Hygiene

Nicht ausreichend: Raumluftfilter zur Prävention von Aspergillosen

28.06.2014 -

Nicht ausreichend: Raumluftfilter zur Prävention von Aspergillosen. Auf Krankenhausstationen mit immungeschwächten Patienten sind invasive Aspergillosen gefürchtet, da sie in der Regel schwer, nicht selten sogar letal verlaufen.
Beispielsweise sind bei knochenmarktransplantierten Patienten 10–15 % aller Todesfälle auf eine invasive Aspergillose zurückzuführen.

Nach Einschätzung von Dr. Adilia Warris, Nijmegen (Niederlande) müssen die aktuellen Konzepte zur Prävention dieser Infektionen erweitert werden. Denn: Invasive Aspergillosen werden nicht nur durch Inhalation der Sporen aus der Umgebungsluft, sondern potentiell auch über Wasser übertragen.
„Es reicht daher nicht aus, Präventionsmaßnahmen auf die Raumluft zu beschränken“, betont Dr. Warris.
Mit der Expertin sprach Daniel Neubacher für Management & Krankenhaus.

M & K: Bei Ihrem Vortrag während des 8. Internationalen Kongresses der DGKH haben Sie auf Infektionsrisiken durch Aspergillen hingewiesen.
Wo kommen Aspergillen vor?
A.Warris: Humanpathogene Aspergillen wie Aspergillus fumigatus werden der Klasse der Deuteromyceten zugerechnet. Diese umfasst Pilze, die sich über winzige sehr widerstandsfähige Sporen vermehren und in praktisch jeder Umgebung vorkommen.
Es ist somit sehr schwierig, in unserem normalen Lebensumfeld eine Aspergillen -freie Umgebung zu schaffen.
Dies gilt für die Umgebungsluft ebenso wie für Wasser, in dem Aspergillen zumindest persistieren. Ob sie sich dort auch vermehren ist noch unklar.

M & K: Wer ist durch Aspergillen gefährdet?
A. Warris: Das sind ausschließlich Personen mit einem geschwächten Immunsystem.
Wir wissen, dass es z.B. bei Patienten 14 Tage nach einer Transplantation gehäuft zu invasiven Aspergillosen kommt.
Die Ursache ist, dass die Stabilisierung des Immunsystems in so kurzer Zeit kaum gelingt.
Im klinischen Alltag kommt erschwerend hinzu, dass die Diagnose einer invasiven Aspergillose kompliziert ist und daher häufig zu spät erfolgt. Aus meiner Sicht muss die Konsequenz sein, bei diesen Patienten von Beginn an für einen optimalen Schutz zu sorgen.
In diesem Zusammenhang sind Hinweise bedeutsam, nach denen Aspergillosen auch über das Trinkwasser erworben werden können.
Ein Infektionsrisiko besteht nach derzeitiger Kenntnis hauptsächlich, wenn das Trinkwasser aus Oberflächenwasser gewonnen wird.
Wir nehmen an, dass Aspergillen im Grundwasser nicht vorkommen, eventuell weil Filtereffekten im Boden eine Besiedelung verhindern.

M & K: Welche Transmissionswege werden im Zusammenhang mit Wasser diskutiert?
A. Warris: Wir nehmen an, dass sich immungeschwächte Patienten nach einer Aerosolisierung der Aspergillen anstecken. Dafür sprechen etwa Untersuchungen in Krankenhäusern, die in Nassbereichen, wie Duschen und Waschräumen ein erhöhtes Infektionsrisiko nachgewiesen hatten.
Auch ein Verschlucken der Aspergillen kann zur Infektion führen. Hier ist etwa an eine Infektion über Tee oder Nahrung zu denken.
Das bedeutet: Die routinemäßig eingesetzten Raumluftfilter verhindern zwar effektiv die Inhalation von Sporen aus der Luft. Als alleinige Maßnahme bieten sie aber keinen ausreichenden Schutz.
Bei der Prävention von Aspergillosen muss bedacht werden, dass beispielsweise eine Chlorung des Wassers wegen der hohen Widerstandsfähigkeit der Sporen unwirksam ist.
Eine thermische Desinfektion ist in der Regel erfolgreich, aber als präventive Maßnahme langfristig sehr aufwändig

M & K: Gibt es Alternativen zur Prävention?
A. Warris: Bislang sind nur wenige Methoden zur Elimination von Aspergillen aus dem Trinkwasser gründlich untersucht. Eine vergleichsweise einfache und dabei zuverlässige Option ist die Installation von endständigen Einmal-Sterilfiltern.
Wir haben die Effizienz dieser Methode in in vitro-Studien untersucht und festgestellt, dass Aspergillen durch die Filter vollständig zurückgehalten werden. Ein Infektionsrisiko ist mit dieser Maßnahme also weitestgehend ausgeschlossen.
Die Installation solcher Filter ist auch als Akutmaßnahme sinnvoll, wenn nach dem Auftreten einer Aspergillose auf einer Station die Raumluft oder Nahrungsmittel als Infektionsquelle ausgeschlossen werden können. Beim Auftreten einer invasiven Aspergillose in einer Krankenhausstation sollte als erste Maßnahme eine Überprüfung der Luftfilter erfolgen.
Ist deren Funktion normal, sollte das Wasser aus der Hausinstallation auf Aspergillen untersucht werden.
Im Falle einer Kontamination müssen Desinfektionsmaßnahmen eingeleitet werden.

Daniel Neubacher, Oberursel

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