Einhaltung der Hygienparameter zur Bekämpfung von Baketerien
09.02.2012 -
Einhaltung der Hygienparameter zur Bekämpfung von Baketerien. Legionellen, Salmonellen, Schigellen…, trotz einer gewissen Hygienehysterie, die von den USA speziell in deutschsprachige Länder übertragen wurde, lassen sich die Bakterien nicht stoppen. Die Zahl von Infektionserkrankungen steigt anstatt zu sinken. Dass in diesem Frühsommer in Fulda acht Menschen an einer Salmonellenvergiftung starben ist alarmierend. Unsere (fast) perfekten Kontrollsysteme lassen (fast) immer einen Schuldigen finden, doch selbst wenn der ins Gefängnis geschickt wird, ist den Betroffenen nicht geholfen. Helfen kann nur ein perfekte Hygiene, die allen, die in Heimen und Kliniken arbeiten, stets neu vor Augen geführt wird.
Die entsprechende Technik zur Einhaltung von Hygieneparametern steht zur Verfügung. Sie muss allerdings auch entsprechend genutzt werden. Spülautomaten oder Desinfektionsgeräte die in Krankenhäusern, Heimen oder in der Gemeinschaftsverpflegung generell eingesetzt werden, machen von Hause aus nämlich keine Fehler. Prof. Dr. Heike Martiny, Charité, Berlin und Schatzmeisterin der „Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene“ (DGKH) setzt mit ihrem Erfahrungsschatz auf eine solche Technik: Da technische Prozesse mit der stets gleichen Qualität ablaufen, machen Maschinen keine Fehler. Werden Reinigungsarbeiten dagegen manuell durchgeführt, ist menschliches Versagen nie auszuschließen. Dass sich krankmachende Keime in jüngster Zeit derart rasant ausbreiten konnten, liegt nach Ansicht der Professorin daran, dass die Bakterien mit ihrer „Erfahrung ums Überleben“, die Menschen „überlistet“ haben. Heike Martiny: „Die Bakterien waren einfach früher da. Der Mensch hat den Bakterien einen viel zu großen Spielraum überlassen, indem er über Jahrzehnte gültige Selbstverständlichkeiten aufgegeben hat.
Früher wurde Wäsche beispielsweise nicht nach den Vorgaben der Werbung bei dreißig oder vierzig Grad gereinigt, sondern gekocht. Damit waren die Bakterien tot.“ Die Wissenschaft hat inzwischen erkannt, dass viele Infektionen hausgemacht sind. Allerdings sterben immer noch zehntausende von Patienten in deutschen Heimen und Krankenhäusern an den Folgen von Erkrankungen (Sepsis), für die sie nicht in eine Klinik gebracht wurden. Um diese dramatische Lage in den Griff zu bekommen, hat die Bundesregierung für Forschung in dieser Sache einen Betrag von knapp einer halben Million Euro zur Verfügung gestellt. Man muss jedoch nicht gleich in solchen Dimensionen versuchen, Hygiene sicherer zu machen. Jeder kann mit kleinen Dingen im Alltag einen deutlichen Schritt nach vorne tun. Prof. Martiny: „Die meisten von uns denken z. B. nicht mehr daran, sich die Hände richtig zu waschen. So heißt es ganz richtig ‚vor dem Essen, Hände waschen nicht vergessen‘. Aber nicht so husch, husch. Wer es richtig machen will, benötigt für einen Händewaschgang etwa drei Minuten.“
Die anerkannte Hygieneexpertin verweist auch darauf, dass Zahnmediziner die Vertreter ihrer Fakultät häufig vor Probleme stellen. Speziell seien es die Suktoren, mit denen der Speichel eines Patienten während der Behandlung abgesaugt wird. Selbst wenn das Mundstück bei jedem Patienten ausgewechselt würde, verbliebe ein großes Risiko im Schlauch des Saugers. Gelange nämlich der Suktor (aus Versehen) an die Innenwand der Backe eines Patienten, infiziere sich durch den Umkehrschub des Gerätes der aktuell behandelte Patient unweigerlich an dem Bakterium des vorbehandelten Patienten. Die aus den USA nach Europa vermittelte Desinfektionshysterie hält Prof. Martiny für übertrieben: „Es ist der falsche Ansatz, wenn man z. B. damit beginnt, Mülltüten zu desinfizieren. Damit wird das, was drin ist, sicher nicht hygienischer. Oder – dass Kinder nicht mehr auf dem Fußboden spielen dürfen, weil sich darauf vielleicht ein paar Staubmäuse gebildet haben. Wir müssen vielmehr unser Immunsystem, das sich schlafen gelegt hat, neu aktivieren.“
Ein Prozess der Desinfektion lohnt sich laut der Expertin immer dort, wo wir es bereits mit durch Alter oder Krankheit geschwächten Immunsystemen zu tun haben. Also in Krankenhäusern und Alten(Pflege)Heimen. Es sei richtig und sinnvoll, wenn der Gesetzgeber mit Hilfe von Normen die Desinfektion von Medizinprodukten vorschreiben, da mit Hilfe dieser Medizinprodukte kontaminierte Gegenstände desinfiziert werden müssen. Martiny: „Nehmen wir die so genannten Steckbeckenspüler für Liegendpatienten als Beispiel. Mit ihrem Einsatz geht notwendige Desinfektion einher, die Übertragungskette von einem Patienten zum anderen lässt sich somit unterbrechen. Das macht Sinn. Ich wehre mich auch seit Jahren gegen den Einsatz von Einmal-Systemen für die Entsorgung menschlicher Ausscheidungen. Das ist nicht im Sinne einer Hygiene, wie wir sie verstehen. Nämlich in dem der Prophylaxe: Eingreifen bevor es passiert ist.“ Das Problem bei der Hygiene allerdings sei, dass man sie erst erkenne, wenn sie Probleme mache. Prof. Martiny: „Gute Hygiene macht keine Probleme und ist damit öffentlich nicht wahrzunehmen. Wenn wir Normen entwickeln, um Hygiene zu garantieren, dann deshalb, um Prozesse wiederholbar zu machen, die Hygiene garantieren.“