IT & Kommunikation

Das Arbeitsplatzsystem im Wandel der Zeit

06.11.2023 - Das klinische Arbeitsplatzsystem stellt als Präsentationsebene den dezentralen Informationszugriff für das Krankenhauspersonal bereit.

Ein klinisches Arbeitsplatzsystem (KAS) ist integraler Bestandteil des KIS. Es umfasst eine Reihe leistungsfähiger Anwendungen, mit denen die Qualität der Patientenbetreuung in den Krankenhäusern erhöht, die Kosten reduziert und die Ergebnisse verbessert werden können. Das Zusammenspiel dieser Anwendungen macht eine genaue Dokumentation verfügbar, stellt eine Verwaltung der Patientenbetreuung und Entscheidungshilfen bereit und unterstützt kontinuierliche Qualitätsverbesserung und Forschung.

Die Hauptanwendungen berücksichtigen jeden einzelnen Schritt der Patientenbetreuung, angefangen vom ersten Befund bis zur Planung der Entlassung. Einfach zu bedienende Konfigurationsprogramme ermöglichen es den Krankenhäusern über die gesamte Nutzungsdauer, die Anwendungen an die jeweiligen Anforderungen anzupassen. Externe Geräte und andere im Krankenhaus eingesetzte Rechnersysteme können an das klinische Informationssystem angeschlossen werden, so dass das System als eine Quelle integrierter Patientendaten zu betrachten ist. Bei Bedarf besteht nämlich die Möglichkeit, auf Patientendaten mit Hilfe des klinischen Informationssystems automatisch auch anwendungsübergreifend zuzugreifen. So bekommt das ärztliche und pflegerische Personal des Krankenhauses die gewünschten Informationen wo, wann und wie sie benötigt werden. 

Wirtschaftlichkeit ist nicht alles

Der Kostendruck im Gesundheitswesen hat große Auswirkungen – auch auf die Krankenhäuser. Immer mehr Patienten müssen mit tendenziell sinkenden Personalzahlen und mit steigenden Kosten versorgt werden. Doch wie kann diese Entwicklung unterbrochen werden? Ein wichtiger Faktor ist die Produktivität der Mitarbeiter und die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegepersonal. Um die Zufriedenheit der Mitarbeiter im Krankenhaus zu erhöhen, muss u.a. auch der Arbeitsplatz für alle Berufsgruppen attraktiver gestaltet werden.

Denn ein moderner Arbeitsplatz ist ein wichtiges Kriterium für die Attraktivität des Arbeitgebers und damit ein Faktor und Entscheidungskriterium für die umkämpften Talente auf dem Arbeitsmarkt. An einem digitalen, modernen Arbeitsplatz kann das medizinische Fachpersonal seine Aufgaben effizient, flexibel und mit den höchsten Sicherheitsstandards erledigen. Die Mitarbeiter können von überall ihrer Arbeit nachgehen, sind nicht mehr an einzelne stationäre Rechner gebunden und haben unabhängig von Geräten und Standorten Zugriff auf Anwendungen und Daten. Außerdem bietet die Infrastruktur des digitalen Arbeitsplatzes Vorteile, die weit über die IT-Sicherheit und einen optimierten Datenschutz hinausgehen, einschließlich verbesserter Arbeitsatmosphäre. Der Patient rückt damit wieder in den Mittelpunkt des Geschehens und erhält eine bestmögliche Unterstützung und Versorgung.

Blick auf eine neue IT-Plattform

Die nächste Generation der ePA wird ganz neue Möglichkeiten der interdisziplinären Zusammenarbeit schaffen, wie beispielsweise in der telemedizinischen Versorgung, im Bereich eHealth oder durch Medikationsroboter. Diese digitalen Meilensteine erfüllen optimal künftige Anforderungen an medizinische Versorgung und Informationssicherheit gleichermaßen. Die nächste Generation der Patientendokumentation z. B. in der Intensivpflege ist sichtlich auf dem Vormarsch. Auch wenn hohe Investitionskosten mit der Implementierung eines neuen klinischen Arbeitsplatzsystems einhergehen, überwiegen doch die Vorteile, welche für den Einsatz eines PDMS sprechen.

