Nadine Scholten ist neue Professorin für psychosomatische und psychoonkologische Versorgungsforschung in Bonn
04.07.2024 - Prof. Dr. Nadine Scholten leitet jetzt die Forschungsstelle für Gesundheitskommunikation und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn.
Den Fokus ihrer praxisnahen Forschung legte sie bisher unter anderem auf die Zufriedenheit rund um die Geburt und die Begleitung von Eltern von Frühgeborenen. Schwerpunkt dabei ist, die Qualität der Versorgung aus Sicht der betroffenen Personen, Angehörigen und Versorgenden, sowie Versorgungsdefizite zu erfassen. Im Rahmen des Projektes Neo-MILK zur Verbesserung der Stillförderung auf neonatologischen Intensivstationen hat sie schon unter anderem mit dem UKB zusammengearbeitet. Jetzt kommt die Diplom-Volkswirtin und examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, deren Forschungsgruppe der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des UKB angehört, von der Universität zu Köln.
„Das tolle an der Versorgungsforschung ist, die Möglichkeit durch den direkten Transfer in die Praxis wirklich etwas ändern zu können – und zwar zur Verbesserung der Patientenversorgung“, sagt Prof. Scholten. Bei ihrem volkswirtschaftlichen Diplom mit Schwerpunkt Soziologie beschäftigte sie sich mit Krankenhausabrechnungsdaten: „Die auf den ersten Blick langweilige Analyse von Zahlen ist unter folgendem Aspekt für mich sehr spannend: Was sagen die Zahlenkolonnen im direkten Bezug zur Versorgung im Krankenhaus aus?“ Ihre quantitative Forschung ergänzt Prof. Scholten qualitativ mittels Interviews aller beteiligten Personengruppen: „Mir ist wichtig allen Betroffenen eine Stimme zu geben und ihnen durch die Bündelung der Anliegen Gehör zu verschaffen.“
Geburtserlebnis ist relevant für Mutter-Kind-Bindung
Im Gepäck nach Bonn hat Prof. Scholten das Anfang Mai 2022 gestartete Forschungsprojekt MAM-Care zur Zentrierung der geburtshilflichen Versorgung auf die Gebärende. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsgruppe untersucht aus Perspektive sowohl der Mutter als auch der Versorgenden die Prozesse rund um die Geburt. „Mit Blick auf Sicherheit und Qualität wollen wir den Status Quo erfassen und gleichzeitig Einflussfaktoren identifizieren, die zu einer höheren Zufriedenheit aller Beteiligten führen“, sagt Projektleiterin Prof. Scholten.
Im Rahmen des deutschlandweiten Projekts Neo-MILK zur Still- und Laktationsförderung auf neonatologischen Intensivstationen hat Prof. Scholten bereits mit der Neonatologie am UKB zusammengearbeitet. So wurde für Eltern, deren Kind mit einem Geburtsgewicht unterhalb von 1.500 Gramm geboren wurde, eine App entwickelt, die sie beim Abpumpen der Milch unterstützt. Des Weiteren gibt es Informationsmaterialien und Erklär-Videos.. „Jede kleine Verbesserung in der Versorgungssituation zählt –Es geht mir um die vielen kleinen Puzzleteile die eine gute Versorgung ausmachen“, konstatiert Prof. Scholten, die sich sehr über die Anbindung an die klinische Versorgung der vielen Institutionen am UKB freut.
Am Bonner Standort gibt es viele Anknüpfungspunkte
Prof. Scholten will das Bonner Versorgungsforschung-Netzwerk voranbringen und sich von den Klinikern inspirieren lassen. Sie selbst sieht sich als methodisch unterstützend für die Versorgungsforschung: „Die Identifizierung von Optimierungsmöglichkeiten gelingt nur interdisziplinär und interprofessionell.“ Für die Medizinische Fakultät übernimmt sie die Lehre zu Gesundheitskommunikation. Da ihr eine effiziente aber auch wertschätzende Kommunikation sowohl mit Patienten als auch zwischen den Professionen wichtig ist, möchte sie die Forschung und Weiterbildung dazu stärken.
„Das UKB habe ich bereits durch gemeinsame Projekte als forschungsstarkes und innovatives Umfeld erlebt“, beschreibt die Mutter von zwei Kindern im Teenageralter ihre Motivation von Köln nach Bonn zu wechseln. Beispielsweise wird sie die vom Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZSEB) entwickelte Social Media App „unrare.me“ nutzen, um mittels Befragung die Bedürfnisse von Eltern chronisch kranker Kinder nach Diagnosestellung zu ermitteln.