Aus den Kliniken

Berlin ist neuer Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen

04.02.2023 - Insgesamt sechs Standorte kooperieren von nun an im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

Am Berliner Standort ist ein zentraler Partner die Charité – Universitätsmedizin Berlin in enger Zusammenarbeit mit Forschenden des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und des Max Delbrück Center. Das gemeinsame Ziel: modernste klinische Krebsforschung in Deutschland nachhaltig voranbringen und damit die Behandlung und Lebensqualität von Krebspatienten immer weiter verbessern.

Das NCT ist eine langfristig angelegte Kooperation zwischen dem DKFZ in Heidelberg und exzellenten Partnern in der Universitätsmedizin sowie weiteren herausragenden Forschungseinrichtungen an verschiedenen Standorten in Deutschland. Seit 2019 unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit der Nationalen Dekade gegen Krebs das Ziel, Ergebnisse aus der Krebsforschung schneller für Erkrankte zugänglich zu machen. Jetzt hat das Ministerium die Erweiterung des NCT um vier neue Standorte bestätigt, somit umfasst das translationale Konsortium nun sechs Standorte bundesweit.

Im NCT arbeiten Ärzte eng mit Forschenden zusammen, um Patienten eine auf die eigene Erkrankung zugeschnittene Krebstherapie zu ermöglichen. Mit der weiteren Förderung können die neuen Standorte ausgebaut werden. Neben Berlin gingen die Standorte Köln/Essen, Tübingen/Ulm/Stuttgart und Würzburg/Erlangen/Regensburg erfolgreich aus dem kompetitiven Bewerbungsverfahren hervor. Diese vier neuen NCT-Standorte sollen zukünftig noch mehr onkologischen Patienten frühzeitig Zugang zu Innovationen der personalisierten Medizin ermöglichen.

Drei leistungsfähige Kooperationspartner haben den NCT-Standort Berlin entwickelt: die Charité, das BIH und das Max Delbrück Center. Prof. Dr. Ulrich Keilholz, Leiter des Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) und Koordinator des Berliner NCT-Antrags, freut sich über diesen Schritt: „Die Charité gewährleistet bereits heute mit seinem CCCC die umfassende Versorgung von Patientinnen und Patienten und führt klinische und translationale Krebsforschung durch. Jeder Patient und jede Patientin erhält einen individuellen Behandlungsplan, der in einem interdisziplinären Team optimiert entwickelt wird. Zusätzlich ermöglichen wir die Teilnahme an klinischen Studien. Als künftiger NCT-Standort Berlin werden wir noch erfolgreicher forschen und behandeln können und unsere Expertise weiter ausbauen.“

Mitkoordinatorin Prof. Dr. Angelika Eggert leitet die Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie an der Charité und ist Berliner Standortsprecherin im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK). Sie erforscht mit ihrem Team neue molekular gezielte Therapien und Immuntherapien speziell für krebskranke Kinder. „Das körpereigene Immunsystem spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen Krebs. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort in Berlin konnten wir entscheidende Fortschritte erzielen. Gerade bei den doch eher seltenen Krebsfällen im Kindesalter werden wir sehr von der deutschlandweiten Zusammenarbeit mit den anderen NCT-Standorten profitieren." Ebenfalls federführend beteiligt ist Prof. Dr. Lars Bullinger, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Virchow-Klinikum. „Wir freuen uns über die Möglichkeit, zukünftig in einem neuen NCT-Gebäude Spitzenforschung, modernste Patientenversorgung und direkte Kontakte mit Patientenvertretern unter ein Dach zu bringen.“

BIH-Chair für Klinisch Translationale Medizin Prof. Dr. Christof von Kalle leitet das Klinische Studienzentrum von BIH und Charité. Bevor er nach Berlin wechselte, hatte er in Heidelberg das dortige NCT mitgegründet und über zehn Jahre geleitet. Auch er hat das Konzept für den NCT-Standort Berlin mitentwickelt. „Aus meiner langjährigen NCT-Erfahrung in Heidelberg weiß ich, wie entscheidend die enge Verzahnung von Forschung und Klinik, aber auch die Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen im Kampf gegen den Krebs sind. Gleichzeitig müssen wir auch die Digitalisierung noch weiter vorantreiben, damit die vielen Daten, die in der Forschung und bei der Behandlung von tausenden Krebspatienten anfallen, den größtmöglichen Nutzen entfalten können. Als NCT-Standort Berlin können wir diese Herausforderungen meistern.“

Das Max Delbrück Center gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Seine Wissenschaftler untersuchen mit neuesten Technologien die molekularen Grundlagen von Krankheit und Gesundheit, um so der Medizin der Zukunft den Weg zu bereiten. In der Krebsmedizin entwickeln sie unter anderem neue Immuntherapien: Die CAR-T-Zelltherapien von PD Dr. Uta Höpken und ihren Kollegen werden bereits an der Charité klinisch erprobt, hinzu kommt umfassende Expertise zu T-Zell-Therapien gegen solide Tumoren. Zudem werden innovative Schlüsseltechnologien wie die 3D-Einzelzell-Analyse, Proteomik und Metabolomik mit Hilfe künstlicher Intelligenz in neue medizinische Konzepte umgesetzt.

