Aus den Kliniken

Von Jena nach Rio

05.07.2024 - Herz-Thorax-Chirurgen aus dem UKJ bringen minimal-invasive Herzklappen-Chirurgie nach Brasilien.

Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist es längst etablierte Routine: Herzklappen operieren die Chirurgen der Klinik für Herz-Thorax-Chirurgie des UKJ in 90 Prozent der Fälle minimal-invasiv, das bedeutet mit Schlüsselloch-Chirurgie. Ohne den Brustkorb zu öffnen und nur mit einem kleinen Schnitt reparieren und ersetzen sie Herzklappen, die Ventile unseres Herzens. Eine schonende und schmerzarme Variante für Patient*innen , die sich zügig von ihrem Eingriff erholen können. In Brasilien hingegen wird kaum minimal-invasiv operiert, die Jenaer OP-Methode aber rückte nach einem Besuch am UKJ ins Interesse der Brasilianer. So sehr, dass nun auf Wunsch der brasilianischen Kolleginnen und Kollegen die Jenaer Herz-Thorax-Chirurgen ein Programm unterstützen, um gemeinsam die minimal-invasive Herzklappenchirurgie in Brasilien zu etablieren. Ein dreiköpfiges Team um Klinikdirektor Professor Torsten Doenst reiste dafür nun erstmals für eine Woche nach Rio de Janeiro und São Paulo. In einem ersten Schritt operierten sie vor Ort unter den wissbegierigen Augen der brasilianischen Kollegen erfolgreich drei Patienten minimal-invasiv und konnten ihre Methode beim Jahreskongress der brasilianischen Herz-Thorax-Chirurgie-Gesellschaft präsentieren. 

Operieren nach „Jena-Style“

Organisiert hat die Reise nach Brasilien Dr. Túlio Caldonazo, der zusammen mit seinem Chef, Klinikdirektor Prof. Doenst, und seinem leitenden Oberarzt, Dr. Hristo Kirov, die Etablierung des minimal-invasiven Herzchirurgie-Programms für Brasilien begleitet. Der Assistenzarzt der Jenaer Herz-Thorax-Chirurgie stammt aus dem Land und ist familiär und fachlich bestens in Brasilien vernetzt. So war das ziemlich volle Programm des Jenaer Teams für den einwöchigen Aufenthalt schnell festgezurrt. Insgesamt drei minimal-invasive Eingriffe nahmen die Jenaer Herzchirurgen dort vor, in zwei Krankenhäusern in Rio de Janeiro – einen Aortenklappenersatz in einem privaten und eine komplexe Mitralklappenrekonstruktion in einem öffentlichen Krankenhaus – und ein Mitralklappenersatz in São Paulo. Die Präsentation in Brasiliens größtem Krankenhaus und nationalen Herzzentrum INCOR in São Paulo war der Höhepunkt. Das Haus gilt als die Kaderschmiede Südamerikas. Über zehn Stockwerke verteilt sich alleine das Herzzentrum, 5.000 Eingriffe führen die Herzchirurgen in der brasilianischen 20-Millionen-Metropole jährlich durch. „Es ist sicherlich nicht so, dass wir den brasilianischen Kollegen die Welt der Herzchirurgie erklären müssten“, berichtet Hristo Kirov, der mittlerweile sehr viel Erfahrung in der minimal-invasiver Herzchirurgie hat. „Darum sind wir wirklich stolz, dass das Interesse an unseren Konzepten und Techniken dort so groß ist, sozusagen der Jena-Style in Brasilien jetzt Fuß fasst.“ Prof. Doenst zitiert das Motto seiner Klinik nicht ganz ohne Stolz: „Operieren ist Denken mit der Hand.“

Randvolle OP-Säle und Live-Übertragung

So unterschiedlich die Krankenhäuser in Brasilien ausgestaltet und ausgestattet sind: Das Interesse, die Eingriffe der Jenaer Chirurgen live mitzuerleben, war jedes Mal riesig. „Unsere OP-Technik ist stark standardisiert und wir verfolgen ein klares Konzept, das auf jeden Patienten individuell angepasst wird“, so Prof. Doenst. Seit 2010 hat er den Lehrstuhl inne und baut Jena seither zu einem international anerkannten minimal-invasiven Herzzentrum aus. „Der „Jena-Style“ ist das Ergebnis von fast 15 Jahren Erfahrung und Weiterentwicklung. Jeder Schritt ist nachvollziehbar und kann mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit angewendet werden“, sagt Prof. Doenst. „Wir publizieren unsere Ergebnisse regelmäßig und vergleichen uns mit den Ergebnissen der internationalen Fachwelt. Daher wissen wir genau, wo wir stehen.“

Die OP-Säle in den drei brasilianischen Krankenhäusern waren jedes Mal randvoll mit ärztlichen Kollegen, in São Paolo wurde die OP sogar zusätzlich per Video übertragen. Schritt für Schritt erklärten die Jenaer ihre Methode und beantworteten live die Fragen der Zuschauer. „Die Eingriffe dauerten nur ein bisschen länger als in Jena. Es ist zwar normal, jeden OP-Schritt laut auszusprechen und Fragen zu beantworten, aber ins Portugiesische zu übersetzen, was Dr. Caldonazo problemlos übernommen hat, dauerte dann doch ein paar Sekunden länger“, sagt Dr. Kirov. Aber alles in allem wurde klar, dass derartige Operationen auch in einem neuen Umfeld sicher durchgeführt werden können.“ Die Qualität der Patientenversorgung in Brasilien war zudem auch beeindruckend für die Jenaer Ärzte. Die Patientin in São Paulo war nach der Operation beispielsweise so schnell wieder auf den Beinen, dass die Ärzte sie nach drei Tagen entlassen konnten.

Die nächste Reise nach Brasilien steht im August an. Danach sollen die brasilianischen Kollegen nach Jena kommen. „Wir operieren am UKJ täglich minimal-invasiv. Um eine Routine entwickeln und irgendwann selbst solche Eingriffe im eigenen Krankenhaus vornehmen zu können, müssen die Kollegen einfach erstmal so viel wie möglich bei uns trainieren“, weiß Dr. Kirov. „Von Jena nach Rio, nach São Paulo und Brasilien, sozusagen.“ 

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