Infektionsprävention im Krankenhaus: Genuin antimikrobielle Oberflächen helfen Patientenschaden und Kosten vermeiden
26.03.2013 -
Infektionsprävention im Krankenhaus: Genuin antimikrobielle Oberflächen helfen Patientenschaden und Kosten vermeiden. Das steigende Durchschnittsalter, höhere Morbiditätsraten und wachsender Bedarf an medizinischer Betreuung haben großen Einfluss auf unser Gesundheitssystem.
In der stationären Behandlung verstärken diese Faktoren – etwa durch die beeinträchtigte körpereigene Abwehr älterer Kranker – die bereits kritische hygienische Situation. Worin bestehen für Krankenhausverantwortliche die Lösungsmöglichkeiten?
In der medicallounge, einem Ausstellungs- und Weiterbildungszentrum in einem renovierten Berliner Umspannwerk aus den Dreißigern, sprachen im April Krankenhaushygiene- Experten über Wege aus dem Dilemma.
Von rund 1,75 Millionen nosokomialer Infektionen jährlich in Europa gehen vorsichtige Schätzungen aus, so Prof. Dr. Josef Peter Guggenbichler, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten und Präventive Medizin an der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche in Erlangen und einer der renommierten Sprecher in Berlin. Die Letalität, so die erschreckenden Zahlen, liegt bei rund 175.000 Patienten pro Jahr.
Steigende Resistenzen bei durch allzu freizügig verabreichte Antibiotika verschärfen das Problem. – Wer im Krankenhausmanagement hier nicht schon aus ethischen Gründen dringenden Handlungsbedarf sieht, wird sich aus Kostengründen jetzt nach Wegen umsehen, wie er eine Verringerung dieses Problems herbeiführen kann: Unter DRGs ist es äußerst schwierig, nicht eingangs diagnostizierte Infektionen abzurechnen, und infektionsbedingte Liegezeitverlängerungen bis zu zwei Wochen und mehr gehen deutlich ins Geld – rund 2,6 Mrd. € kosten nosokomiale Infektionen die Krankenhäuser jährlich, so die Schätzung.
Lösungsansätze
Auch wenn es für die positive Wirkung von Flächendesinfektion und Raumlufttechnik in sensiblen Bereichen keine Studien gibt, so zählen diese Methoden nach wie vor zu den Müssern der Hygieniker im Krankenhaus, so Prof. Guggenbichler. Und es gibt einen Bereich, der signifikant zur Infektionsvermeidung beitragen kann und bislang jedoch missachtet wurde: Oberflächen, die genuin antimikrobiell wirksam sind.
Hierzu zählen beispielsweise, so Forschungsergebnisse des Erlanger Hygieneexperten, Lacke und Keramik mit Nanosilber- Beschichtung – verminderte Biofilmbildung und verringerte Adhärenz sind die positiven Effekte.
Beispiel Linoleum
Auch ein Bodenbelag-Material eignet sich durch seine Eigenschaften hervorragend für die Vermeidung von Infektionen: In einer geblindeten Untersuchung belegte Prof. Giggenbichler anhaltende antimikrobielle Effekte von Linoleum insbesondere aus dem Haus Forbo Flooring.
Dafür, dass S. aureus, P. aeruginosa und C. albicans auf diesem Belag verschwinden, zeichnet eine Oxidationsreaktion des Leinöls im Linoleum verantwortlich.
„Linoleum ist ein exzellenter Bodenbelag – es verbindet Tradition und Innovation, ist ökologisch vorteilhaft; seine materialimmanent antimikrobiellen Eigenschaften werden durch unsere neue Beschichtung Topshield noch verstärkt“ – Forbo- Geschäftsführer Martin Thewes
Perspektiven
Eine konzertierte Aktion ist gefordert, so sind sich viele Hygieniker einig, um solche Erkenntnisse in den Krankenhäusern zur Umsetzung zu bringen. Zu lange Zeit sind zu viele Patienten durch Stagnation bei der Infektionsprävention zu Schaden gekommen; ethische Motivation und Kostendruck sollten jetzt die geeigneten Umfeldbedingungen für das Handeln geschaffen haben.
Michael Reiter