Gesundheitsökonomie

DiagnostikNet-BB und VDGH veranstalten Innovationsforum zu in-Vitro Diagnostik

07.05.2011 -

DiagnostikNet-BB und VDGH veranstalten Innovationsforum zu in-Vitro Diagnostik. Es sieht nicht gut aus auf dem deutschen Gesundheitsmarkt – und speziell in der Diagnostika-Industrie ist es nicht besser. Lösungsansätze und Verbesserungsvorschläge waren deshalb Ende Oktober in Berlin gefragt. Dorthin hatten das DiagnostikNet-Berlin-Brandenburg und der VDGH einhundert führende Entscheider und Interessensvertreter aus Technologie, Ärzteschaft, Gesundheitsökonomie, Politik, Krankenkassen und Unternehmen der Branche zu einem Innovationsforum eingeladen.

Labordiagnostik nimmt schon heute einen großen Stellenwert im Prozess der Vorsorge, Diagnose und Therapiebegleitung ein. Die Labordiagnostik nützt der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem, denn sie hilft, Krankheiten früh zu erkennen, verringert die Morbidität, senkt die Krankheitsrisiken, verbessert die Compliance. Außerdem unterstützt sie zielgerichtet bei der Therapiesteuerung, senkt Komplikationsraten und vermeidet unnötige und teure Behandlungen. Daraus folgt, dass die Behandlungseffizienz wächst. Die Labordiagnostik nützt aber auch den Patienten, denn sie verschafft die nötigen Informationen und räumt Zweifel aus. Labordiagnostik schafft die Grundlage für eigenverantwortliches Handeln, schützt vor ansteckenden Krankheiten, erspart schmerzhafte Operationen oder Komplikationen und beschleunigt die Regeneration. Dies alles führt zu einer Steigerung der Patientenzufriedenheit.

Gegen diese Vielzahl von positiven Argumenten für die Labordiagnostik spricht die Regulierung des Gesundheitsmarkts Deutschland. Obwohl die Labordiagnostik weniger als 3 % der Ausgaben der GKV ausmacht, ist die Einführung von innovativen Diagnostika in die Praxis ein komplexer und oft langwieriger Vorgang. Nicht selten gelangen Innovationen gar nicht oder nur verzögert zur Anwendung in medizinische Laboratorien.

Matthias Borst, Vorstand des VDGH, eröffnete das Forum mit der Ankündigung, er wolle den Teilnehmern „jeglichen Optimismus nehmen“. Er verdeutlichte, die aus Sicht der Diagnostika-Industrie beklagenswerte aktuelle Situation. Mit der Zulassung durch Erteilung des CE-Kennzeichens sind innovative Labordiagnostika zwar verkehrsfähig, ihre Abrechnungsfähigkeit zu Lasten der GKV ist damit allerdings nicht automatisch gegeben. Bis dahin ist es ein langer Weg. Derzeit beträgt die Wartezeit bis zu 8 Jahre. In den Jahren 2000 bis 2006 wurde kein einziger neuer Test in den EBM aufgenommen. GKV-Versicherte haben daher vielfach erst mit deutlicher Verzögerung Anspruch auf neue, aussagekräftigere Laboruntersuchungen. Zudem erhalten die Hersteller keinen verlässlichen Rahmen für ihre Unternehmensplanung.

Borst forderte ein schnelleres und transparenteres Verfahren. Ein Kernpunkt war die unterschiedliche Behandlung von diagnostischen Innovationen im ambulanten und stationären Bereich. Es ist fraglich, ob diese auf die Dauer aufrecht erhalten werden kann. Die Abkehr vom Erlaubnisvorbehalt für die Erstattungsfähigkeit im ambulanten Bereich würde die Umsetzung von Innovationen in die Praxis deutlich beschleunigen. Es würde allerdings auch bedeuten, dass neue Diagnostika sehr schnell geprüft und bewertet werden müssten.

Letztlich bestand Einigkeit darin, dass nicht nur Effektivität, also ein positiver Effekt auf die Therapie, sondern auch Wirtschaftlichkeit eines neuen Verfahrens nachgewiesen werden müsse. „Wer an die Fleischtöpfe der gesetzlichen Krankenversicherung ran will,“ so der Vorsitzende des erweiterten Bewertungsausschusses Prof. Jürgen Wasem, „muss zeigen, dass er es wert ist, aus diesen Fleischtöpfen bedient zu werden.“

Prof. Rudolf Tauber, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Klinische Laboratoriumsmedizin und Vertreter des Diagnostik Netzwerks-BB, betonte, dass mit dem Zusammenwachsen von Therapie und Diagnostik im Zuge der Entwicklung hin zu einer individualisierten Medizin, eine wichtige neue Richtung in der Medizin eingeschlagen wird. Beispiel sind die modernen Therapeutika im Bereich der Onkologie, die sehr wirksam sind, aber diese Wirkung eben nur bei einer ganz bestimmten Patientengruppe entfalten, und die gleichzeitig sehr teuer sind. Hier ist die molekulargenetische Diagnostik aus zwei Gründen Voraussetzung für den Einsatz. Erstens, um sicherzustellen, dass die Patienten eine für sie sinnvolle Therapie erhalten. Zweitens aber auch, um unnütze Ausgaben zu vermeiden. Diese Sichtweise bekräftigte auch Dr. Stefan Lange, stellvertretender Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Er rate den Diagnostikaherstellern, sich mit der Pharma- bzw. Medizinprodukteindustrie zusammen zu tun, um Studien schon im Vorfeld gemeinsam zu planen und so den Weg zu bahnen, beides, Diagnostik und Therapie, zu evaluieren. Bei Medikamenten sind mittlerweile die Beschreibungen schon weit detaillierter als vor zehn Jahren. Sie beinhalten mitunter auch diagnostische Pfadwege als Teil der Indikationsbeschreibung. Daraus ergäben sich große Chancen.

Das Ziel, im Gesundheitssystem den Raum für diagnostische Innovationen zu öffnen, wird allgemein angestrebt. Wie die Vielzahl der Hürden auf dem Weg dorthin zu nehmen ist, wird dagegen noch Gegenstand weiterer Diskussion sein. Nähere Informationen zum strategischen Dialog der Branche mit der Gesundheitspolitik und den Kostenträgern und den Aktivitäten der Veranstalter erhalten Sie von Dr. Volker Rosenbaum.

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