Gesundheitsökonomie

Zentraler OP-Bereich: Wege verkürzt, Personal entlastet, Zeit gespart

17.12.2010 -

Ein OP-Alltag kann sowohl für das klinische Personal als auch für die Patienten zum echten Stressfaktor werden. Denn je nachdem, wie die Operationssäle ausgelastet sind und wie die Koordination zwischen diesen und den angeschlossenen Einheiten wie Intensivstationen sowie Stationen funktioniert, kann es schnell zu Engpässen kommen.

Damit die Arbeit im OP-Saal reibungslos funktioniert, müssen allen voran Kapazitäten abgeglichen und Regeln für die OP-Planung aufgestellt werden, um eine gleichmäßige Auslastung zu ermöglichen. „Zum Regelwerk gehört u.a., dass Patienten, die dringend operiert werden müssen und somit an erster Stelle auf dem Plan stehen, auch in jedem Fall als Erste operiert werden", berichtet Dr. Evangelos Tsekos, OP-Manager an der Uniklinik Düsseldorf und 2. Vorsitzender des Verbandes für OP-Management. Dazu gehören auch einheitliche Regeln für die Urlaubsplanung des Personals und eine eventuell nötige Umschichtung der Kapazitäten im Laufe des Tages, um die Auslastung der OP-Säle gleichmäßig aufrechtzuerhalten.

Der große Konfliktpunkt des OP-Managements war und ist in vielen Krankenhäusern nach wie vor die Interdisziplinarität der OP-Säle. „Früher wurden sie klinikbezogen gebaut und genutzt. Und das aufzubrechen, ist eine der großen Schwierigkeiten des OP-Managements", so Tsekos. Dennoch ist es unentbehrlich, dass in großen Kliniken unterschiedliche Bereiche miteinander kooperieren und arbeiten, damit wichtige Eingriffe jederzeit durchgeführt werden können.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen im Hinblick auf die Steigerung der Effizienz im OP-Saal sind dessen bauliche Strukturen. In der Düsseldorfer Uniklinik eröffnet 2011 ein Neubau des Zentrums für Operative Medizin II mit zehn OP-Sälen. „Die baulichen Strukturen haben wir versucht so anzupassen, dass die Prozesse insgesamt schneller werden", sagt Tsekos. Dazu gehört die Kombination einer sog. Holding-Area und eines Aufwachraums. „Die Holding-Area ist von der Flughafenkoordination abgeleitet: Bevor ein Flugzeug startet, werden die Passagiere in einem Bereich gesammelt. So ähnlich verläuft es auch in der Klinik."

Die Patienten werden unabhängig von der gerade laufenden OP von ihrer Station in die Holding-Area bestellt, wo unter anderem die Vollständigkeit der Unterlagen überprüft und der Patient auf den Eingriff vorbereitet wird. Der Vorteil: „Der Patient ist sofort verfügbar, wenn ihn das OP-Personal benötigt", so Tsekos. Außerdem können die Mitarbeiter auf der Station die Zeit für den zu operierenden Patienten im Vorfeld bereits einplanen und geraten so nicht unter unnötigen Zeitdruck.

Zurzeit sieht die Situation vor einer OP an der Uniklinik Düsseldorf jedoch noch anders aus: Rund 30-60 Min. vor einem Eingriff muss das Stationspersonal den Patienten in den OP-Bereich schicken. „Für die Mitarbeiter dort ist es jedes Mal ein enormer Aufwand, denn sie müssen den Patienten unter anderem herunter bringen und ggf. sogar einen Transport organisieren. Das sind alles Störfaktoren, die den Ablauf auf der Station erheblich durcheinanderbringen."

Eine zweite wesentliche wichtige Komponente für die Steigerung der Effizienz im OP-Saal, die mit dem Neubau in Düsseldorf im kommenden Jahr ebenfalls eingeführt wird, ist ein zentraler Narkose-Einleitungsbereich. Hier erhält der Patient, nachdem er in der Holding-Area vorbereitet wurde, unabhängig vom OP-Betrieb die Narkoseeinleitung. Da insgesamt vier solcher Narkose-Bereiche benachbart sind, ist laut OP-Manager Tsekos der Überwachungsaufwand deutlich geringer.

Der Unterschied zum herkömmlichen Ablauf ist enorm: In vielen Krankenhäusern erfolgt die Narkoseeinleitung für den nächsten Eingriff zwischen zwei Operationen im Saal selbst. Dadurch entsteht für das Anästhesie-Personal ein enormer Zeitdruck, weil der Saal nicht vorbereitet werden kann. In der Folge ergeben sich daraus wiederum Verzögerungen, die den gesamten OP-Plan durcheinanderbringen. Zwar haben einige Kliniken auch OP-Säle mit speziellen Einleitungsräumen, in denen der Patient unabhängig von der OP vorbereitet werden kann. „Allerdings besteht hier der Nachteil, dass der Patient von mindestens einer Anästhesie-Pflegekraft bewacht werden muss, die woanders eventuell gebraucht wird", sagt Tsekos. In einem zentralen Einleitungsbereich fällt eine solche Personalbindung weg. Um lange Wege zu vermeiden, wurden Gänge im gesamten neuen OP-Bereich bewusst nicht in die Planung einbezogen, sondern die OP-Säle dafür gegenüber gelegt.

Der Neubau in der Düsseldorfer Uniklinik ist ein Beispiel dafür, wie bauliche Strukturen an die Prozessfolge angepasst werden können. „Manche Schritte müssen auch parallelisiert werden, um eine höhere Auslastung der OP-Säle zu erhalten", sagt Tsekos und ist sich sicher: „Kliniken mit nur zwei oder drei OP-Sälen sind unwirtschaftlich, weil der Personaleinsatz für deren Betrieb einfach zu hoch ist." In einem zentralen OP-Bereich dagegen könnten die Mitarbeiter schneller eingearbeitet werden.

Die Düsseldorfer Uniklinik geht jedoch nicht nur hinsichtlich der Gestaltung des zentralen OP-Bereichs neue Wege. Auch auf dem Gebiet der Medizintechnik wird es mit zwei Hybrid-OPs und einem integrierten intraoperativem Computertomografen eine Neuerung geben. Die ist laut dem OP-Manager enorm wichtig für den täglichen Ablauf - einerseits für die Qualität der Arbeit des Chirurgen, andererseits für das Zeitmanagement im OP-Saal selbst. „Durch die integrierte Bildgebung wird Zeit gewonnen, die sich im Alltag bemerkbar macht und somit auch die Effizienz steigert."

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