Konstantes Online-Monitoring der Luftqualität im OP
14.11.2011 -
Ein konstantes Online-Monitoring der Luftqualität im OP ist eine geeignete Maßnahme, dass Infektionsrisiko zu senken.
Zwischen 2 und 10% aller operierten Patienten müssen in Deutschland mit einem postoperativen Wundinfekt rechnen. Zur Verringerung dieser Gefahr werden in OPs Laminar-Flow-Systeme mit turbulenzarmer Strömung zur Verdrängung von Partikeln und luftgetragener Keime eingesetzt. Entscheidender Zeitraum für die Infektionsgefahr ist insbesondere die Schnitt-Naht-Zeit der Operation. Weiss Klimatechnik stellt auf der Medica ein System vor, mit dem während der Operation die tatsächliche Luftqualität konstant überwacht - und gegebenenfalls korrigiert werden kann.
Wer sich im Krankenhaus einer Operation unterziehen muss - und sei dies auch nur ein in der Regel unproblematischer Routineeingriff -, läuft bekanntlich nicht selten Gefahr, anschließend einen Wundinfekt zu entwickeln. Krankenhaushygienische Maßnahmen haben daher vor allem den Operationsraum im Blick: Es muss verhindert werden, dass Partikel und Bakterien in die offenen Wunden oder schon in das Operationsfeld und auf den Instrumententisch gelangen - prä- und intraoperativ. Die Herkunft der Keime ist unterschiedlich: Die Patienten selber und das OP-Personal bringen sie mit - und damit befinden sie sich auch in der Luft.
Luftangriff per Staubkorn
Gerade die letzte Gruppe von Keimen lässt sich durch die hygienischen Standardmaßnahmen nicht ohne Weiteres abwehren. Sie sind zwar selbst nicht flugfähig - aber sie sitzen auf Staubpartikeln, die ihrerseits durch die Luft wirbeln. Ihre Gefährlichkeit wird häufig unterschätzt: Denn Staubpartikel können nicht nur ein Vehikel zum Transport von Keimen sein. Sie können - als Folge einer Abwehrreaktion des Körpers - auch selbst zu Verwachsungen im Muskelgewebe führen: Einschlüsse von Partikeln im Gewebe sollen diese unschädlich machen.
Dies kann vor allem dann gefährlich werden, wenn es um Stellen geht, an denen der Muskel am Knochen ansetzt: Hier kann eine Knötchenentwicklung sogar zur Bewegungsunfähigkeit führen. Somit gilt es generell Partikel zu reduzieren, bestenfalls gänzlich zu eliminieren. In Operationssälen mit hohen Anforderungen an die Keimarmut wird zu ihrer Entfernung eine konstante Verdrängungsströmung über dem Operationsbereich installiert. Diese Technik ist in der Praxis erfolgreich, wie Untersuchungen wie die von Lidwell gezeigt haben: Die Zahl der postoperativen Infektionen können mit ihr deutlich reduziert werden. Das Funktionsprinzip ist einfach: Ein an der Decke des OPs eingebautes sogenanntes Laminar-Flow-System führt Partikel und damit keimfreie Luft in Richtung Boden ein. Damit die Verbreitung der partikelgetragenen Keime bei dieser Gelegenheit nicht noch durch zusätzliche Luftverwirbelungen geradezu begünstigt wird, muss die Luft allerdings im richtigen Maße strömen: Sie muss kraftvoll genug sein, um die Partikel aus dem Operationsfeld zu tragen. Die Lösung heißt „turbulenzarme Verdrängungsströmung" (TAV). Sie ist in der Lage, die Partikel auf 1% der sonst klassischerweise bestehenden Belastungskonzentration zu reduzieren.
Wie partikelfrei ist der OP?
Wie effizient nun diese Technik im Einzelfall tatsächlich ist, hängt von den konkreten Bedingungen vor Ort ab - vor allem von der faktisch bestehenden Luftqualität während der entscheidenden Schnitt-Naht-Zeit, wie Rupert Mack, Vertriebsleiter Mediclean von Weiss Klimatechnik, erläutert. Die Luftqualität wird aber in aller Regel nur ein einziges Mal umfassend geprüft - und zwar vor der Übergabe eines neuen bzw. umgebauten OP-Raums an den Nutzer.
Bei dieser Gelegenheit wird eine Turbulenz- oder Schutzgradmessung nach den Vorgaben der DIN 1946-4 vorgenommen. Und das bedeutet, dass bei der Messung der Raum leer ist: ohne Personal, ohne OP-Tisch und ohne Instrumente. Die Praxis sieht natürlich anders aus: Die Qualität der Luft hängt nämlich durchaus und gerade davon ab, wie viele Personen sich im Raum befinden und wie sie sich darin verhalten. Diese beeinflussen nämlich den turbulenzarmen Luftstrom. Das Gleiche gilt für die Art und Weise, mit der Operations- und Gerätetische sowie Lampen im Raum positioniert sind. Wie es um die Luftqualität während der Operation wirklich bestellt ist, wie sich diese in dieser Zeit verändert - kurz: wie effizient die Luftströmung ist -, bleibt unklar.
Messen, korrigieren, dokumentieren
Weiss Klimatechnik hat nun ein Verfahren entwickelt, mit dem die Effizienz des Laminar Flows, also der turbulenzarmen Luftströmung, aktiv im Operationsfeld gemessen wird - durch hochwertige Messwertaufnehmer (MWA), die die Partikelbelastung registrieren. Dadurch ist dem operierenden Team jederzeit detailliert erkennbar, ob eine hinreichende Partikelfreiheit und damit „luftgetragene Keimfreiheit" im Operationsfeld gewährleistet ist. Entscheidend für die Luftqualität ist nun allerdings ein zweiter Schritt, mit dem die Entwickler von Weiss Klimatechnik ihr Verfahren perfektioniert haben: Die Messergebnisse beeinflussen nämlich einen Regelkreis, in dem die Erzeugung des turbulenzarmen Luftstroms eingebunden ist. Werden die Sollwerte hinsichtlich der Partikelbelastung der Luft überschritten, veranlasst das System die Anpassung der Luftführung. Dies geschieht dadurch, dass das Laminar-Flow-System den Luftstrom-Auslass, seine Geschwindigkeit und damit die Luftmenge reguliert. Auch eine manuelle Steuerung durch das Personal, veranlasst durch ein optisches oder akustisches Signal, ist möglich. Damit hat das OP-Team eine bislang auf dem Markt einzigartige Möglichkeit der Qualitätssicherung in der Hand. „Durch das kontinuierliche Online-Monitoring und die entsprechend permanente situationsgerechte Regulierung des Luftstroms sorgen wir dafür, dass die Partikel- und Keimbelastung während der entscheidenden Schnitt-Naht-Zeit so gering wie nur irgend möglich ist", fasst Rupert Mack zusammen: „Dadurch können wir die Zahl der postoperativen Infektionen durch luftgetragene Keime deutlich verringern helfen."
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