Hygiene

Trinkwasser: Pilze auf dem Vormarsch!

19.03.2013 -

Trinkwasser: Pilze auf dem Vormarsch!. Auf dem 8. Internationalen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), 2. bis 5. April 2006 in Berlin, stand u.a. die Wasserhygiene im Fokus des Interesses.
Besonderen Raum nahmen die Pseudomonaden und Pilzkontaminationen ein, denen sich vor allem die 2nd European Conference of European Hospital Hygiene SocietiesWater Hygiene in Health Care – Updates, Trends and Recommandations in Europe and USA“ widmete.

Wie steht es nun um das Element „Wasser“ als Übertragungsquelle der Pilze, wie ist der aktuelle Wissensstand, welche Infektionsgefahren bergen diese gefährlichen Mikroorganismen für (immunsupprimierte) Patienten?
Vor allem Prof. Dr. Martin Exner, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn und Chairman der international besetzten Konferenz, setzte das Augenmerk auf diese bisher nur am Rande diskutierte Gefahr.
Hierüber und über den von ihm favorisierten sinnvollen und zuverlässigen Schutz durch endständige Einmal- Filter sprach Ulrike Hoffrichter mit ihm.

M & K: Welche Gefahren bergen die im Wasser für den menschlichen Gebrauch vorhandenen Pilze? Sie nennen beispielhaft die Aspergillen, also jene typischen Vertreter der Schimmelpilze, die jeder von uns kennt. Man findet sie u.a. in altem Brot, auf Tapeten oder Tierkot.
M. Exner: Wir befassen uns in den letzten Jahren intensiver mit der Möglichkeit, neben Legionellen und Pseudomonaden auch Pilze im Wasser nachzuweisen. Denn wir fanden Hinweise darauf, dass auch das Wasser für Pilze eine Übertragungsquelle sein kann.
Dabei zeigen Untersuchungen, dass sie im Trinkwasser nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch im häuslichen Umfeld vorkommen. Hier sind natürlich in erster Linie immunabwehrgeschwächte Personen gefährdet.
Gerade für diesen Personenkreis muss eine Risikoabwägung durchgeführt werden.

Übertragungsquelle Wasser: Pilze inhalieren
M & K:Im Rahmen einer Studie wurden 54 Duschwasserproben untersucht. Warum wurden diese Proben gerade früh morgens entnommen.
M. Exner: Weil sich nach Perioden der Stagnation, wie sie über Nacht auftreten, Mikroorganismen vermehren können. Und es war uns im Rahmen der Untersuchung wichtig, die sog. Worst-Case-Verhältnisse abzubilden.

M & K:Was bewirken die Pilze bei immungeschwächten Patienten?
M. Exner: Bei immunabwehrgeschwächten Personen – z.B. bei jenen Patienten, die unter Zytostatikatherapie oder unter Kortikoidtherapie stehen – könnte es zu einer Aufnahme der Pilze über die Inhalation kommen.
Das wiederum kann sehr leicht beim Duschen geschehen. Diese Patientengruppe ist also insbesondere durch Aspergillen stark gefährdet. Diese können beim Patienten Lungenentzündungen mit Aspergiliose auslösen.
Sie führen zu schwer verlaufenden Infektionen, die bis heute mit einer Mortalität bei immunabwehrgeschwächten Personen von bis zu 50 % assoziiert sind.

M & K: Das ist ja wirklich erschreckend! Bisher haben ja schon viele Krankenhäuser die Duschköpfe in hochsensiblen Einheiten wie KMT-Einheiten (Knochenmarktransplantations-Einheiten) mit endständigen Einmal- Filtern ausgestattet. Meinen Sie tatsächlich, dass diese präventive Maßnahme einen ausreichenden Schutz bietet?
M. Exner: Ja, denn in Europa weisen alle Daten der letzten Jahre darauf hin, dass diese Präventionsmaßnahme zu einer zum Teil drastischen Reduktion von Infektionen durch Pseudomonaden- und Legionellen- Infektionen führt.
Wir gehen unbedingt davon aus, dass dadurch auch andere Mikroorganismen in gleicher Weise reduziert werden.

Immungeschwächte schützen: Einsatz endständiger Einmal- Filter
Dies ist in der nächsten Zeit epidemiologisch zu belegen. Experimentell kann man bereits nachweisen, dass bei vorhandener Kontamination und nach Einbau von endständigen Einmal-Filtern keine Verunreinigungen mit Pilzen oder anderen Mikroorganismen feststellbar sind.

M & K: Durch die verkürzte Liegedauer von Patienten im Krankenhaus gewinnt die Pflege im heimischen Umfeld an Bedeutung. Die damit verbundene Infektionsgefahr für Patienten steigt dadurch an.
Wie können Pflegende ihre immun geschwächten Angehörigen vor Kontaminationen durch Mikroorganismen aus dem Wasser zuverlässig schützen?
M. Exner: Das ist eine ganz wichtige Frage, der leider bisher nur sehr zögerlich nachgegangen wurde! …

M & K: Gerade deshalb wurde der Akzent auf dem 2. Ulmer Legionellen-Tag am 9. November letzten Jahres auf diese bislang unterschätzte Gefahr gesetzt.
Dort zeigte Prof. Dr. Werner Mathys, Universität Münster, mittels seiner Untersuchung in Einund Zweifamilienhäusern, dass hier der Legionellenbefall keineswegs so unproblematisch ist, wie bis dato angenommen.
M. Exner: Ja, das stimmt. Und neben Legionellen und Pseudomonaden können nun auch Pilze nachgewiesen werden. Es darf also auf keinen Fall dazu kommen, dass Patienten vorzeitig entlassen werden und aus dem geschützten Umfeld im Krankenhaus in ein ungeschütztes Umfeld im häuslichen Bereich kommen.
In Abhängigkeit von der Immunitätslage des Patienten ist es sinnvoll auch im häuslichen Umfeld eine Filtration mit endständigem Einmal- Filtern einzuführen, um den Patienten vor entsprechenden wasserassoziierten Infektionen sicher schützen zu können.

Kontakt:
Prof. Dr. Martin Exner
Universität Bonn
Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit
D-Bonn
Tel.: 0228/287-5521
Fax: 0228/287-5645
martin.exner@ukb.uni-bonn.de
www.ukb.uni-bonn.de

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