Neben der Erleichterung der Abrechnung von medizinischen und pflegerischen Leistungen spielen auch rechtliche Kriterien und der positive Einfluss auf Qualitäts- und Risikomanagement sowie auf Personalkennzahlen eine Rolle. Um diese Effekte auch erzielen zu können, ist es notwendig vorhandene Prozesse zu analysieren und zu optimieren. Eine große Herausforderung bei der Implementierung eines PDMS stellen die technischen Details dar, die den Arbeitsalltag erschweren können. Es bedarf einer exzellenten Planung, um herauszufinden, welches System am besten in die bestehende Infrastruktur integriert werden kann. Hauptgrund gegen die Einführung eines PDMS sind die damit verbundenen hohen Kosten. Hier sind neben den Beschaffungskosten (Hardware, Softwarelizenzen, Dienstleistung) auch die Eigenleistungen (Personalkosten) zu berücksichtigen.

EDV-gestützte Lösungen im Klinikalltag werden in den nächsten Jahren unter allen Umständen weiterentwickelt. Großes Potenzial liegt in der Darstellung des gesamten Patienten-Pfades im System, idealerweise auch mit Daten aus extramuralen Gesundheitseinrichtungen. Auch die Entwicklung von mobilen Anwendungen und Applikationen sowie die Integration von Lösungen zur Verbesserung der Patientensicherheit wird wachsende Bedeutung bekommen.

Auf die Führung kommt es an

Am Arbeitsplatz Krankenhaus besteht eine besonders hohe Stressbelastung, was ein Risiko für die Entstehung psychischer Erkrankungen sein kann. Da Führungskräfte die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen können, kann eine Führungskräftefortbildung verhältnispräventiv wirken. Unbestritten ist: Die Notwendigkeit der Digitalisierung von Arbeitsplätzen in Krankenhäusern ist dringender denn je. Das bestätigt auch eine Befragung der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Demnach denkt rund ein Viertel der in Kliniken angestellten Ärzte darüber nach, den Beruf zu wechseln. Dabei spielt auch die unzureichende IT-Ausstattung eine zentrale Rolle. Zwei Drittel der befragten Ärzte zeigten sich „unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“ mit der eigenen IT-Ausstattung. Und 45 % gaben an, dass bei der Anschaffung neuer IT-Programme die ärztlichen Anforderungen ignoriert werden.

In der Spezialisierung der Softwaresysteme zeichnen sich klinische Arbeitsplatzsysteme vor allem durch Allgemeingültigkeit des Informationsangebots für den allgemein versorgenden Einsatz in einem Krankenhaus aus. Dabei können spezialisierte Systeme, wie z. B. PDMS in speziellen Funktionsbereichen wie der Intensivmedizin oder der Anästhesie eine möglichst maßgeschneiderte Funktionalität anbieten. Neben den Auswirkungen auf die Patienten im Krankenhaus hat auch die Demografie sichtbare Effekte auf das Krankenhauspersonal. Die Alterung der Belegschaft wird durch die Heraufsetzung des Renteneintrittsalters verstärkt. Als Folge arbeiten die Mitarbeiter heute länger als je zuvor, und damit arbeiten auch mehr Generationen gleichzeitig in einem Krankenhaus als früher. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Anforderungen an den Arbeitsplatz, die Arbeitsinhalte und vor allem die Führung.

Denn es ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter unterschiedlicher Generationen auch verschiedene Vorstellungen von gutem Führungsverhalten haben. Kompliziert wird die Situation dadurch, dass vor allem im ärztlichen Bereich heute der Vorgesetzte nicht immer zwingend der Ältere sein muss. Diese Situation ist besonders konfliktgefährdet, weil sie der traditionellen Ordnung widerspricht. Altersgerechtes beziehungsweise generationengerechtes Führen wird daher anspruchsvoller und wichtiger. Studien vom finnischen Professor Juhani Ilmarinen aus Finnland zeigen, dass die langfristige Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter am stärksten vom Führungsverhalten abhängt und sich gute Führung hochsignifikant auf die Verbesserung der Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter auswirkt. Die Lösung von Konflikten ist eine übliche Führungsaufgabe. Konflikte treten zwischen Gleichaltrigen ebenso häufig und intensiv auf wie zwischen Personen unterschiedlicher Generationen, zumal die Übergänge von der einen zur nächsten Generation fließend sind.

Autor: Hans-Otto von Wietersheim, Bretten

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