Gesundheitsökonomie

„Digitaler Leuchtturm“ im Nordosten gewinnt an Strahlkraft

EU fördert deutsch-polnisches Telemedizin-Netzwerk – Grundstein für eine innovative Gesundheitsversorgung gelegt

22.03.2010 -

Die europäische Telemedizin-Modellregion Pomerania strebt neue Dimensionen in der digitalen Vernetzung an. Wirtschaftsminister Jürgen Seidel und der Marschall der Wojewodschaft Westpommern, Władysław Husejko, starteten am 18. Januar in Greifswald die vierte Ausbau- und Förderphase des deutsch-polnischen Telemedizin-Netzwerkes.

Der Vorsitzende des Vereins „Telemedizin in der Euroregion Pomerania e.V.", Prof. Norbert Hosten, konnte eine Zusage für einen Zuschuss in Höhe von 11,4 Mio. € aus Mitteln des europäischen Programms INTERREG IV A in Empfang nehmen. Insgesamt beträgt das Projektvolumen für die kommenden fünf Jahre 13,4 Mio. €. Künftig werden 35 Kliniken in Polen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in der Euroregion Pomerania telemedizinisch vernetzt sein und zusammenarbeiten. Dabei sollen auch neue Anwendungsfelder der Telemedizin erprobt und eingeführt werden. „Das Projekt hat bundesweit und auch in Europa Pilotcharakter", sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, Jürgen Seidel. „Mit Unterstützung der EU haben wir den Grundstein für eine innovative Gesundheitsversorgung gelegt, die die demografischen Entwicklungen in der Region und eine moderne medizinische Infrastruktur in Einklang bringen soll."

Hauptziel des Gesamtprojektes unter Leitung des Vereins „Telemedizin Euroregion Pomerania" ist es, für die Bevölkerung der betroffenen Euroregion eine sowohl qualitativ hochwertige als auch wohnortnahe Diagnostik und Therapie für Tumor-, Herz-, Schlaganfall- und Unfallpatienten rund um die Uhr sicherzustellen. „Durch die Zusammenarbeit mit den polnischen Partnern wird eine ausgewogene Entwicklung der Region, die Angleichung und Harmonisierung der Lebensverhältnisse für die Menschen auf beiden Seiten angestrebt", unterstrich der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Uniklinikums Greifswald, Prof. Marek Zygmunt.

Neuland und Qualitätssprünge in der Telemedizin

Immer mehr medizinische Fachgebiete greifen auf die Potentiale einer digitalen Kommunikation zurück. Neben dem Ausbau etablierter Telemedizinanwendungen soll bei der Behandlung von Patienten mit Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen (Tele-HNO), bei gesundheitlichen Problemen mit den Augen (Tele-Ophthalmologie), bei der Versorgung von Schlaganfallpatienten (Tele Stroke Network) und im Bereich der Urologie (Tele-Urologie) und Neurochirurgie (Tele-Neurochirurgie) Neuland betreten werden.

Jede Minute zählt beispielsweise bei Menschen mit einem Schlaganfall. Weite Transportwege und schlechte Witterungsverhältnisse können durch eine Tele Stroke Unit ausgeschaltet werden. Mittels Übertragung von CT-Bildern sowie einer mobilen Video-Konferenzschaltung können die Hirngefäße dargestellt und rettende Eingriffe sofort vorgenommen werden.

Telemedizin in der HNO betrifft im Kern dezentrale Untersuchungen mit Endoskopen, deren Bildergebnisse übertragen und zur Einholung von Zweitmeinungen genutzt werden. Bei der Tele-Ophthalmologie werden vorrangig hoch aufgelöste Aufnahmen der Netzhautgefäße digital übertragen, um den Zustand eines erkrankten oder verletzten Auges beurteilen zu können. In der Urologie steht der Aufbau eines weborientierten Tumorregisters für die Medizinforschung im Vordergrund.

„Insgesamt wird das Projekt fünf neue, also dann zehn Telemedizinanwendungen umfassen. Die rasante technische Entwicklung wird auch dazu beitragen, die Qualität bisheriger Telemedizinstrukturen qualitativ zu verbessern, insbesondere in der Tele-Radiologie, dem Versenden von Bilddaten aus Röntgen- und Tomografie-Aufnahmen (CT/MRT), sowie der störungsfreien Übertragung von Videokonferenzen und bei multifunktionalen Telekonferenzlösungen zur Besprechung einer Patientensituation. Große Erwartungen setzen wir auch in die Weiterentwicklung der Tele-Pathologie. Da es nur noch wenige Pathologen gibt, werden Schnellschnitt-Gewebeproben - oftmals während einer Operation - direkt an einen Experten zur Diagnostik weitergeleitet. Scanner der neuen Generation können die Probe erst mal in ihrer Ganzheit abbilden, was die Bewertung eines Tumors erheblich erleichtert", so Projektleiter Prof. Norbert Hosten.

Nach aktuellen Schätzungen nimmt die Bevölkerung in den nächsten 20 Jahren in der Grenzregion um 15% ab, bei steigender Lebenserwartung und stagnierenden Geburtenzahlen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, Praxen und Klinikstellen fachgerecht zu besetzen. „Die Telemedizin bietet neue Lösungsansätze für eine optimale Betreuung der Menschen. Wir wollen die Vorreiterrolle in diesem wichtigen Sektor weiter ausbauen", begründete der Wirtschaftsminister das langjährige Engagement des Landes. „Die Telemedizin kann ausgewählte Leistungen an jeden beliebigen Ort transportieren. Damit wird patientennahe Versorgung in der Fläche und die spezialisierte Anbindung auch kleinerer Gesundheitsstandorte gesichert."

Netzwerk wächst auf 14 polnische und 21 deutsche Partner

Der Grundstein für das „Telemedizinische Netzwerk zur Unterstützung der Tumorversorgung in der Euroregion Pomerania" wurde 2002 gelegt. Bis 2006 wurden, gefördert von der Europäischen Union und vom Land Mecklenburg-Vorpommern, erste telemedizinische Versorgungsstrukturen mit zehn angeschlossenen Kliniken (Bergen, Stralsund, Greifswald, Pasewalk, Ueckermünde, Anklam, Demmin, Grimmen, Karlsburg und Wolgast) geschaffen. Mittels Tele-Pathologie, Tele-Radiologie, Tele-Kardiologie, Tele-Konferenzen und Tele-Mammografie konnte in Vorpommern ein neues Zeitalter in der Krankenversorgung eingeläutet werden. In einem zweiten Schritt wurden analog zum Netz in Vorpommern die sechs Nordbrandenburger Krankenhausstandorte Bernau, Eberswalde, Templin, Angermünde, Schwedt und Prenzlau angeschlossen. Vor vier Jahren begann der Aufbau einer Tele-Radiologiebrücke zur Pommerschen Medizinischen Akademie (PAM) und zum Onkologischen Zentrum in Szczecin. Zudem wurden erste telepathologische Arbeitsplätze in Polen eingerichtet.

In den nächsten Jahren sollen fünf weitere Standorte in Mecklenburg-Vorpommern (Ribnitz-Damgarten, Neustrelitz, Neubrandenburg, Malchin, Altentreptow) und 14 neue Partner in Polen ((Szczecin (5), Barlinek, Kolobrzeg, Koszalin (2), Stargard Szczecinski, Gryfice, Posznan, Polczyn Zdroj, Bialogardx)) an das Netzwerk andocken. Entsprechend des größeren Nachholbedarfes im Nachbarland geht mit 6,6 Mio. € der Hauptanteil der Mittel aus dem EU-Programm an den polnischen Projektpartner.

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