Bauen, Einrichten & Versorgen

Zeitgemäße Integration - Das Caritas-Seniorenheim St. Nikolaus im Fränkischen Seenland

22.11.2019 -

Integration gelingt hier im doppelten Sinn. Wenn auch nicht auf den ersten Blick offensichtlich, integriert sich der Neubau architektonisch vorbildlich in das geschichtsträchtige gewachsene Umfeld. Zudem bietet das Seniorenwohnheim ­älteren Menschen, insbesondere auch mit demenziellen Erkrankungen, einen geradezu familiären Wohnort mit einem hohen Maß an sozialer Integration. Konzept und Realisierung kommen von ­Berschneider + Berschneider Architekten.

Spalt ist eine kleine, vom Hopfenanbau geprägte Stadt im Landkreis Roth, etwa 25 km südwestlich von Nürnberg, im Herzen des fränkischen Seenlandes. Typisch für die Region ist die Altstadt mit ihren Fachwerkbauten, historischen Türmen und Toren, an dessen Rand das Seniorenheim St. Nikolaus liegt, eine von 20 Senioreneinrichtungen im Bistum Eichstätt. Nur einen Steinwurf vom historischen Kornhaus ist als Erweiterung zum Bestandsgebäude, das 1982 vom Caritasverband Eichstätt übernommen wurde, ein geradliniger Neubau entstanden. Die kontinuierlich steigende Nachfrage nach Seniorenheimplätzen erforderte die Erweiterung.  

Den Auftrag dafür erhielt das Architekturbüro ­Berschneider + Berschneider aus Pilsach bei Neumarkt in der Oberpfalz. Es arbeitet bereits seit 15 Jahren mit dem Caritasverband für die Diözese Eichstätt bei verschiedenen Projekten in Berching, Neumarkt und Nürnberg zusammen. Bauherr und Architekten haben das Seniorenheim St. Nikolaus in Spalt, das sowohl im Hinblick auf die Integration der Einrichtung in die Stadt als auch auf die innere Organisation in Wohngemeinschaften Vorzeigecharakter besitzt, in engem Dialog verwirklicht.

Bezug zur historischen Altstadt
Architektonisch herausfordernd war es, auf dem eng begrenzten Grundstück mit leichter Hanglage eine relativ große Baumasse zu realisieren. Das Gebäude sollte sich zudem mit eigenständiger Architektur harmonisch in das bestehende Umfeld einfügen. Gelungen ist beides durch einen Entwurf, der das abfallende Bestandsgebäude terrassiert und die Kubaturen geschickt staffelt. Der Verzicht auf ein Satteldach gewährleistet, dass der Neubau in Bezug zur Altstadt nicht zu dominant wirkt. Orientierung für die Fassadengestaltung lieferte der historische Bestand der Altstadt – die brombeerfarbenen Abstufungen finden sich so auch im historischen Kern. Partiell mit weißen Fensterfaschen und grauen Fensterflügeln (Holz-Alu-Konstruktion, dreifach verglast) kombiniert, entstand ein modernes Gesamtbild.  

Der Erweiterungsbau bietet Platz für insgesamt 54 Bewohner in zwölf Doppelzimmern mit etwa 25 m² Wohnfläche und 30 Einzelzimmern mit Wohnflächen von 18 bis 20 m². Nach den Vorgaben des Bauherrn folgt das Gebäude dem Hausgemeinschaftskonzept – mit insgesamt fünf Hausgemeinschaften für jeweils zehn bis elf Personen. Die Bewohnerzimmer sind bewusst sehr hell gestaltet, jedes Zimmer hat zwei große Fenster, eines davon bodentief, um den Bewohnern Ausblicke in die herrliche, ländlich geprägte Umgebung zu eröffnen. Hochwertige Einbauten und moderne Bäder sorgen für Komfort.

Abläufe wie im normalen Leben
Ziel der Hausgemeinschaften ist das möglichst nahtlose Anknüpfen an die selbstständige Wohnsituation der Bewohner vor dem Seniorenheim. Abläufe sollen dem normalen Leben und Wohnen zuhause entsprechen, um eine möglichst hohe Lebensqualität zu vermitteln. Herzstück des Gemeinschaftslebens stellt in jeder Hausgemeinschaft die Küche dar, ein großzügiger, offener Raum mit Zugang zu Terrasse oder Balkon oder großen Panoramafenstern, die Blicke in die Altstadt bieten oder Weitblick in die umgebende Kulturlandschaft mit ihren Streuobstwiesen und dem Hopfenanbau erlauben. Die Bewahrung der Eigenständigkeit der Bewohner wird durch aktivierende Angebote gefördert, vom gemeinsamen Kochen über den Tanztee bis zu geselligem Beisammensein.

