Ministerpräsident Ramelow besucht den ersten REGIOMED-Hygienekongress am 12. September 2017 in Erfurt
Krankenhausinfektionen im Fokus
Jährlich erkranken 1 Millionen Patienten in Deutschland während des Aufenthaltes in Krankenhäusern an nosokomialen Infektionen.
50% dieser Erkrankungen wären vermeidbar. Jedes Jahr sterben 40.000 Patienten an den Folgen der im Krankenhaus erworbenen (nosokomiaIen) Infektionen, so Herr Prof. Dr. K.-D. Zastrow, Leiter des Hygieneinstituts der REGIOMED-Kliniken. Bislang gibt es in Thüringen keine Weiterbildungsmöglichkeit zum Facharzt für Hygiene. In den großen Thüringer Krankenhäusern fehlen daher immer noch mindestens zehn Krankenhaushygieniker, die vom Gesetzgeber seit 2012 gefordert werden.
Die Regiomed-Kliniken haben Deutschlands bekanntesten Krankenhaushygieniker aus Berlin „abwerben“ können und ihn zum Leiter des im April 2016 gegründeten Hygieneinstituts ernannt. Unter seiner Leitung soll die erforderliche Weiterbildung stattfinden, die bisher gänzlich fehlt! Im Zusammenhang mit nosokomialen Infektionen entstehen neben persönlichem Leid und zusätzlicher medizinischer Behandlung erhebliche soziale Folgen und wirtschaftliche Kosten z.B. durch Verlängerung des Krankenhausaufenthaltes sowie Arbeits- und Verdienstausfall. Dieser Sachverhalt hat den Gesetzgeber dazu veranlasst, die Vorschriften durch das Infektionsschutzgesetz deutlich zu verschärfen. Es bestehen somit erhöhte Anforderungen für Kliniken im Hinblick auf das Hygienemanagement, die Erfassung und Bewertung nosokomialer Infektionen, der Verhinderung und Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten (Bekämpfung/Kontrolle) durch multiresistente Keime und der Verhütung von Infektionen durch das Klinikpersonal und durch Besucher auf Patienten.
Im komplexen Aufgabenverbund von Leitungsverantwortlichen in Gesundheitseinrichtungen stellen nosokomiale Infektionen, das Einhalten von gesetzlichen Auflagen und mangelhafte Umsetzung von Richtlinien aufgrund struktureller Defizite, wie Überlastung der Pflegekräfte, der Mangel an Hygienefachkräften, aber auch durch nachlässige Arbeitsweisen, eine bedrohliche Herausforderungen dar. Die Politik, Klinikbetreiber sowie Krankenkassen und ihre Handlungsbevollmächtigten stehen unter massiver Beobachtung der Öffentlichkeit und es besteht für alle Prozessbeteiligten ultimativer Handlungszwang. Zur Sicherstellung des Versorgungsauftrages in der erwarteten Qualität und zur Wirtschaftlichkeit in der Krankenversorgung kommt der „Klinikhygiene“ daher eine herausragende, strategische Bedeutung zu. Die Medizin alleine ist dabei, an ihre Grenzen zu gestoßen!
Besonders hohe Anforderungen ergeben sich für Patienten mit einem geschwächten Immunsystem, an die Prävention von Infektionen über Medien wie Luft, Wasser, Lebensmittel, Abfall, der Anforderungen an Planung und Durchführung von Bau- und Umbaumaßnahmen und der Betriebsorganisation. Die Maßnahmen sind auf die Qualität der Behandlung (Prozessqualität), der Versorgungsabläufe (Strukturqualität) und Behandlungsergebnisse (Ergebnisqualität) zu erstrecken. Um der existierenden Kluft zwischen den gesetzlichen Anforderungen, politischen Vorgaben, RKI-Richtlinien, amtsärztlichen Auflagen und deren Umsetzung in der Realität erfolgreich zu begegnen, muss diese Aufgabenstellung zur Chefsache mit oberster Wichtigkeits- und Dringlichkeitsstufe in allen Gesundheitseinrichtungen erhoben werden.
Mit der Initiative des Kongresses übernimmt die REGIOMED als Kompetenzzentrum aktiv Verantwortung für die Leistungserbringer in der gesamt en Region. Dieser Ansatz ist aus unserer Sicht in Deutschland nicht nur gerechtfertigt, sondern unverzichtbar. Damit leistetdie REGIOMED echte Pionierarbeit für Thüringen!
Das Thema „Hygiene“ stellt Politiker, Krankenkassen und Krankenhäuser gleichermaßen vor bekannte und neue Herausforderungen. Welche Hygienerichtlinien gibt es und wie können deren Einhaltung sichergestellt und kontrolliert werden? Diese Frage und mögliche Lösungsansätze rund um Krankenhaushygiene werden auf dem REGIOMED Hygiene-Kongress 2017 im Augustinerkloster in Erfurt diskutiert. Ministerpräsident Bodo Ramelow wird um 14.45 Uhr zum Thema „Deshalb brauchen wir eine effiziente Krankenhaushygiene“ sprechen. Die wissenschaftliche Leitung der Veranstaltung und der Podiumsdiskussion um 16:00 Uhr übernimmt der Leiter des Hygiene-Instituts der Regiomed-Kliniken Professor Dr. Klaus-Dieter Zastrow.
Charlotte Karlinder (SAT 1) wird die Podiumsdiskussion moderieren.