Fusion schafft neue Chancen
28.02.2023 - Um das eigene Produktportfolio im Bereich der Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erweitern, kaufte die Quidel Corporation im Dezember 2021 für ca. 6 Mrd. US-$ das Unternehmen Ortho Clinical Diagnostics, einen globalen Marktführer in der Transfusionsmedizin und in der Klinischen Chemie.
Die Fusion beider Diagnostik-Unternehmen zur QuidelOrtho Corporation wurde im Mai 2022 wirksam. Die Hintergründe des Zusammenschlusses erläutern Dave Sieber, Cluster Leader DACH und Vice President EMEA Governmental Affairs, und Alexander Kleusberg, Sales Director DACH.
M&K: Welches Ziel verfolgte die Fusion und welche Strategie steht dahinter?
Dave Sieber: Der Zusammenschluss gibt uns die Möglichkeit, unsere Kunden weltweit noch besser und umfangreicher zu versorgen. Das Motto „changing lives, one test at a time“ stellte bei Quidel sowie bei Ortho noch nie eine Floskel dar, sondern wurde in beiden Unternehmen gelebt. Dadurch, dass wir die Stärken beider Unternehmen zu einem Unternehmen zusammenführen, ermöglichen sich neue Chancen, um noch intensiver an neuen und innovativen Lösungen für unsere Kunden und Patienten zu arbeiten.
Alexander Kleusberg: Die Fusion von Quidel und Ortho war der nächste wichtige Schritt hin zu einem wettbewerbsfähigeren Anbieter, welcher nun zu den Top 6 der In-Vitro-Diagnostik Unternehmen der Welt gehört.
Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung der Fusion?
Kleusberg: Quidel und Ortho kommen aus unterschiedlichen Märkten mit unterschiedlichen Zielgruppen sowie verschiedenen Dynamiken und Geschäftsmodellen. Allein in den letzten drei Jahren konnte beobachtet werden, wie rasant die Entwicklungen im infektionsdiagnostischen Markt sein können. Quidel traf mit Ortho auf einen konstanteren und traditionelleren Markt der Klinischen Chemie und Transfusionsmedizin. Die Herausforderung liegt darin, die beiden Ansätze zusammenzuführen.
Welche Synergien und Vorteile erwarten Sie?
Sieber: Die Fusion zu QuidelOrtho ermöglicht dem Unternehmen, ganzheitlich bei unseren Kunden aufzutreten. Durch die angepassten Strukturen können wir zunehmend Einfluss auf verschiedene externe und interne Prozesse nehmen – wie beispielsweise auf die Servicequalität. Dieser Aspekt war auch schon in der Vergangenheit bei beiden Unternehmen ein sehr bedeutendes Ziel, welches jetzt und in Zukunft noch stärker ausgebaut werden kann.
Kleusberg: Aus interner Perspektive erkennen wir einen verbesserten Zugang zu unterschiedlichen Vertriebskanälen. Dadurch, dass beide Unternehmen ihre etablierten Vertriebskanäle mitbringen und wir diese vereinen konnten, ergibt sich ein Vorteil. Diesen Vorteil möchten wir nutzen, um eine stärkere Marktdurchdringung und höhere Präsenz im Markt zu schaffen. Gleichzeitig können durch die angepassten Strukturen zentrale Funktionen wie beispielsweise die Logistik optimiert werden.
Welche Auswirkung hatte die Fusion auf die Marktbewertung des Unternehmens?
Sieber: Eine schöne Nebenwirkung dieser Fusion ist, dass wir weltweit in die Top 6 der weltweit relevantesten Unternehmen der In-Vitro-Diagnostik Branche aufgestiegen sind. Dies bedeutet, dass wir unseren Mitbewerbern nun auf Augenhöhe begegnen. QuidelOrtho ist ein Unternehmen, welches man nicht außer Acht lassen sollten.
Wie hat sich die Pandemie ausgewirkt?
Kleusberg: Quidel hat im Frühjahr 2020, wenige Wochen nach Ausbruch der COVID-19 Pandemie, als einer der ersten Diagnostik-Hersteller SARS-CoV-2 Testlösungen in den Markt eingeführt. Ortho folgte mit weiteren Produkten. Diese schnelle und effiziente Anpassung an die Pandemie und der damit verbundene Erfolg hat dazu geführt, dass diese Fusion entstehen konnte.
Was bedeutet die Fusion für die Mitarbeiter?