Wichtig war den Architekten von Berschneider + ­Berschneider bei der Planung ein ausgewogenes Verhältnis von Gemeinschaftsflächen und privaten Rückzugsorten. Neben dem großen Ess- und Aufenthaltsbereich in der offenen Wohnküche bieten auf jedem Stockwerk kleine Nischen mit Sitzecken Rückzugsorte auch außerhalb der Bewohnerzimmer.

Die breiten Flure sind in jeder Wohneinheit als Rundlauf organisiert, eine planerische Maßnahme, die dem häufig hohen Bewegungsdrang von Senioren mit demenziellen Erkrankungen Rechnung trägt. Besonders wertvoll für diese Bewohnergruppe sind auch die hellen, lichtdurchfluteten Räume, in den Bereichen ohne Tageslicht erzeugt indirekte Beleuchtung Wohlfühlatmosphäre. In den öffentlichen Bereichen wurde teilweise Fußbodenheizung verlegt, um auf Heizkörper in den Bewegungsflächen verzichten zu können.

Die fest verbauten Einbauten wie Umkleideschränke, Stationsküchen, Garderoben sind großteils hochwertige schreinermäßig gefertigte Möbelstücke. Unter der Prämisse, ein so wohnlich wie mögliches Ambiente zu schaffen, wurden für die Ausstattung pflegeleichte, strapazierfähige und optisch ansprechende Materialien wie Vinyl-Boden in Eiche-Optik verwendet. Abgehängte Akustikdecken mit integrierten Leuchtsystemen sorgen für angenehme Akustik und eine moderne, hochwertige Optik. Energetisch sinnvoll und gleichzeitig orientierungserleichternd sind die über Bewegungssensorik gesteuerten LED-Leuchten in den Fluren, im Treppenhaus und in den WCs.   

In der Cafeteria mit ihrer großen Glasfront mit Zutritt zur Außenterrasse können sich die Bewohner außerhalb ihrer eigenen Hausgemeinschaft zusammenfinden. Ebenfalls im Erdgeschoss gibt es eine Friseurstube.  

Heimische Sträucher und Duftstauden
Vom ersten Stock aus gelangen die Bewohner in einen Demenzgarten mit Rundlauf und Sitzbänken. Wie in den übrigen begrünten Bereichen wurden überwiegend kleinkronige heimische Laubbäume, ergänzt durch Hecken aus heimischen Blüten- und Beerensträuchern und Blüten- und Duftstauden gepflanzt. Eingefriedet ist der Garten mit beranktem Stabgitterzaun mit Zugangstoren. Trotz der geringen Größe und obwohl nicht ausschließlich für Demenzkranke konzipiert, bietet das Seniorenheim St. Nikolaus umfassende adäquate Versorgungsmöglichkeiten für Bewohner mit demenziellen Erkrankungen.

Der 2016 fertiggestellte Neubau stellt den ersten von drei Bauabschnitten dar. Derzeit wird das Bestandsgebäude saniert, in dem sechs Einheiten für Betreutes Wohnen entstehen. Beide Teile werden künftig über einen Verbindungstrakt, der Kapelle, Speisesaal und einen Aufenthaltsbereich beinhalten wird, zusammenwachsen. Wie auch für den Neubau verfolgt das Büro Berschneider + Berschneider dafür den Ansatz, Architektur und Innenarchitektur aus einem Guss zu verwirklichen. Für Gebäude mit mehreren, unterschiedlichen Baukörpern führt diese Philosophie zu einem stimmigen Gesamtbild.

Melanie Bößl, Einrichtungsleiterin im Seniorenheim St. Nikolaus, findet den Neubau sehr gelungen: „Der Großteil der Bewohner ist beim Einzug in unsere Einrichtung zunächst skeptisch. Was mich immer wieder begeistert: Viele sagen nach einiger Zeit, das sie schon eher hätten kommen sollen, weil es ihnen so gut gefällt bei uns.

Kontakt

Berschneider + Berschneider

Hauptstr. 12
92367 Pilsach

+49 9181/4774-0
+49 9181/41400

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