Welche Schutzmaske schützt vor COVID-19?
13.05.2020 -
Die COVID-19-Pandemie hat sowohl in der Patientenversorgung als auch in der Öffentlichkeit zu Diskussionen darüber geführt, welche Schutzmasken vor einer Ansteckung schützen.
In der Fachzeitschrift "Krankenhaushygiene up2date" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2020) haben Experten für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention zusammengefasst, was sich bislang in klinischen Studien beim praktischen Einsatz von Masken für den Infektionsschutz als wirksam erwiesen hat. Um die notwendigen und passenden Schutzmaßnahmen abzuleiten, ist es wichtig, die Übertragungswege von Atemweginfektionen zu verstehen.
"Eine häufige Fehlannahme ist, dass respiratorische Viren als nackte Viruspartikel übertragen werden", betonen PD Dr. med. Roland Schulze-Röbbecke und Professor Dr. med. Sebastian Lemmen vom Zentralbereich für Krankenhaushygiene und Infektiologie der RWTH Aachen. Gemeinsam mit Dr. rer. nat. Marcus Reska vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene (BZH) haben sie für den Fortbildungsbeitrag die wichtigsten Fakten zur Übertragung von Atemwegsinfektionen zusammengefasst. Die Tatsache, dass respiratorische Erreger immer in Tröpfchen von Atemwegssekret ausgeschieden werden, spielt eine wichtige Rolle bei der Übertragung und damit bei der Auswahl der Schutzmaske.
Prinzipiell können Atemwegsinfektionen durch Kontakt, Tröpfchen oder aerogen übertragen werden. Bei einer Kontaktübertragung erfolgt die Ansteckung zum Beispiel durch das Berühren von Mund, Nase oder Augen mit den Händen, an denen der Erreger haftet. Händehygiene und das Vermeiden von Berührungen im Gesicht reduzieren daher die Ansteckungsgefahr. Diese Maßnahmen sind auch bei COVID-19 angezeigt, da es als gesichert gilt, dass SARS-CoV-2 durch Kontakt mit den Händen übertragen wird.
Darüber hinaus werden Coronaviren allen bisherigen Erkenntnissen zufolge durch Tröpfchen übertragen. Zu einer Tröpfcheninfektion kommt es, wenn respiratorische Sekrettröpfchen beim Sprechen, Niesen oder Husten auf die Schleimhäute der oberen Atemwege und Augen-Bindehaut einer anderen Person gelangen. Aufgrund ihrer Masse und Größe (> 5 μm) sinken die Tröpfchen unter Innenraumbedingungen schnell ab und legen meist nur Strecken von weniger als einem Meter zurück. Vor einer Tröpfchenübertragung schützt ein nach bestimmten Qualitätsnormen hergestellter Mund-Nasen-Schutz (MNS), der auch als "OP-Maske" bezeichnet und als Einmalmaterial verwendet wird. "Zahlreiche Studien mit geschultem Personal im klinischen Bereich haben gezeigt, dass ein MNS den Träger zusammen mit einer Schutzbrille vor Infektionen durch die Tröpfchen anderer Personen schützt. Umgekehrt schützt ein MNS auch andere Personen vor Infektionen durch die Tröpfchen des Trägers", fassen die Autoren zusammen.
Von einer aerogenen Übertragung (auch "Aerosol"- oder "luftgetragene Übertragung" genannt) sprechen Wissenschaftler, wenn Krankheitserreger in Aerosolen, als kleinste, luftgetragene Tröpfchen, ihre Infektiosität beibehalten. In der Luft verdunsten Tröpfchen zu sogenannten Tröpfchenkernen, die aufgrund ihrer geringen Masse und Größe (< 5 μm) nicht zu Boden sinken, sondern sich in der Luft schwebend über Distanzen von vielen Metern verbreiten können. Laut Schulze-Röbbecke und seinen Kollegen gibt es bisher jedoch keine ausreichenden Belege dafür, dass der Erreger von COVID-19 aerogen übertragen wird.
Bei bestimmten medizinischen Maßnahmen im Klinikalltag, wie etwa der Intubation eines Patienten, lasse sich aufgrund der starken Tröpfchenbildung jedoch nicht ausschließen, dass Coronaviren auch als Aerosol übertragen werden können. Bei derartigen Maßnahmen bietet ein MNS möglicherweise keinen ausreichenden Schutz und es sollte sicherheitshalber – falls verfügbar – eine Atemschutzmaske der Klasse FFP2 oder FFP3 getragen werden. Atemschutzmasken bestehen aus schwebstofffiltrierendem Material, durch das die Luft passieren muss, bevor sie vom Träger eingeatmet wird.
R. Schulze-Röbbecke, M. Reska, S. Lemmen:
Welche Schutzmasken schützen vor COVID-19? Was ist evidenzbasiert?
Krankenhaushygiene up2date 2020; 15 (2), online erschienen am 6. Mai 2020