Medizintechnik

Senkung einer arteriellen Hypertonie

Die renale Denervierung ist ein anerkannter Pfeiler in der Hypertoniebehandlung.

Die Senkung einer arteriellen Hypertonie gehört nach wie vor zu den wirksamsten Maßnahmen, die kardiovaskuläre Übersterblichkeit zu mindern. Nach Ausschöpfung aller medikamentösen Optionen und Sicherstellung einer tatsächlichen Therapieadhärenz verbleiben immer noch etwa 5% der Patienten mit einer echten resistenten Hypertonie mit systolischen Werten über 140 mmHg (oder diastolisch über 90 mmHg). Den aktuellen Leitlinien der European Society of Hypertension (ESH) sowie der Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL Hypertonie 2023) zufolge kann bei diesen Patienten die renale Denervierung (RDN) als Therapieoption eingesetzt werden. Denn sie bietet auch ihnen eine klinisch bedeutsame Blutdrucksenkung mit langanhaltender Minderung der kardiovaskulären Mortalität.

Das erklärte Prof. Dr. Michael Böhm, Homburg/Saar bei der 90. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.

Die systolische Hypertonie trägt den größten Ursachenanteil an der kardiovaskulären Mortalität weltweit und ist deshalb als eigenständiger Surrogatparameter für klinische Endpunkte schon seit Jahren anerkannt. Ebenso gesichert ist der Nutzen einer Blutdrucksenkung, den Böhm auf eine Risikoreduktion um 10% mit jeder systolischen Senkung um 5 mmHg bezifferte – und dies unabhängig vom Alter des Patienten mit Hypertonie und von seinem Ausgangsblutdruck. Um auch Patienten diesen Vorteil verschaffen zu können, die trotz aller medikamentösen Bemühungen mit 2- oder 3- fach Fixkombinationen ihre Zielwerte nicht erreichen, plädierte der Kardiologe dafür, eine RDN als Alternative zu einer zusätzlichen Gabe eines weiteren Antihypertensivums wie etwa Spironolacton in Erwägung zu ziehen. Ähnliches sollte seiner Auffassung nach für Patienten gelten, die Verträglichkeitsprobleme mit der Medikation haben oder aus anderen Gründen definitiv nicht medikamentös einstellbar sind. Der Eingriff sollte wie in den Leitlinien festgelegt, nach gemeinsamer Arzt-Patienten-Entscheidung in zertifizierten Zentren durchgeführt werden. Diese Zentren sind mittlerweile deutschlandweit zu finden.

Die Rationale der RDN bestehe darin, die überaktive Signalübertragung zwischen dem zentralen sympathischen Nervensystem und den Nieren derart zu modulieren, dass die Bildung von blutdrucksteigernden Hormonen verringert wird, erklärte Prof. Dr. Joachim Weil, Lübeck. Bei der ultraschallbasierten RDN geschehe dies durch gezielte ringförmige Erhitzung des Gewebes, für die der Paradise-Ballon-Katheter in die Nierenarterien geführt wird. Dort werden die efferenten und afferenten Nervenbahnen in einer kontrollierten Zielablationstiefe von 1 bis 6 mm für 7 Sekunden moduliert, wobei die Intima durch Kühlung des Ballons gleichzeitig vor thermischen Verletzungen geschützt wird. In einem Zeitraum von zwei Monaten konnten in Sham-kontrollierten randomisierten klinischen Studien (RADIANCE- Studienprogramm) zufolge eine Blutdrucksenkung zwischen 4,5 und 6,3 mmHg versus Sham in der 24-Stunden-Messung beim systolischen Blutdruck am Tag dokumentiert werden, die beim Praxis-Blutdruck noch höher ausfällt. Da in diese gemittelten Ergebnisse auch die Werte von Non-Respondern eingegangen sind, fielen die positiven Effekte bei den reinen Respondern nochmals wesentlich besser aus, ergänzte Weil. Sie können von einer durchschnittlichen systolischen Blutdrucksenkung von bis zu 17,3 mmHg (RADIANCE-HTN TRIO) profitieren. Die Nachhaltigkeit des Behandlungserfolges verdeutlichte er anhand von Langzeitdaten über einen Zeitraum von drei Jahren mit konstanten Ergebnissen, wobei die Anzahl der zusätzlich noch benötigten Medikamentenklassen leicht, aber signifikant reduziert werden konnte. Sicherheitsbedenken gab es keine.

Quelle:

Pressekonferenz “Renale Denervierung: Wo stehen wir nach Zulassung des Verfahrens 2024?“, Recor Medical, 04.4.24, Mannheim

 

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