Multiresistente Erreger verstehen und bekämpfen
27.10.2023 - Weiterbildungsveranstaltung des mre-netz regio rhein-ahr am Universitätsklinikum Bonn
Multiresistente Erreger kommen überall in der Umwelt und auch im Abwassersystem vor. Wie verbreiten sich diese Erreger? Wie kann ein Ausbruch im Krankenhaus mit multiresistenten Erregern beendet werden? Wann sind multiresistente Erreger in der Umwelt „normal“ und welche Zusammenhänge gibt es in der Veterinär- und Humanmedizin hinsichtlich multiresistenter Erreger? All diese Fragen standen im Fokus der diesjährigen Fortbildungsveranstaltung des mre-netz regio rhein-ahr „Multiresistente Erreger, Ausbruchsmanagement und One Health“, die heute am Universitätsklinikum Bonn (UKB) stattgefunden hat. Die jährlich stattfindende Schwerpunktveranstaltung richtet sich an Hygienepersonal medizinischer Einrichtungen und beinhaltet neben theoretischen Grundlagen auch praktische Anwendungsbeispiele.
Multiresistente Erreger entstehen durch verschiedene Mechanismen, unter anderem dem sogenannten Selektionsdruck, der zum Beispiel durch Antibiotika ausgelöst werden kann. Ist ein Bakterium mit einem Antibiotikum konfrontiert, entwickelt es Ausweichstrategien beziehungsweise Resistenzen, um sich weiter vermehren zu können. Diese und weitere Grundlagenkenntnisse bezüglich Resistenzmechanismen wurden im ersten Vortrag auf der Weiterbildungsveranstaltung von Prof. Dr. Pia Hartmann, Leiterin des Departments Klinische Infektiologie vom St. Vinzenz-Hospital in Köln, aufgefrischt.
Anschließend wurden von Prof. Dr. Nico T. Mutters, Leiter des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit am UKB, spezifische mikrobiologische Typisierungsmethoden vorgestellt, die bei Ausbrüchen mit multiresistenten Erregern zur Ausbruchsanalyse verwendet werden. So ist es in einem Ausbruchsfall im Krankenhaus nämlich besonders wichtig schnell zu wissen, ob und wie Erregernachweise zusammenhängen und wo welche Infektions- bzw. Kolonisationsketten unterbrochen werden müssen. Erst so können gezielte infektionspräventive Maßnahmen wie die Isolation von Patient*innen oder die verstärkte hygienische Reinigung von Patient*innen-Zimmern sinnvoll eingesetzt werden.
Im letzten Vortrag der Veranstaltung wurde vom Veterinärmediziner Prof. Dr. Stefan Schwarz, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen von der Freien Universität Berlin, das Thema multiresistente Erreger im Kontext des One-Health-Ansatzes erläutert. Bei diesem Konzept stehen die Vernetzung und die gegenseitigen Abhängigkeiten von Mensch, Tier und Umwelt im Zentrum. Wichtig ist dabei die Erkenntnis, dass multiresistente Erreger auch bei Tieren und in der Umwelt vorkommen und eine Bekämpfung von multiresistenten Erregern allein beim Menschen nicht sehr erfolgsversprechend ist. Vielmehr muss man Konzepte zur Kontrolle von multiresistenten Erregern in Vernetzungen und Querverbindungen zwischen den einzelnen Bereichen entwickeln, um effektive Bekämpfungsstrategien einsetzen zu können.
Die Fortbildung fand im Rahmen des Qualitätssiegels für Krankenhäuser des mre-netz statt, um die Verankerung der Hygiene in den Gesundheitseinrichtungen kontinuierlich zu vertiefen.
Weitere Infos zum Netzwerk gibt es unter: https://www.mre-rhein-ahr.net/.