit alle an der Rehabilitation beteiligten Akteure digital zu vernetzen und ihnen einen sicheren Datenaustausch über die TI – als „Datenautobahn“ – zu ermöglichen. So sollen beispielsweise Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA), das e-Rezept oder der elektronische Medikationsplan auch in der Reha zur Verfügung stehen; Entlassbriefe sollen künftig digital vom Krankenhaus in die Reha-Einrichtung und weiter in die Arztpraxis vor Ort übermittelt werden können. Auf diese Weise sollen sowohl organisatorische Arbeitsabläufe als auch die Vor- und Nachsorge von Reha-Patienten vereinfacht und verbessert werden.

Das Projekt startete Anfang Mai. In ihm werden die bis dato gewonnenen Erkenntnisse zur Stärkung des Digitalisierungsgrades der Reha-Einrichtungen umgesetzt. Die Laufzeit endet am 30. April 2024. Es wird vom Freistaat Bayern mit rund 434.000 € unterstützt und umfasst drei Etappen, die bereits in einer Pilotphase umgesetzt wurden. In der ersten Etappe wurde die modellhafte Anbindung ausgewählter Reha-Einrichtungen an die TI als „Best Practice“ absolviert. Aufgrund der guten Erfolge folgen jetzt weitere Reha-Einrichtungen an den Projektstandorten Bad Kötzting, Bad Gögging und Bad Kissingen.

Einheitliche Regelungen sind auch im Reha-Bereich wichtig

Die zweite Etappe umfasste eine repräsentative Bestandsaufnahme des aktuellen Digitalisierungsgrades an Reha-Einrichtungen in Bayern. Das Ergebnis waren konkrete Handlungsempfehlungen für den zukünftigen Ausbau der Digitalisierung. Denn die Erhebung macht deutlich, dass viele Reha-Kliniken mit ihren Digitalisierungsstrategien noch am Anfang und bei der Umsetzung vor großen finanziellen Herausforderungen stehen. Positiv verbinden alle Akteure mit dem Thema Digitalisierung zukunftsweisende Perspektiven sowie Qualitäts- und Effizienzsteigerungen für die Reha und ihre Patienten. Hinsichtlich der Rahmenbedingungen erhofften sich die Befragten die Schaffung klarer und einheitlicher Regelungen: „Der Reha Bereich muss bei der Refinanzierung der entstehenden Kosten gleichberechtigt mit dem Akutbereich berücksichtigt werden. Problematik ist hier, dass im Akutbereich nur das Gesundheitsministerium Ansprechpartner ist, während im Reha Bereich Gesundheitsministerium und Arbeitsministerium sich abstimmen müssen“. Die Schaffung dieser einheitlichen Regelungen sowie von Förderungen wurde von den Befragten als Voraussetzung für einen Ausbau der Digitalisierung im Reha-Bereich generell angesehen. Hierbei erhofften sich die Befragten „praktikable Rahmenbedingungen“ und „vereinfachte Bürokratie“ und „keine gesetzliche Hürde“.

Zudem sollte demnach die „TI-Möglichkeit für alle Gruppen im Gesundheitswesen“ geöffnet werden. Mehrheitlich, aber längst nicht durchgängig, lag eine Digitalisierungsstrategie vor. Auch wenn diese vorhanden war, so standen drei Viertel der Einrichtungen nach eigener Aussage noch ganz am Anfang der Umsetzung. Für Informationssicherheit und Datenschutz waren Konzepte und Beauftragte meist vorhanden; die Abteilungen für Informationstechnik waren aber meist relativ klein und häufig beim Träger, nicht direkt bei der Rehabilitationseinrichtung angesiedelt. Die in der Befragung festgestellte mehrheitlich eher geringe verfügbare Bandbreite und der zugrundeliegende verzögerte Breitband- sowie Mobilfunkausbau erschwerte und verhinderte den Rehabilitationseinrichtungen, im Digitalisierungsprozess insbesondere im Hinblick auf die TI zügig voranzuschreiten. So gehört der Ausbau der Breitbandversorgung in Bayern zu den Handlungsempfehlungen, die Prof. Sonja Haug und des Anna Scharf M.A., B.A. an der Ostbayerische Technische Hochschule, gaben.

Reha-Konsil für den Austausch mit Hausärzten

In der dritten Etappe wurde ein Reha-Konsil an ausgewählten Projekteinrichtungen implementiert. Es ermöglicht Hausärzten und den an der Reha beteiligten Ärzte einen telemedizinischen Austausch und die zielgerichtete Informationsübermittlung über Patienten, sowohl direkt vor als auch während und am Ende der stationären Maßnahme. Auf diese Weise soll ihre Zuführung zu stationären Reha-Maßnahmen durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie deren ambulante Weiterversorgung durch die hausärztliche Praxis nach Abschluss der Rehabilitationsmaßnahme optimiert
Zu den geplanten Vorhaben im Rahmen von „Reha-TI-Netzwerk II“ gehören die erweiterte Anwendung des „Reha-Konsil“. Von der Antragstellung einer Anschlussheilbehandlung (AHB) im Akutkrankenhaus bis zur Aufnahme der Patienten in der Reha- Einrichtung soll dann künftig alles digital laufen. Auch die Einbindung der Kostenträger über das Reha-Konsil wird angestrebt. Für die Patienten soll dies mit einem deutlich schnelleren und leichteren Zugang zu Reha- und AHB-Maßnahmen einhergehen.

Das Forschungsprojekt „Reha-/TI-Konsil“ wird von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH,
Prof. Georgios Raptis vom eHealth Labor und Prof. Sonja Haug vom Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung) in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Monks Ärzte-im-Netz umgesetzt. Der Verband der Privatkrankenanstalten in Bayern (VPKA) begrüßt den Ausbau und das Voranschreiten der Digitalisierung bayerischer Reha-Einrichtungen über das Reha-TI-Netzwerk: „Wir sind sehr froh, dass wir dieses Projekt durch den
1. Reha-Gipfel im Bayerischen Landtag 2019 mit angestoßen haben und es weiterhin mitbegleiten“, sagt Dr.
Ann-Kristin Stenger, VPKA-Hauptgeschäftsführerin. „Wir hoffen, die Digitalisierung auch im Reha-Bereich damit weiter voranzubringen.“

Autor: Lutz Retzlaff, Neuss

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