Hygiene

Christian Krickhahn im Interview: Computerbasierte MRSA-Surveillance METHIOS

11.07.2012 -

Christian Krickhahn im Interview: Computerbasierte MRSA-Surveillance METHIOS. „Effiziente Infektionsprävention und Kostenreduktion im Krankenhaus durch die Computerbasierte MRSA-Surveillance METHIOS“: Mit dieser Arbeit überzeugte cand. med. Christian Krickhahn, Universitätsklinikum des Saarlandes, den Expertenkreis „IKOP – Infektionskontrolle im OP“ und gewann den IKOP Innovationspreis für angewandte Infektionsprävention 2007. Der mit 5.000 € dotierte Preis wird von der Mölnlycke Health Care unterstützt. Ulrike Hoffrichter sprach mit Preisträger Christian Krickhahn.

Management & Krankenhaus: Was genau haben Sie entwickelt?

Christian Krickhahn: METHIOS steht für Methicillin-resistant Staphylococcus aureus Intelligent Operating System. Es handelt sich um eine Netzwerkbasierte Software, mit der eine strukturierte und gezielte MRSASurveillance aufgebaut und durchgeführt werden kann. Charakteristika sind ein schneller, bidirektionaler Informationsfluss zwischen den Stationen und der die Surveillance betreibenden Institution (z.B. Abteilung für Krankenhaushygiene), die Erstellung von Behandlungsplänen, sowie verschiedene Alarm- und Erinnerungsfunktionen, um nur einige Features zu nennen. Erstmals ist eine prospektive „Realtime-MRSA-Surveillance“ möglich, welche Problemkonstellationen (z.B. nosokomiale Übertragungen, Clusterbildungen oder Fehler im Behandlungsregime) rechtzeitig erkennen lässt und mit der sehr zeitnah reagiert werden kann.

Management & Krankenhaus: Worin liegt die Potenz dieser Software?

Christian Krickhahn: Durch die Anwendung von METHIOS konnten wir eine Verbesserung des Patientenoutcome aufzeigen, u.a. durch eine signifikant höhere Anzahl an MRSAEradikationserfolgen, mit den dadurch verbundenen Synergismen patientenindividueller und kostenökonomischer Betrachtungen.

Management & Krankenhaus: Was unterscheidet METHIOS von vergleichbaren Angeboten?

Christian Krickhahn: Derzeit existiert unseres Wissens nach kein vergleichbares System, da die Grundvorgabe eines effizienten und reliablen Arbeitens auf dem Gebiet der Surveillance auch die Fähigkeit sein muss, unter den Bedingungen eines Krankenhauses der Maximalversorgung eingesetzt werden zu können. Bisherige Programme besitzen entweder nur einen rein informativen Charakter zur MRSA-Problematik oder verfolgen einen retrospektiven Ansatz im Sinne einer Datenauswertung. Zudem ist deren Zielsetzung auch nicht das Erstellen von gerichteten patientenindividuellen MRSA-Eradikationsvorgaben. Das Besondere an METHIOS ist, dass die von den Stationen und der Krankenhaushygiene eingegebenen Daten nach speziell entwickelten Algorithmen in Echtzeit analysiert, verglichen und ausgewertet werden.

Dieser Ansatz ist bewusst prospektiv gewählt worden, damit spezielle, patientenindividuelle und an die jeweilige Station angepasste Behandlungspläne erstellt und praktisch umgesetzt werden können. Weil schon bei der Entwicklung dieser Software eine „Realtime-MRSASurveillance“ angestrebt wurde, ist METHIOS u. a. in der Lage, Funktionen zur statistischen Auswertung, die Berechnung des aktuellen Patientenstatus, das Erstellen von Berichten z.B. für weiterbehandelnde Ärzte oder für die DRG-konforme Dokumentation, ebenfalls in Echtzeit bereitzustellen. Die Summe dieser vielen, in der Gesamtheit hier nicht darstellbaren Funktionen und Features, ermöglichen eine besonders effektive Form der MRSA-Surveillance.

Management & Krankenhaus: Ist METHIOS auf allen relevanten Stationen einsetzbar? Wer sollte sie bedienen?

Christian Krickhahn: METHIOS besteht aus einer Vielzahl von Modulen, übergeordnet die Surveillance-Software selbst. Zu Beginn unserer Studie wählten wir Stationen mit hohem MRSA-Aufkommen aus. Angeschlossen werden können prinzipiell alle Stationen, Ambulanzen, Intensivstationen, OPs und teilstationäre Bereiche (z.B. Dialyseabteilungen). Ebenfalls ist die Anbindung weiterer Krankenhäuser im Sinne eines regionalen Netzwerkes denkbar, sogar Allgemeinarztpraxen, ambulante Pflegedienste oder Pflegeeinrichtungen könnten an ein solches Netzwerk angebunden werden. Die Bedienung der Surveillance- Software kann durch jeden erfolgen, der MRSA-Patienten betreut und oder eine MRSA-Surveillance durchführt. Die auf den Stationen angeschlossenen MRSA-Clients sind einfach und praktisch konzipiert, so dass eine intuitive Programmbedienung erfolgen kann.

Management & Krankenhaus: Wird sie bereits eingesetzt? Falls ja, bewirkte sie bereits positive Ergebnisse?

Christian Krickhahn: Das Konzept „Software- basierte MRSA-Surveillance mit METHIOS“ wird seit März 2006 im Universitätsklinikum des Saarlandes untersucht. In einer prospektiven Studie mit der Fragestellung, ob eine MRSA-Surveillance mit METHIOS einen signifikanten Einfluss auf die Anzahl der dauerhaften Eradikationserfolge hat, wurden Patienten, die mit und ohne dieses Verfahren behandelt wurden, in Gruppen zusammengefasst und verglichen. Mit METHIOS konnten, mit 80 % MRSA-Eradikationserfolg (20 % in der Vergleichsgruppe ohne), signifikant mehr Patienten erfolgreich und dauerhaft eradiziert werden. Die genauen Studienergebnisse werden im Journal of Hospital Epidemiology and Infection Control veröffentlicht.

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