Antibiotikaresistenzen: Diagnostic Stewardship beginnt am Point of Care
Mal wieder einen Abstrich auf MRSA gemacht, ins Labor geschickt und es dauert… Warum nicht gleich am Point of Care (POC) auf den resistenten Erreger testen und Ergebnisse in deutlich unter einer Stunde erhalten?
Das in Freiburg entwickelte PCR-Schnelltestsystem Rhonda erzielt zuverlässige Resultate, um gezielte Hygieneentscheidungen zu treffen und den Einsatz von Antibiotika zu steuern. „Der Entstehung von Resistenzen wirkt man am besten schon mit einer gut gewählten Diagnostik entgegen“, betont das Netzwerk Junge Infektionsmedizin in einem kürzlich veröffentlichen Artikel [1]. Diagnostic Stewardship, also die Integration von Testverfahren in das Konzept der Antibiotic Stewardship (ABS), das den medizinisch begründeten Einsatz von Antibiotika sicherstellen will, war nie so wichtig wie heute. Und sie beginnt beim Patienten, direkt am Point of Care.
WHO: Infektionsdiagnostik als integraler Bestandteil der Antibiotic Stewardship
Bereits im Jahr 2016 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Leitfaden zur Diagnostic Stewardship [2], indem sie die Integration der Infektionsdiagnostik ins Konzept der ABS empfiehlt. Dazu zählt unter anderem auch der Einsatz von Schnell- oder Point-of-Care-Tests. Im selben Jahr haben wir unser In-vitro-Diagnostik Start-up gegründet, mit der Mission, der globalen Gesundheitsbedrohung durch antibiotikaresistente Erreger mit einer innovativen Infektionsdiagnostik zu begegnen. Von Beginn an haben wir den hohen unerfüllten medizinischen Bedarf für schnelle und gleichzeitig sichere Testverfahren gesehen. Rhonda verknüpft die Zuverlässigkeit der PCR-Labordiagnostik mit Geschwindigkeit und bringt sie an den Point of Care. Ganz ohne manuelles Pipettieren der Abstrichproben kann medizinisches Personal Patient*innen, zum Beispiel in der Notaufnahme oder auf Station, testen. Rhonda ist ausgesprochen einfach zu bedienen und läuft vollautomatisch. KIS/LIS-Anbindung ermöglicht zudem die papierlose Übertragung der Testergebnisse in die digitale Patientenakte. So einfach kann Infektionsdiagnostik am POC sein!
Fokus auf antibiotika-resistente Erreger
Nach wie vor betrachtet die WHO COVID-19 als globale Gesundheitsbedrohung [3]. Doch auch resistente Keime, wie MRSA, sind eine große Belastung für Gesundheitssysteme weltweit. Antibiotikaresistenzen stellen der WHO zufolge eine der zehn größten Bedrohungen für die globale Gesundheit dar [4]. Im Jahr 2019 waren es weltweit fast 1.3 Mio. Menschen, die laut einer in „The Lancet“ veröffentlichten Studie [5] an den Folgen einer Infektion mit antibiotikaresistenten Erregern starben. In den G7-Staaten, zu denen auch Deutschland gehört, verursachten MRSA-Keime im Jahr 2019 die häufigsten Todesfälle im Zusammenhang mit antimikrobieller Resistenz (AMR) [6]. Auch wenn laut RKI der Anteil von MRSA-Keimen aus S. aureus Isolaten in deutschen Krankenhäusern eher rückläufig ist, und derzeit bei knapp 10 Prozent liegt, wird die Bedrohung durch antibiotikaresistente Erreger weiter steigen [7]. Mit dem modularen Testsystem Rhonda werden zukünftig bis zu 36 verschiedene Erreger direkt am Point of Care nachweisbar sein und damit einen wichtigen Beitrag zum Diagnostic Stewardship leisten.
Quellen:
[1] https://www.aerztezeitung.de/Politik/Mit-Diagnostic-Stewardship-gegen-Antibiotika-Resistenzen-434980.html
[2] https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/251553/WHO-DGO-AMR-2016.3-eng.pdf
[3] https://www.who.int/news/item/30-01-2023-statement-on-the-fourteenth-meeting-of-the-international-health-regulations-(2005)-emergency-committee-regarding-the-coronavirus-disease-(covid-19)-pandemic
[4] https://www.who.int/news-room/spotlight/ten-threats-to-global-health-in-2019
[5] https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(21)02724-0/fulltext
[6] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Antibiotikaresistenz/Broschuere_IHME_RKI.pdf?__blob=publicationFile
[7] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2021/Ausgaben/40_21.pdf?__blob=publicationFile
Leitfaden
https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/251553/WHO-DGO-AMR-2016.3-eng.pdf