Business Intelligence im Krankenhaus
11.10.2011 -
Der Nutzen von Business Intelligence (BI) wurde lange Jahre von Entscheidern in Krankenhäusern unterschätzt. Doch seit einiger Zeit ist ein starkes Wachstum auf niedrigem Niveau zu erkennen.
Krankenhäuser, Reha-Kliniken sowie andere Einrichtungen und Unternehmen im Gesundheitswesen müssen verstärkt auf Kosten achten, da die Mittel für die Leistungserbringung sehr restriktiv fließen. Da gilt es, Aufwendungen für Medizintechnik, Verwaltung oder Fuhrpark zu prüfen und nicht benötigte Betriebsausstattung zu verwerten. Doch oftmals liegen die benötigten Informationen nicht konsolidiert und aufgearbeitet bzw. in geforderter Aktualität vor.
Aber auch zeitnahes, differenziertes Erlös- und Kostencontrolling oder Analysen über Erlös- und Kostenabweichungen können häufig nicht automatisiert erstellt werden. Gleiches gilt für die Generierung zusätzlicher Umsätze. Direktmarketing zum Patienten ist nicht möglich, Service- und Mehrwertleistungen auf Basis von Krankheitsbildern und Patientenprofilen können nicht angeboten werden. Ein Ausweg aus diesem Dilemma bietet Business Intelligence.
Business Intelligence kann umgangssprachlich als Geschäftsanalytik übersetzt werden. Allerdings wird BI im Unternehmen unterschiedlich verstanden, definiert und ausgelegt. Je nach konzeptioneller Ausrichtung wird sie als Instrument zur Entscheidungsunterstützung oder als Prozess, durch den Geschäftsdaten in Informationen umgewandelt werden, um damit Unternehmen steuern zu können, verstanden. Unter dem markigen Begriff lässt sich auch die Sammlung und Aufbereitung von Daten mit dem Ziel, relevante Informationen darzustellen, begreifen.
Die Nachfrage nach BI-Lösungen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Experton Group hat für Deutschland ein Wachstum von ungefähr 8% in den Jahren 2009 bis 2011 ermittelt. Im Gesundheitswesen betrug das Wachstum 12,8%, im Krankenhaussektor lag dieser Wert sogar noch höher - bei ca. 13,5%. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Entscheider in Krankenhäusern die BI jahrelang deutlich unterschätzten. Jetzt aber wird ein „Nachholbedarf" gedeckt.
Nutzen von BI im Krankenhaus
Deutliche Vorteile können durch eine ganzheitliche BI-Strategie entstehen. So kann sie helfen, interne und externe Anforderungen an ein modernes Krankenhausmanagement zu erfüllen, dazu zählen z. B. das Forderungsmanagement, das Reporting über die Zahlungsströme oder konsolidierte Analysen. Zu den externen Anforderungen gehört z.B. das Qualitätsmanagement (QM) oder das Risikomanagement.
Die BI hilft, Geschäftsrisiken nachhaltig zu reduzieren. So führt eine strukturierte Datenvorhaltung zu direkten Managementinformationen und somit zu einer schnellen und fundierten Entscheidungsgrundlage, sei es für das Controlling oder die Ressourcen- und Personalplanung. Auch Marketingaktivitäten können forciert werden. Durch die Vielzahl von Informationen können exemplarisch zusätzliche medizinische Leistungen offeriert werden oder Angebote im Umfeld der Betreuung von Angehörigen erfolgen. Bedingt durch die hohe wirtschaftliche Relevanz ist ein zentrales Teilprojekt die Analyse und Erhebung der DRGs. Hierbei geht es um aktives Gewinnen neuer strategischer und operativer Erkenntnisse.
Herausforderungen einer BI-Einführung
Krankenhäuser kämpfen täglich gegen ein Durcheinander aus verschiedenen Datensilos an. Informationen liegen in Systemen zur Datenspeicherung und -auswertung, im Rechnungswesen oder in Patienteninformationslösungen. Dar¬über hinaus gibt es Verbindungen zu den medizinischen Geräten der auswertenden Ärzte und niedergelassenen Kollegen bzw. Krankenkassen. Oft sind sogar Rechner vorhanden, auf denen wichtige Informationen „ohne Netz und doppelten Boden" (Archivierung) bearbeitet werden.
Die oftmals heterogenen Systemlandschaften in deutschen Krankenhäusern erschweren die Einführung einer BI-Lösung. Insbesondere die Schnittstellenproblematik zu Subsystemen der Klinik-IT oder fehlende Verbindungen zwischen den Systemen führen zu fehlerhafter und redundanter Datenhaltung. Auch unstrukturierte Datenaufbereitung, händische, wenig automatisierte Prozesse, sind häufig Fehler beladen. Die Herausforderung liegt in der Transformation bestehender Prozesse und der Einführung neuer Abläufe in den Arbeitsalltag. Diese müssen - getrieben durch die IT - unterstützt durch die Verwaltung, die Pflege und den medizinischen Bereich umgesetzt werden.
Somit sind vier Fachabteilungen, Interessengruppen und Kompetenzträger involviert, was die Anforderungsanalyse erschwert. In vielen Fällen ist eine abteilungsübergreifende Integration der Daten unabdingbar. Aus diesem Grund muss ein geeignetes Vorgehensmodell herangezogen werden. In der Praxis haben sich möglichst kurze Releasezyklen und eine kurzfristige Umsetzung fachlicher Anforderungen bewährt. Dabei stehen die einfache Operationalisierbarkeit und ein angemessener Detailgrad im Fokus.
Business Intelligence im Spannungsfeld zwischen Kosten und Nutzen
Die Krankenhausleitung sollte erkennen, dass BI keine bloße IT-Thematik ist, sondern eine Maßnahme zur Verbesserung der unternehmensweiten Geschäftsprozesse. Wird eine BI-Strategie geplant, gilt es, die Bereiche Verwaltung, Medizin und Pflege frühzeitig einzubeziehen. Auch sind die vorhandenen Prozesse zu prüfen und zu optimieren. Hierzu zählt exemplarisch auch eine flächendeckende Umstellung der elektronischen Datenerfassung.
Geplante BI-Vorhaben stehen oft im Spannungsfeld zwischen effektiven Kosten und Nutzen. Deshalb ist ein zentrales BI-Management erforderlich. Prioritäten müssen genauso definiert werden wie Messgrößen und Performance-Indikatoren (KPI). Der Fokus ist dann auf, für das Krankenhaus, besonders wichtige Aufgaben zu richten.
Die IT-Abteilung kann sich im Rahmen von BI-Projekten als Schnittstelle zwischen den Interessensgruppen positionieren und einen positiven Wertbeitrag zum Unternehmenserfolg leisten.
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