S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge verbessern
06.12.2022 - Erstmals hat das Leitlinienprogramm Onkologie eine S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für erwachsene Patienten mit einem diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL) und verwandten Entitäten veröffentlicht.
Das DLBCL ist der häufigste bösartig Tumor des lymphatischen Systems. Die neu erschienene Leitlinie soll dabei unterstützen, die Diagnostik und Behandlung über den gesamten Krankheitsverlauf evidenzbasiert zu standardisieren und zu optimieren und damit die Versorgung der Patienten zu verbessern.
Die S3-Leitlinie entstand unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) und unter Mitwirkung von 32 weiteren Fachgesellschaften und Organisationen.
Das DLBCL gehört zu den aggressiven Lymphomen und damit zu den bösartigen Tumoren des lymphatischen Systems. Mit sieben diagnostizierten Fällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr ist es das häufigste Non-Hodgkin-Lymphom. Unbehandelt verläuft es schnell tödlich. Wird es jedoch früh diagnostiziert und die Therapie damit auch entsprechend früh begonnen, sind Heilungsraten bis zu 70 % möglich. Ein Symptom der Erkrankung ist die schmerzlose Vergrößerung der betroffenen Lymphknoten. Liegen diese an der Körperoberfläche, können Patienten die Veränderung selbst bemerken. Darüber hinaus können auch unspezifische Symptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsabnahme auftreten. Da die Symptome nicht spezifisch für das DLBCL sind, wird zur Sicherung der Diagnose und Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen eine Biopsie vorgenommen.
Evidenzbasierte Empfehlungen über den gesamten Versorgungsweg
„Aktuell werden Patienten mit einem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom sehr unterschiedlich behandelt. Mit dieser Leitlinie geben wir nun erstmals klare Empfehlungen für den ganzen Weg der Versorgung von der Diagnostik über Therapievarianten bis hin zur Nachsorge – natürlich evidenzbasiert. Damit tragen wir dazu bei, dass die Qualität der Versorgung langfristig steigt“, sagt Prof. Peter Borchmann, Oberarzt an der Uniklinik Köln. Gemeinsam mit Prof. Nicole Skoetz, Arbeitsgruppenleiterin an der Uniklinik Köln, koordinierte er die Erstellung der Leitlinie.
Die 280 Seiten umfassende S3-Leitlinie enthält ausführliche Kapitel zur empfohlenen Diagnostik, konkrete Therapieschemata für die Erstlinientherapie, mögliche Vorgehen bei Rezidiven und Nachsorge-Empfehlungen. Ein Teil der Leitlinie widmet sich auch besonderen Subgruppen des DLBCL, die zwar selten auftreten, aber – wenn sie beispielsweise durch eine spezielle Diagnostik erkannt werden – spezifisch therapiert werden sollten.
Forschungsfragen für eine langfristig bessere Versorgung
„Während der Erarbeitung der Leitlinie haben wir auch verschiedene Themen identifiziert, zu denen noch dringender Forschungsbedarf besteht. Wir haben fünf Forschungsfragen priorisiert und in die Leitlinie aufgenommen,“ sagt Prof. Borchmann. Teilweise können solche Forschungsfragen mithilfe von bereits bestehenden Registerdaten aus der Versorgung beantwortet werden. Gibt es keine passenden Daten, können prospektive Studien angemeldet werden, wobei entsprechende Daten von Patienten und Patienten dann noch erhoben werden müssen. „Ziel ist es, auch zu diesen Themen zukünftig mit mehr Evidenz Empfehlungen aussprechen zu können.“
Hier finden Sie die gesamte S3-Leitlinie zum Diffus großzelligen B-Zell-Lymphom und verwandten Entitäten. Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen.