Hygiene

Klinikeinweisung wegen Pneumonie senken: Kürzere Behandlungszyklen und häufigere Therapien in Pflegeheimen möglich

27.08.2014 -

Klinikeinweisung wegen Pneumonie senken: Kürzere Behandlungszyklen und häufigere Therapien in Pflegeheimen möglich. Für die Behandlung von tiefen Atemwegsinfektionen und Pneumonien gibt es feste Regeln.
Dazu gehört z.B., dass eine Antibiotikatherapie über mindestens sieben bis 10 Tage durchgeführt wird und dass bei Pflegeheimbewohnern die Indikation zur Hospitalisierung großzügig gestellt wird.
Zwei randomisierte Studien geben jetzt Anregungen für ein Aufbrechen dieser Regeln, was unter anderem zu deutlichen Kosteneinsparungen führen könnte.

Pneumonien gehören zu den häufigsten Gründen für eine Hospitalisierung von Pflegeheimbewohnern. Jeder Krankenhausaufenthalt ist nicht nur mit erhöhten Kosten verbunden, er schränkt auch die Lebensqualität der Patienten ein.
Außerdem sind die Patienten in der ungewohnten Umgebung stärker sturzgefährdet. Kanadische Mediziner haben daher ein klinisches Programm entwickelt, dessen Ziel es war, die Zahl der Hospitalisierungen zu senken.
Es ist im Prinzip der Versuch, die Klinikbehandlung in das Pflegeheim zu übertragen. Die Röntgenuntersuchungen wurden mit portablen Geräten durchgeführt.
Die Sauerstoffsättigung wurde mittels Pulsoxymetrie kontrolliert und der Pflegedienst von einer ausgebildeten Krankenschwester unterstützt.
Die Rehydratation wurde nicht, wie in der Klinik üblich, durch intravenöse Infusionen durchgeführt.
Stattdessen griffen die Forscher auf die alte Technik der Hypodermoclysis zurück, bei der die Flüssigkeit subkutan verabreicht wird, was einfacher ist und den Pflegeaufwand und damit die Kosten senkt.
Schließlich wurden die Antibiotika oral verabreicht.
Nach den jetzt im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2006; 295: 2503–2510) veröffentlichten Ergebnissen einer randomisierten kontrollierten Studie an 680 Patienten konnte die Rate der Hospitalisierungen mehr als halbiert werden.
Nur 10 % der Patienten mussten schließlich doch in eine Klinik überwiesen werden, während es in der Vergleichsgruppe 22 % waren. Auch die Dauer der Klinikbehandlungen wurde verkürzt.
Insgesamt kommt die Gruppe um Mark Loeb von der McMaster Universität in Hamilton/ Ontario zu Kosteneinsparungen von 1.016 US-$ pro Patient. Auch eine im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2006; 332: 1355–1361) publizierte Studie könnte zu Einsparungen führen, gehören doch Antibiotika in der Behandlung der ambulant erworbenen Pneumonie zu den wesentlichen Kostenfaktoren.
Rachida el Moussaoui und Mitarbeiter von der Universität Amsterdam gingen darin der Frage nach, ob Erwachsene mit ambulant erworbener Pneumonie (CAP) unbedingt über 10 Tage mit Antibiotika behandelt werden müssen.
Die Teilnehmer, 119 Patienten mit leichter oder mittelschwerer CAP (Pneumonia Severty Index ≤ 110) wurden zunächst drei Tage intravenös mit Amoxicillin behandelt. Danach wurden sie auf eine Fortsetzung der Therapie über fünf weitere Tage mit oralem Amoxicillin (63 Patienten) oder Placebo (56 Patienten) randomisiert.
Diese Fortsetzung der Therapie erwies sich jedoch als unnötig, denn die klinische Erfolgsrate war in beiden Gruppen mit 93 % gleich gut.
Auch nach 28 Tagen gab es keine signifikanten Unterschiede.
Die Autoren fordern deshalb, die Therapie in dieser Gruppe von Patienten mit leichter bis mittelschwerer CAP auf drei Tage zu beschränken, worin sie von dem Herausgeber John Paul vom Royal Sussex County Hospital in England bestärkt wurden.
Ob sich die Fachgremien dieser Einschätzung anschließen werden, bleibt abzuwarten.
Neben den Kosteneinsparungen bleibt zu klären, ob die kurzen Zyklen der Entwicklung von Resistenzen vorbeugen, wie die Autoren hoffen.

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