Die Klinikimmobilie der nächsten Generation
05.10.2012 -
Die Gebäudegestaltung sollte der Prozessverbesserung im Klinikalltag dienen, so ein mögliches Fazit des 2. Kongresses „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation".
Krankenhäuser müssen als Unternehmen von großer Komplexität angesehen werden. Darauf wies Stefan Grüttner, Minister des Hessischen Sozialministeriums in seiner Eröffnungsrede des zweiten Kongresses „Die Klinikimmobilie der nächsten Generation - Wegweisende Impulse aus der Praxis für eine bessere Ökonomie und Performance" am 26. und 27. Juni in Frankfurt hin. „Form follows function gilt im Krankenhausbau in besonderer Weise, denn die Gebäudegestaltung muss eine Verbesserung der Prozesse im Klinikalltag zulassen", sagte der Politiker vor rund 250 Zuhörern im Japan Conference Center. Zudem seien Krankenhäuser Energiefresser: Ein Krankenhausbett kostet pro Tag 100 € allein an Energie, rechnete er vor.
Projektfinanzierung
Der von Arcadis Deutschland Client Sector Healthcare veranstaltete Kongress fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt; die Themen rankten sich um innovative Ansätze in Planung und Finanzierung von Krankenhausprojekten oder um Lösungen zur Verbesserung der Betriebskosten. Der Bogen der Diskussionen spannte sich von der Nutzerbeteiligung bei neuen Krankenhausprojekten über den Umgang mit besonderen Gebäudebeständen, über anstehende Änderungen in der Krankenhausfinanzierung bis hin zur „zukunftsoffenen" Krankenhausarchitektur.
Hygiene
Mit der Vorstellung des Darmstädter Modells für ein keimarmes Krankenhaus sprach Gerhard Becker ein hochaktuelles Thema an. Wund-, Harnwegs- oder Atemwegsinfektionen sollen im Klinikum Darmstadt mit Hilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der alle Beteiligten wie das Gesundheitsamt, Hygieniker, Ärzte, Architekten, Fachplaner und Vertreter des Sozialministerium einbezieht, wirkungsvoll begegnet werden. „Die Vermeidung von Infektionen kann z. B. durch getrennte Eingänge, separate Wasserführung - bauliche Trennung der Schächte für Warm- und Kaltwasser - und neue Wege in der Desinfektion durchgeführt werden", betonte Becker. Dabei sei die konsequente Händedesinfektion als Schlüssel anzusehen und führte dazu ein Beispiel an: Stationstüren öffnen sich nur nach erfolgter Händedesinfektion.
Das Programm des zweiten Kongresses widmete insgesamt 10 aktuell wichtigen Themenbereichen je einen eigenen Workshop. In drei Vorträge gingen namhafte Referenten auf Themen wie Betriebsorganisationsplanung, nachhaltige Krankenhausprojekte, rechtliche Aspekte, moderne Sicherheits- und Kommunikationslösungen, Lebenszyklus, PPP im Krankenhaus am Beispiel Universitätsklinikum Köln sowie Facility Management ein.
Zu dem Veranstaltungskonzept gehört neben der Förderung von Diskussion und Vernetzung auch der Blick über den Tellerrand. Europäische Referenten aus Manchester wie Paul Mills, EC Harris, der über private Finanzierungsprojekte in der Türkei und Großbritannien sprach, nahmen ebenso an dem Kongress teil wie Necdet Kirhan Yazici aus Ankara, der u.a. einen Einblick in PPP in der Türkei gab und über große Krankenhausprojekte in der Türkei referierte.
Gemäß dem Motto des Amsterdamer Architekten Thomas Rau „Zukunft ist nicht vorhersehbar", muss die Wirtschaft zwangsläufig ökologisch werden. Das kann seiner Auffassung nach u.a. dadurch ermöglicht werden, dass Produkte wie ein Smartphone inklusive der zu verbrauchenden Energie auf den Markt gebracht werden. Die für Produktion und Nutzung erforderlichen Rohstoffe werden zeitlich finanziert und nach Nutzung zurückgegeben. „Das wird die heute noch praktizierte Rohstoffspekulation verhindern", so Rau. In der Konsequenz baut er energieneutrale Gebäude, mit deren Auftraggebern er neue Formen der Vertragsgestaltung erprobt. Danach muss er erst den Architekten bezahlen, wenn sich das Bürogebäude in Sachen Energiebilanz und Raumklima als praxistauglich erwiesen hat.
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