Sieber: Unsere Mitarbeiter stehen im Fokus all unseren Handelns. Wir sind davon überzeugt, dass unsere motivierten und begeisterten Mitarbeiter uns zu dem machen, was wir sind und wofür wir als Unternehmen einstehen. Wir waren von Beginn an bestrebt, transparent und offen zu kommunizieren und konnten somit mögliche Bedenken sofort ausräumen. Weiterhin war es uns sehr wichtig, den Mitarbeitern aufzuzeigen, welchen Einfluss die Fusion auf die Gesundheitsversorgung nehmen kann und inwiefern sich unsere Präsenz in den Märkten verstärken wird.
Kleusberg: In beiden Unternehmen standen die Mitarbeiter stets an erster Stelle. Dies ist auch jetzt ein fester Bestandteil der Mission von QuidelOrtho. Ein erweitertes Produktportfolio, eine breitere Aufstellung und zusätzliches Knowhow bieten unseren Mitarbeitern viele neue Entwicklungsmöglichkeiten.
Beide Unternehmen bringen ihre Produktpalette in das neue Unternehmen ein. Wie ergänzen sich diese, wo gibt es Redundanzen?
Kleusberg: Da beide Firmen aus verschiedenen Bereichen innerhalb der Diagnostik kommen, ist von Redundanz keine Rede. Ganz im Gegenteil, die Produktportfolios ergänzen sich zu einem Komplettanbieter: von Lösungen für den Point-of-Care (POCT), in der zentralen Notaufnahme bis hin zur vollautomatischen klinisch-chemischen bzw. immunologischen Straße im Zentrallabor.
Was ändert sich für die Kunden, welche Vorteile bietet der Zusammenschluss für sie?
Sieber: Dies ist eine ausgezeichnete Frage. Unsere Kunden können jetzt noch umfangreicher betreut werden. Sie dürfen sich auf ein breiteres Spektrum an diagnostischen Lösungen und Knowhow bei gleichbleibenden Ansprechpartnern freuen.
Wie sieht es mit dem Kundenservice aus?
Sieber: Beide Unternehmen arbeiteten schon in Vergangenheit intensiv daran, unseren Kunden einen effizienten Kundenservice zu bieten. Wir nutzen die jahrelange Erfahrung beider Unternehmen, um diesen Service noch weiter optimieren zu können.
Kleusberg: In einem sehr kritischen Bereich wie der Transfusionsmedizin wurde der Ortho-Kundenservice und Technische Support seit Jahren als der Goldstandard von Kunden gewertet. Dies ist und bleibt unser erklärtes Ziel für die gesamte QuidelOrtho Corporation.
Welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft des Diagnostik-Marktes, welche Maßnahmen müssen noch ergriffen werden?
Kleusberg: Der immer wieder genannte Begriff der personalisierten Medizin trifft auch auf den Diagnostik-Markt zu. Es werden Lösungen benötigt, die auf einfachere Art und Weise schnellere, genauere und damit vor allem sicherere diagnostische Entscheidungen direkt am Patienten ermöglichen. Dadurch können gerade im Krankenhaus lebensrettende Entscheidungen schneller getroffen und Prozesse und Abläufe erheblich optimiert werden. Die QuidelOrtho Corporation wird diese Entwicklung aktiv mitgestalten.
Sieber: Der Diagnostik-Markt hat in den letzten Jahren, bedingt durch die Pandemie, einen Quantensprung gemacht. Vor einigen Jahren war vielen nicht klar, was ein PCR-Test ist. Dies hat sich gewandelt und zu massiven Entwicklungen in der Diagnostik geführt. Quidel hat beispielsweise im Jahr 2022 das Savanna System gelauncht, eine handliche Real-Time PCR-Lösung für den Point-of-Care und das Labor. Unsere Kunden erhalten in nur einem Panel echte PCR-Testergebnisse von vier respiratorischen Viren (RSV, Influenza A, Influenza B und SARS-CoV-2) in weniger als 25 Minuten. In solchen smarten diagnostischen Lösungen sehen wir die Zukunft, welche wir aktiv mitgestalten werden. Aber auch Produkte, die wir in der Laborroutine sehen, werden durch neue und effizientere Systeme einen Wandel erfahren. QuidelOrtho wird hier führend in der Neuentwicklung sein.
Zur Person
Dave Sieber, Cluster Leader DACH und Vice President EMEA Governmental Affairs der QuidelOrtho Corporation leitet den Vertrieb, das Marketing und den Service in den Märkten Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bevor er 2017 zu Quidel kam, hatte Sieber leitende Positionen bei Abbott und Siemens und hat einen erfolgreichen Abschluss von der Harvard Business School.
Alexander Kleusberg, Sales Director DACH, leitet das Vertriebsteam der QuidelOrtho Corporation für die Regionen Deutschland, Österreich und die Schweiz. Kleusberg verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Branchenerfahrung und kann auf eine langjährige Erfahrung im Aufbau und der Entwicklung von Teams verweisen.