Ein unglücklicher Schritt führt zum Sturz – der Oberschenkel ist gebrochen. Früher bedeutete so ein Vorfall vor allem bei betagten Menschen oft Komplikationen oder sogar den Tod.

Heute ist die Wahrscheinlichkeit viel höher, dass Ärzte- und Pflegeteams erfolgreich Mobilität und Lebensqualität der Betroffenen wiederherstellen können. Der zunehmende Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung, aber auch deren stärkere Mobilität führen zu einem steigenden Bedarf an qualifizierter medizinischer Betreuung.

An den Oberhavel Kliniken bündeln Geriater und Unfallmediziner seit 2021 ihre Kompetenzen für Senioren – in einem Alterstraumazentrum in der Klinik Hennigsdorf, das nun von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert worden ist. „Im Rahmen dieser Kooperation durchlaufen die Traumapatienten genaue Behandlungspfade und erhalten so von Anfang an die bestmögliche Versorgung“, sagt Dr. Jesco Jores, beteiligter Chefarzt der Abteilung Chirurgie in Hennigsdorf.

Senioren werden nach einem Unfall in der Zentralen Notaufnahme notfallmedizinisch betreut. Zeitgleich laufe ein Geriatrie-Screening an, berichtet Dr. Andreas Schwitzke, Chefarzt der Abteilung Geriatrie. „Wir übernehmen ältere Sturzpatienten in der Regel mit hüftnaher Fraktur im besten Fall bereits vor oder aber zügig nach einer OP auf unsere interdisziplinär betriebene Station 36.“ Die Behandlungsleitung variiert hier: Zunächst sorgt der Unfallchirurg für die notwendige operative Versorgung. „Nach dem Eingriff gelangt der Patient wieder in den Bereich des Traumazentrums – bleibt also fest seinem Behandlungsteam zugeordnet“, betont Dr. Jores.

Nach erfolgter Operation und zeitgerechtem Heilverlauf übernehmen die Geriater die Federführung. Weiterhin gibt es regelmäßige gemeinsame Visiten und Fallbesprechungen. „So kreist ein bekanntes Team um den Patienten, bis es ihm wieder gut geht“, sagt Dr. Schwitzke. „Von uns erhalten die Senioren ab dem dritten Tag nach der OP eine sogenannte geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung: Wir wollen sie früh wieder mobilisieren, stabilisieren und typischen Komplikationen nach einem Eingriff vorbeugen. Außerdem ergründen wir, wie es zu dem Sturz kam, und ergreifen Maßnahmen, damit sich das Unglück nicht wiederholt.“
Seit 2021 konnten bereits fast 500 Patienten im Alterstraumazentrum behandelt werden. Der intensive Prozess der Zertifizierung wurde vom Qualitätsmanagement der Oberhavel Kliniken eng begleitet.