Endoskope und Zusatzinstrumente – Einwandfreie Hygiene ist Pflicht
03.12.2010 -
Endoskope und Zusatzinstrumente müssen hygienisch einwandfrei sein, sonst riskieren Krankenhäuser und niedergelassene Praxen den Entzug von endoskopischen Leistungen. Weder Mundhöhle noch Dickdarm, die bei der Endoskopie passiert oder eingesehen werden, sind steril. So können Keime von einem Patienten auf den anderen übertragen werden, wenn das Endoskop und Zusatzinstrumente unzureichend aufbereitet wurden.
Seit 2003 sind die hygienischen Bedingungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention am Robert Koch-Institut für alle medizinischen Einrichtungen, die mit Endoskopen arbeiten, verbindlich und „geben ein Höchstmaß an Sicherheit wieder", sagt Prof. Michael Jung, Internist und Gastroenterologe am St. Hildegardis-Krankenhaus Mainz.
Bei der Aufbereitung von Endoskopen werden insgesamt fünf Arbeitsschritte durchlaufen. Bei der Vorreinigung werden die Kanäle des Endoskops durchgebürstet und mit reinigend-desinfizierender Lösung durchgespült. „Dieser erste Arbeitsschritt eliminiert schon einen großen Prozentsatz an Keimen in den Endoskopiekanälen", sagt Jung. Während die Vorreinigung manuell durchgeführt wird, finden alle anderen Arbeitsschritte im Reinigungs- und Desinfektionsautomaten (Endoskopie-Waschmaschine) statt. Dazu gehören die Reinigung, Desinfektion, Schlussspülung und Trocknung. Bis vor etwa zehn Jahren wurden Endoskope noch überwiegend manuell in einer Wanne gereinigt. Diese Art und Weise der Aufbereitung ist mittlerweile überholt.
Zur Desinfektion wurde jahrelang Glutaraldehyd als Referenzprodukt verwendet, „weil damit auch gefährliche Viren innerhalb von 5-20 Min. abgetötet werden", berichtet Jung. Der Nachteil dieser flüssigen, chemischen Verbindung aber waren reizende Dämpfe, die beim Personal zum Teil Nebenwirkungen an Haut und Atemwegen sowie Allergien hervorgerufen haben. Deshalb wird heutzutage überwiegend mit Peressigsäure in einem geschlossenen System desinfiziert. Jung: „Diese wirkt noch schneller und besser auf Viren als Glutaraldehyd und bekämpft ebenso die sehr resistenten Tuberkulosebakterien." Den Endoskopen selbst schadet das hoch wirksame Desinfektionsmittel nicht.
Wie wichtig hygienisch einwandfreie Endoskope und deren Zusatzinstrumente nicht nur für Patienten, sondern auch für Krankenhäuser und niedergelassene Praxen sind, weiß Jung: „In der Regel werden große klinische Abteilungen und auch größere Praxen in Abständen von drei bis sechs Monaten von Mitarbeitern der Hygieneinstitute auf die Einhaltung der Hygiene-Richtlinien kontrolliert. Dann muss alles einwandfrei sein, sonst riskiert die Einrichtung den Entzug von endoskopischen Leistungen."
Anders als Endoskope müssen sämtliche Zusatzinstrumente wie Biopsiezangen und Schlingen nicht desinfiziert, sondern sterilisiert werden. Dabei ist deren Sterilisation entscheidend, da mit diesen Instrumenten während der Untersuchung Schleimhautproben entnommen oder Polypen entfernt werden. „So werden Gefäße geöffnet, wodurch Keime leicht übertragen werden können", berichtet Jung. Doch im Hinblick auf die Sterilisation von Zusatzinstrumenten herrschte lange Zeit eine Diskussion, ob aufgrund des komplexen Aufbaus dieser Instrumente eine Sterilisation überhaupt möglich ist.
Als Konsequenz bieten sämtliche Hersteller seit etwa zehn Jahren zunehmend Zangen, Schlingen und andere Geräte als Einmalinstrumente ein. „Sie sind mittlerweile so preisgünstig, dass sich eine Wiederaufbereitung kaum mehr lohnt", weiß der Internist. Denn bis beispielsweise eine Zange steril ist, muss ein enorm aufwendiger und langer Prozess durchlaufen werden. „Bei den heutigen Kosten für eine Biopsiezange lohnt sich der Aufwand kaum noch", sagt Jung.
Ende der 90er Jahre sorgte ein spektakulärer Fall für Aufsehen, der die Sicherheit der Endoskopie hinterfragte. Damals kamen Hintergründe über eines Hepatitis-C-Virus an die Öffentlichkeit, die eindeutig im Rahmen von Koloskopien von einem auf die anderen Patienten weitergegeben wurden. „Es war molekularbiologisch nachweisbar, dass das gleiche Virus-Genom beim infizierten Patienten wie bei den nachfolgenden Patienten vorhanden war", erläutert Jung. Zwei Patienten erkrankten danach an Hepatitis C. Seitdem sind europäische und deutsche Richtlinien noch eindeutiger definiert. Ab 2011 werden auch Reinigungs- und Desinfektionsautomaten generell validiert und zertifiziert - ein Schritt mehr zu hoher Aufbereitungsqualität in der Endoskopie.