Gesundheitsökonomie

Vier deutsche Regionen gehören zu den Top Ten-Standorten der Klinischen Forschung

05.07.2012 -

Vier deutsche Regionen gehören zu den Top Ten-Standorten der Klinischen Forschung. Im vergangenen Jahr gehörten vier deutsche Regionen zu den weltweiten Top Ten-Standorten der Klinischen Forschung und Entwicklung: Berlin, Hamburg, Ruhrgebiet, Dresden/Leipzig. Erstmals veröffentliche Untersuchungen einer der größten deutschen Forschungsorganisationen (Asklepios proresearch) führen allerdings zu dem Ergebnis, dass bis 2020 nur noch zwei europäische und keine deutschen Metropolen mehr dabei sein werden. Cornelia Wolf, Leiterin von Asklepios proresearch: „Im Jahr 2020 kommt der medizinische Fortschritt aus Russland, Indien oder China.“ London werde von heute Rang 4 auf Rang 10 abrutschen, Moskau von Platz 9 auf Rang 5 vorrücken, so Cornelia Wolf weiter.

Basis der erstmals veröffentlichten Rankings sind demografische Szenarien, geplante Vorhaben im Gesundheitswesen, regionale Potentiale, gesamtwirtschaftliche Megatrends einzelner Volkswirtschaften sowie die Gewichtung dieser Faktoren. Schon heute findet klinische Forschung hauptsächlich in Metropolregionen statt. Dieser Trend wird sich mit der zunehmenden Entwicklung und Industrialisierung von immer mehr urbanen Agglomerationen außerhalb der heutigen westlichen Welt massiv verstärken.

Abschied von einer der größten Wachstumsbranchen des 21. Jahrhunderts

Die Tatsache, dass nach den hier vorgelegten Untersuchungen Deutschland im Jahr 2020 nicht mehr unter den 10 relevantesten Regionen der Welt vertreten ist, bedeutet nicht notwendigerweise, dass die medizinische Versorgung schlechter wird. „Allerdings“, warnt Wolf, „führt die gegenwärtige Entwicklung im Krankenhaussektor dazu, dass sich Deutschland von einer der größten Wachstumsbranchen des 21. Jahrhundert verabschiedet.“ Der grundsätzliche Denkfehler bestehe darin, die nationale Gesundheitsversorgung nur als Kostenblock und nicht als Wirtschaftsfaktor zu begreifen, so Wolf weiter. Dabei könnte gerade die Krankenhausversorgung einer der strukturellen Wettbewerbsvorteile Deutschlands sein.

Wolf erklärt warum: „Die Gesundheitsindustrie funktioniert nach denselben Gesetzen wie der Exportweltmeister Maschinenbau oder andere Branchen. Nur wer in der eigenen Volkswirtschaft ein hohes Maß an Expertise besitzt, kann entsprechende Produkte oder Dienstleistungen hervorbringen und profitabel exportieren.“ Vor allem in aufstrebenden Volkswirtschaften wie Indien oder China könnte Deutschland sein Wissen und Dienstleistungen vermarkten. Einhergehend mit steigendem Wohlstand werde dort das Bedürfnis nach Gesundheit die Nachfrage nach Spezialwissen in der nationalen Gesundheitsversorgung explodieren lassen. „Aber wenn die Krankenhäuser immer mehr sparen müssen, rationalisieren wir damit gerade auch unser größtes Kapital weg: Das umfangreiche Wissen in der klinischen Versorgung einer Millionenbevölkerung.“

Konglomerate werden in Europa klinische Forschung aufgreifen

Die grundsätzliche Marktbedeutung der Bundesrepublik führt in den kommenden zwei Jahrzehnten dazu, dass große europäische Klinik-Konglomerate von Deutschland aus koordiniert die klinische Forschung aufgreifen werden. Ziel ist es, sich im Wettbewerb über Qualität zu differenzieren. Ein Problem wird es dabei sein, angesichts der Leistungsverdichtung in der Versorgung mit regulärem Personal zu forschen. Deshalb werden die Forschungseinheiten dieser Konglomerate über eigenes Personal verfügen, das die Kollegen in der regulären Versorgung zudem entlastet.

Deshalb werden Krankenhäuser mit aktiver Forschung auch eine bessere medizinische Versorgung bieten können, als Häuser ohne Forschung. Bei solchen Konglomeraten muss es sich nicht notwendigerweise um private Klinikketten handeln, obwohl diese nach Akquisitionen von Universitätskliniken unter den Top Playern zu finden sein dürften. Denkbar sind aber auch Kooperationen vieler Häuser, beispielsweise freigemeinnütziger Einrichtungen, die sich über die europäischen Ländergrenzen hinweg zusammenschließen.

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