Gesundheitsökonomie

Erstes Laborforum in Frankfurt am Main

03.07.2011 -

Erstes Laborforum in Frankfurt am Main. Konstruktiv und kommunikativ sollte es sein, das erste Laborforum, ausgerichtet vom Industrieverband Spectaris, das Mitte April in Frankfurt am Main stattfand. Der Informationsaustausch zwischen Akteuren der Analyse-, Bio- und Labortechnik war erfolgreich. Anwender, Hersteller und Wissenschaftler fanden während der Veranstaltung eine gemeinsame Plattform für einen Austausch, der auch in Zukunft funktionieren kann.

Eingeleitet wurde das Forum von Josef May, Vorstandsvorsitzender bei Spectaris, der der Bio- und Labortechnik ein enormes Wachstum bescheinigte. May ermahnte, dass es an der Zeit sei, sich Veränderungen aktiv zu stellen. Gefolgt wurde seine Begrüßung von Vorträgen zu den Themenschwerpunkten „Anforderungen der Anwender an die Hersteller“ und „Aktuelle Entwicklungen in der Branche“.

„Wir brauchen einen Trialog zwischen Herstellern, Anwendern und Forschung“, forderte Dr. Manfred Rahe, Physiker und bei Satorius für neue Geschäftsfelder zuständig. Rahe sprach sich für mehr Kommunikation zwischen allen drei Bereichen aus. Zusätzlich forderte er eine integrierte Roadmap, welche in ausgewählten Bereichen Automatisierungsbedarfe vorsieht. Als Beispiel gab Rahe ein Projekt von Satorius an, bei dem internationale Entwickler in 100 Tagen ein neues Produkt für den asiatischen Markt entwarfen und umsetzten. Rahe warb für ein Konglomerat aus Kundenorientierung, weltweiter Vernetzung und Kooperation sowie marktorientierter Entwicklung. Er begründete dies mit der Aussicht, dass die Qualitätsanalyse zukünftig immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

Die Sicht einzelner Anwender vertraten u. a. Prof. Dr. Günther Gauglitz, Universität Tübingen, und Dr. Andreas Groß, BASF. Gauglitz wies zunächst auf die Trends in der Laboranalyse hin: Miniaturisierung, Parallelisierung, Fluidik, Imaging- Verfahren und softwaregestützte Anwendungen. Daraus ergeben sich laut Gauglitz zwei Richtungen: 1. komplexe Systeme und 2. günstige Alternativen. Da man in der Universität einerseits Wert auf Qualität legt, andererseits aber in typisch studentischer Manier „knapp bei Kasse“ ist, sind klare Forderungen an die Hersteller formuliert worden: Die Geräte sollen bedienerfreundlich, wartungsarm, günstig und modifizierbar sein. Der Wunsch geht in Richtung der Sicherung der Qualität anstelle des Qualitätssicherungsmanagements.

Ähnliche Trends sah auch Groß im Kommen. Um zu verdeutlichen, dass die Analytik in allen denkbaren Bereichen vertreten ist, konstruierte er folgenden Kreislauf (s. Grafik).

Groß legte mit diesem Kreislauf nahe. dass die Analyse in allen Bereichen, beispielsweise im Marketing, vertreten ist und am Ende der Produkt-Lebenszeit die häufig vernachlässigte Frage stehe: Was wird aus dem Abfallprodukt? Der Manager forderte seinerseits von den Herstellern mehr Kompatibilität der Geräte im Sinne offener Schnittstellen, einen hohen Automatisierungsgrad, sodass bei hoher Qualität die Kosten dennoch niedrig bleiben, und kürzere Durchsatzzeiten.

Die anschließende Podiumsdiskussion bot Vertretern und Herstellern die Möglichkeit, sich zu Forderungen und Wünschen von industrieller und wissenschaftlicher Seite zu äußern. Das Fazit war, dass sich die Anwender eine einfachere Bedienung wünschen, während die Hersteller oftmals unnötige Fragen wegen Produktschwierigkeiten kritisieren, die mit einer ausführlichen Schulung der Anwender umgangen werden kann.

Es war eine angeregte Diskussion, die in einem Punkt völlige Einigkeit erreichte: dem Nachwuchsschwund und der zukünftig drohenden Kompetenzlücke. Da die meisten Hersteller mittelständische Unternehmen sind, sehen sie sich aufgrund ihrer Unternehmensgröße nicht in der Lage, diesem wirtschaftlichen und politischen Trend entgegenzutreten.

Ein erfreuliches Ereignis, besonders nach der Debatte um den Nachwuchsschwund, war die Verleihung des „Labor-Bären“ an vier junge Nachwuchswissenschaftler. Dieser Anerkennungspreis wurde erstmals von Spectaris verliehen und ging an: 1. Jörg Gramich und Philipp Klein. Sie erhielten die Auszeichnung für den Umbau einer handelsüblichen Haushaltsmikrowelle, durch den Kohlenwasserstoffketten unter Zugabe von Aktivkohle zu Gasen zerlegt werden. Somit können zum Beispiel Kunststoff oder Altöl recycelt werden. 2. Dominik Schubert, der ein Prismenspektrometer entwickelte, das bei digitaler Bildaufnahme für jedes Pixel die Farbzusammensetzung analysiert. Diese Entwicklung kann beispielsweise in der Umweltanalytik eingesetzt werden. 3. Milan Gerovac, der einen Stoff untersuchte, welcher sich in das Erbgut von Krankheitserregern einbaut, um bei deren Vermehrung fast ausschließlich nicht überlebensfähige Viren entstehen zu lassen.

Am Nachmittag zogen Laborfachhändler Bilanz. Dem voran ging eine Gemeinschaftsstudie des Industrieverbands und der Unternehmensberatung Droege & Comp. Im Ergebnis besagt diese, dass der Deutsche Markt für Analysen-, Bio- und Labortechnik in den nächsten fünf Jahren ein Wachstum von jährlich 5–6 % erfahren wird. Dennoch sei dies kein Grund, sich zurücklehnen, denn nicht alle Hersteller werden von diesem Wachstum profitieren. Aufgrund eines sich wandelnden Marktes müssen die Unternehmen diesen Weg auf die eine oder andere Weise mit bestreiten. Dr. Björn Schlosser, Partner bei Droege, erklärte, dass die Unternehmen sich frühzeitig positionieren müssten. Die gegebenen Möglichkeiten sind sich als: 1. Innovationsführer – Alleinstellungsmerkmale bei Produkten und exzellente Beratung, 2. Qualitätsführer – verlässliche Produktqualität oder 3. Kostenführer – Niedrig-Preis-gebundene Ware anzusiedeln. Dafür erforderliche Maßnahmen sind laut Schlosser der Ausbau der Investitionen in Forschung und Entwicklung, in Qualität und Pflege der Marke sowie ein beständiges Kostenmanagement. Aufgrund einer steigenden Bedeutung von Eigenmarken des Handels erwartet er besonders im Bereich wenig beratungsintensiver Standardprodukte eine Verschärfung des Wettbewerbs, den die Hersteller ohne ein klares Profil nicht gewinnen könnten.

Insgesamt erschien die Veranstaltung für alle 160 Teilnehmer fruchtbar und erfolgreich. Das Laborforum fand erstmals statt und bot daher ebenfalls erstmalig eine Plattform zur gemeinsamen Diskussion für Vertreter aus Industrie, Herstellung und Anwendung. Ein nächstes Laborforum ist bereits für das kommende Jahr in Planung.

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