Stammzellen, Einzelzellen-Analyse und Kraftwerke der Zelle: Leif S. Ludwig erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis der DFG
29.06.2023 - Der Biochemiker und Arzt Dr. Dr. Leif S. Ludwig (40) vom Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und dem Max Delbrück Center erhält den Heinz Maier-Leibnitz-Preis 2023.
Das gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG gestern bekannt. Die insgesamt zehn ausgezeichneten Wissenschaftler*innen erhalten ein Preisgeld von jeweils 200.000 Euro, das sie bis zu drei Jahre für die weitere Forschungsarbeit verwenden können. Verliehen werden die Preise am 16. Oktober 2023 in Berlin.
Leif Ludwig leitet die AG Stammzelldynamiken und mitochondriale Genomik an BIH und Max Delbrück Center. Er interessiert sich für die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien: Sie liefern die Energie, damit sich Muskelzellen zusammenziehen, Nervenzellen Signale weiterleiten oder Immunzellen Feinde abwehren können. „Die Mitochondrien sind lebensnotwendig und einzigartig“, beschreibt Dr. Dr. Leif S. Ludwig sein Forschungsgebiet. „Für uns ist besonders spannend, dass diese Zellbestandteile ihr eigenes Erbgut besitzen. Hier können Mutationen – Fehler in der Buchstabensequenz – auftreten, die zum Teil schwere Krankheiten verursachen. Andererseits erlauben einzelne Mutationen uns auch, die Verwandtschaftsverhältnisse von Zellen zu verfolgen. Das macht sie für die Forschung so interessant.“
Die DFG begründete ihre Auswahl so: Der promovierte Biochemiker und Mediziner Leif Ludwig beeinflusst mit seinen Forschungen bereits jetzt ein breites Forschungsfeld: Er entwickelt mit seinem Labor Einzelzell-Sequenzierungs-Technologien, um zentrale Fragen der Stammzellbiologie und der Biologie des mitochondrialen Genoms zu beantworten. Als Postdoktorand befasste er sich mit der sogenannten zellulären Heterogenität und der Verwandtschaft von Zellen. Heterogenität entsteht durch Variationen im Genom der Zellen, wenn sich diese während der Differenzierung von einem weniger spezialisierten zu einem stärker spezialisierten Zustand entwickeln. Ludwig gelang es mit neuen Ansätzen, Fragen der zellulären Heterogenität zu beantworten und damit maßgeblich zur weiteren Entwicklung der personalisierten Medizin beizutragen. Seine Arbeiten helfen zudem dabei, die Kartierung von humanen Zelleigenschaften, wie etwa im „Human Cell Atlas“, voranzutreiben.
Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH-Direktoriums und Vorstand des Translationsforschungsbereiches der Charité, gratulierte dem Preisträger: „Das ist eine ganz besondere Auszeichnung, und wir sind stolz darauf, diesen außergewöhnlichen Wissenschaftler in unseren Reihen zu haben. Zusammen mit der Charité und dem Max Delbrück Center schaffen wir optimale Rahmenbedingungen für seine exzellente Arbeit. Wir freuen uns mit Leif Ludwig und sind gespannt auf seine weiteren Ergebnisse. Im Sinne der Patientinnen und Patienten hoffen wir natürlich, dass aus seiner Forschung auch schon bald Gesundheit wird.“
Hintergrund zu Leif Ludwig:
Dr. rer. nat. Dr. med. Leif Si-Hun Ludwig studierte ab 2003 zunächst Biochemie an der Freien Universität Berlin, dann Humanmedizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Als Doktorand der Biochemie forschte er von 2011 bis 2015 am Whitehead Institute of Biomedical Research, als Post-Doc von 2016 bis 2020 am Broad Institute of MIT and Harvard, beide in Cambridge/USA. Seit November 2020 leitet er eine Emmy Noether-Forschungsgruppe im Bereich des gemeinsamen Forschungsfokus „Single-Cell-Ansätze für die personalisierte Medizin“ vom Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité, dem Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC-BIMSB) und der Charité. Sein Labor ist am MDC-BIMSB angesiedelt. 2021 erhielt Ludwig bereits den Hector Research Career Development Award, im März dieses Jahres erhielt er den Paul-Ehrlich und Ludwig-Darmstädter-Nachwuchspreis für seine Forschungen.