Gesundheitsökonomie

Kongress Medizin Innovativ: Finanzierung von Hightechmedizin

27.08.2011 -

Kongress Medizin Innovativ: Finanzierung von Hightechmedizin. Die gute Nachricht in Hinblick auf die Hochschulmedizin in Deutschland ist, dass unter den sich verändernden Rahmenbedingungen der Gesundheitspolitik im Jahre 2008 zwei Drittel aller Universitätsklinika die Umstellung auf das DRG-System erfolgreich gemeistert haben. 25,8 % der Universitätsklinika erzielen einen Jahresüberschuss, 41,9 % weisen ein ausgeglichenes Budgetergebnis auf, und nur noch 32,3 % leiden unter Defiziten.

Diese Entwicklung kann auch im Hinblick auf die Basisfallwerte verdeutlicht werden. Hier weisen 61 % aller Universitätsklinika einen Gleichstand zwischen individuellem Basisfallwert und Landesbasisfallwert auf. Nur noch bei 13 % der Universitätsklinika übersteigt der individuelle Basisfallwert den Landesbasisfallwert. Diese Zahlen zeigen, dass sich der Großteil der Universitätsklinika auf das neue Entgeltsystem gut eingestellt hat.

Auch für die Zukunft sind die Verantwortlichen der Universitätsklinika optimistisch: 78 % aller Universitätsklinika rechnen auch in den nächsten Jahren mit Patientenzuwächsen, was auf eine attraktive Patientenversorgung auf sehr hohem Qualitätsniveau hinweist.

Im DRG-System stellen allerdings nach wie vor bestimmte Patientenfälle ein finanzielles Risiko dar. Dies gilt insbesondere für Diagnosen mit besonders schwerem und komplexem Krankheitsverlauf. Der wirtschaftliche Druck könnte daher die Tendenz verstärken, dass Krankenhäuser geringerer Versorgungsstufe „nicht kostendeckende“ Patienten an Häuser höherer Versorgungsstufe weiter überweisen.

Die Universitätsklinika stehen hier am Ende der so genannten Versorgungskaskade, nicht zuletzt auch deswegen, weil die Universitätsklinika über modernste technische Geräte in den Bereichen Diagnostik und Labor verfügen, was in Anbetracht der enormen Kostenlast nicht von allen Krankenhäusern vorgehalten werden kann.

Wo Aufwind ist, muss auch Abwind sein. Dies betrifft die Universitätsklinika in erster Linie durch die immer weiter aufgehende Kostenschere. Die enorm steigenden Kosten bei mehr oder minder gedeckelter Einnahmesituation sind Konsequenz der Tarifabschlüsse im Bereich des ärztlich-wissenschaftlichen Dienstes. Dieser Bereich ist auch Hauptkostentreiber in der Entwicklung bei den Gesamtpersonalkosten. Je nach Ausgangssituation ist es durch diese Tarifabschlüsse zu einer Personalkostensteigerung zwischen 15 %–20 % gekommen. Ähnliche Sorgen bereitet die deutliche Aufwandssteigerung in Folge der Energiepreisentwicklung. Hier ist mit einem Kostenwachstum zwischen 10 %–15 % zu rechnen. Vergleichbar verhält sich auch die Aufwandssteigerung beim medizinischen Bedarf (10 %–15 %), Diese Kostenschere muss geschlossen werden, will man eine Existenzbedrohung der Universitätsklinika á la longue vermeiden.

Schließlich gehört der bestehende Investitionsstau zu den negativen Entwicklungen für die Universitätsklinika. Nach einer Umfrage des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) schätzen zehn Universitätsklinika ihren Investitionsstau zwischen jeweils 100– 250 Mio. € ein, acht sogar zwischen 250–500 Mio. €. Wenn dieser Investitionsstau nicht in absehbarer Zeit abgebaut wird, kann auch er zur Existenzbedrohung für einzelne Universitätsklinika führen.

Die Politik ist aufgerufen, diese gegenläufigen Entwicklungen zu realisieren und den Universitätsklinika zu helfen, auch weiterhin erfolgreich zu sein, ansonsten steht eine Reduktion der Anzahl der Universitätsklinika ins Haus. was wiederum eine Einschränkung im Hinblick auf den medizinischen Fortschritt, vor allen Dingen aber im Hinblick auf die Ausbildung junger Mediziner bedeuten würde.

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