Kommentar: Eva Britsch zu saisonaler Aussagekraft aus Berlin
01.07.2011 -
Kommentar: Eva Britsch zu saisonaler Aussagekraft aus Berlin. Wie wunderschön mutet doch der Lenz an, der unsere besten Dichter zu so eindringlichen Bildern beflügelte: „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“, hat Eduard Mörike, im Zivilleben der faulste Pfarrer der schwäbischen Landeskirche, den Himmel auf Erden gedeutet.
Von dieser ersprießlichen Jahreszeit ließen sich wohl auch die Redenschreiber von Ulla Schmidt beflügeln, als sie der Ministerin für ihre Rede auf dem Frühlingsempfang der Deutschen Krankenhausgesellschaft hinreißende Worthülsen ins Manuskript einbauten: Dass nur ein „adäquater Personaleinsatz“ im Verein mit „modernen Managementmethoden“ das deutsche Krankenhauswesen retten wird, mag noch als eingängiges, wenn auch wohlfeiles Null-Statement dahingehen, zumal die rheinische Frohnatur Schmidt schon bemerkt hat, dass es „kein einfaches Patentrezept“ für die Zukunft geben wird.
Aber wenn die Ministerin auf den Föderalismus zu sprechen kommt, der doch gerade zum Wohle unserer Republik so zukunftweisend neu geordnet schien, dann lassen sie die wohlwollenden Geistern im Stich – denn die Länder kommen ihrer „Investitionsfinanzierungsverpflichtung“ nicht nach. Welch ein Niedergang der deutschen Sprachkunst, und das auch noch im Frühling, wo es doch um den „Wettbewerb um beste Qualität“ gehen soll. Frau Ministerin, immerhin gelernte Lehrerin, hätte sich lediglich ihrer bildungsbürgerlichen Wurzeln besinnen sollen, um mit klaren, metaphorischen Worten Lösungsvorschläge zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen zu entwickeln.
Vergil, der unvergessene römische Dichter, hat den Zusammenhang zwischen hoffnungsvoller Aufbruchsstimmung und Gesundheit präzise beschrieben: „Im Frühling kehrt die Wärme in die Knochen zurück.“ Mehr braucht es nicht, außer dem Blick auf eine „verfehlte Personalpolitik“, die von der Ministerin beklagt wird. Die sehen nämlich manche auf der höchsten Ebene.