Prof. Dr. Maike Sander, Wissenschaftliche Vorständin des Max Delbrück Center, freut sich ebenfalls sehr über die Förderung. „Berlin wird ein exzellenter Standort für das erweiterte Nationale Centrum für Tumorerkrankungen: Hier kommt alles perfekt zusammen. Für uns am Max Delbrück Center bedeutet das, dass wir unsere Forschung und Expertise auf dem Gebiet der Immuntherapie, der Krebsentstehung und der zellbasierten Krebsmedizin weiter vorantreiben können. Und durch die enge Zusammenarbeit mit der Charité und dem BIH möchten wir unsere Erkenntnisse möglichst schnell zu den Patientinnen und Patienten bringen. Es geht um die personalisierte Onkologie der Zukunft.“

Die einzigartige Expertise der drei Kooperationspartner macht Berlin vor allem zu einem international herausragenden Standort für Systemmedizin und klinisch angewandte Einzelzell-Technologien. Auf der Basis dieser Erfolge hat Prof. Dr. Nikolaus Rajewsky, Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB), gemeinsam mit dem klinischen NCT-Team ein wegweisendes zukünftiges Konzept zellbasierter Krebsmedizin entwickelt. Die Innovationen am NCT umfassen dabei neben den klinischen Programmen drei wesentliche Themen: Präzisionsonkologie, zelluläre Immuntherapie und digitale Medizin.

Das CCCC koordiniert den Aufbau des NCT-Partnerstandortes Berlin. Alle relevanten Fachgebiete der Krebsmedizin und Patientensprecher sind dabei im Lenkungsausschuss des NCT Berlin vertreten. Ein eigenes Gebäude ist auf dem zukünftigen klinischen Forschungscampus am Charité Campus Virchow-Klinikum geplant. Hier sollen modernste Forschungslabore, eine Ambulanz sowie ein Informationszentrum für Krebspatientinnen und -patienten entstehen. Das BIH Charité Clinician Scientist Programm sowie zahlreiche andere Weiterbildungsmöglichkeiten machen Berlin zu einem attraktiven Standort für die Rekrutierung junger Talente in der Krebsforschung. Neben der Hauptstadt wird sich der Einzugsbereich des NCT Berlin mit der Bevölkerung Berlins, Brandenburgs und Sachsen-Anhalts von insgesamt 8,6 Millionen Einwohnern auf etwa ein Zehntel Deutschlands erstrecken, mit erwartet mehr als 55.000 neu diagnostizierten Krebsfällen pro Jahr.

Das nun erweiterte NCT wird nachhaltige gemeinsame Forschungs- und Kooperationsstrukturen aufbauen. Es bündelt die vorhandenen nationalen Potenziale und schafft dadurch Synergien, die die Übertragung von Innovationen in die Patientenversorgung, das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Gesellschaft vorantreiben. Nur durch die bedeutende Investition des BMBF ist es möglich, dieses „one NCT“-Vorhaben zu realisieren. Im Endausbau wird das erweiterte NCT mit insgesamt rund 100 Millionen Euro pro Jahr vom BMBF und vom jeweiligen Bundesland im Verhältnis 90 zu 10 finanziert. Darüber hinaus ermöglichen es die Sitzländer durch ihre Finanzierung, an jedem der vier neuen Standorte ein patientenorientiertes NCT-Gebäude zu errichten.

Über das NCT

Mit der Gründung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg als gemeinsame Einrichtung schufen das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und die Deutsche Krebshilfe 2003 das erste Comprehensive Cancer Center Deutschlands. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren Patienten von einem individuellen Therapieplan, den die fachübergreifenden Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit.

Im Herbst 2020 hatte das BMBF auf der Grundlage der Empfehlung eines internationalen Expertengremiums vier neue Standorte für die NCT-Erweiterung ausgewählt. Anschließend haben das DKFZ sowie die beiden bestehenden und alle neuen Standorte ein umfassendes gemeinsames Strategiekonzept und einen ergänzenden Implementierungsplan erarbeitet. An der Konzeptentwicklung war eine Vielzahl führender Wissenschaftler, Onkologen aller Fachrichtungen sowie Patientenvertreter aller Standorte beteiligt. Eine abschließende internationale Begutachtung bestätigte die gemeinsame Strategie und deren Umsetzungsplan, so dass das BMBF nun den Startschuss für den Aufbau der neuen Standorte und der deutschlandweiten Zusammenarbeit im erweiterten NCT gegeben hat.

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