Belgien setzt auf Telemedizin
18.03.2013 -
Zu den Hauptthemen der conhIT 2013 gehören die Telemedizin in Belgien und die neue elektronische Fallakte über Sektorengrenzen in Deutschland hinweg.
Die conhIT 2013 hat sich in Berlin gut etabliert. Sie findet in diesem Jahr vom 9. bis 11. April in Berlin statt und verspricht, auch 2013 eine Leitveranstaltung der Healthcare-IT-Branche zu werden. Sie wird erneut in Kooperation der Branchenverbände Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg, GMDS (Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie), BVMI (Berufsverband Medizinischer Informatiker) sowie unter inhaltlicher Mitwirkung von KH-IT (Bundesverband der Krankenhaus-IT-Leiterinnen/Leiter) und ALKRZ (Arbeitskreis der Leiter der Klinischen Rechenzentren der Universitätskliniken Deutschland) gestaltet. Mit Belgien hat die conhIT 2013 auch wieder ein offizielles Partnerland, das Besuchern und Ausstellern in den unterschiedlichsten Bereichen begegnen wird.
Besonders aktiv ist dort Agoria. Der Verband repräsentiert nach eigenen Angaben rund 1.600 Unternehmen mit Sitz in Belgien. Im Jahr 2006 gründete Agoria die neue Sparte Agoria eHealth. Dabei lagen zumindest im Jahr 2004 belgische Krankenhäuser im Mittelfeld, wenn es um den Anteil von mageren rund 2,1 % der Investitionen in IKT (Informations- und Kommunikationstechnik)-Lösungen an den Gesamtinvestitionen geht, meint Carole Absil, Agoria Project Manager eHealth. Die IKT-Kosten machen rund 1,6 % der Gesamtkosten aus. Entsprechend arbeiten mehr als die Hälfte der belgischen Allgemeinkrankenhäuser mit weniger als 50 % digitalisierten Daten. Agoria geht von einer Zunahme von chronischen Erkrankungen aus und erwartet - ähnlich der Situation in Deutschland - eine Knappheit an medizinischem Personal.
Der Trend geht zur Langzeitpflege. So werden z. B. Bedside-Terminals künftig mit einer eingebauten Kamera und Barcode-RFID-Scanner ausgerichtet sein und VoIP ermöglichen. Zurzeit ist jedoch z. B. die Telemedizin in Belgien zu wenig verbreitet. Aber: „Wir glauben, dass eHealth die Zukunft verändern wird", meint Absil. Eine Gelegenheit, dies zu beweisen, bietet sich bei der diesjährigen conhIT. In der belgischen Kongress-Session berichten Experten über ausgewählte Healthcare-IT-Projekte in ihrem Land. „Wir haben die conhIT bereits in den vergangenen Jahren als Besucher kennengelernt und waren von dem Konzept des spezialisierten Forums begeistert", meint Jürgen Maerschand, Handelsattaché der Belgischen Botschaft.
Belgien wird mit einem großen Gemeinschaftsstand auf der Industrie-Messe vertreten sein. Darüber hinaus sind verschiedene Networking-Events geplant. In der belgischen Kongress-Session berichten Experten über ausgewählte Healthcare-IT-Projekte in ihrem Land.
Insgesamt meldet Ursula Baumann, Senior Project Manager der conhIT, bereits jetzt: „Alle Marktführer der Healthcare-IT-Branche sind auf der conhIT 2013 wieder dabei." Die Nachfrage seitens der Industrie an einer conhIT-Teilnahme sei weiter deutlich gewachsen. Nicht nur die Messe selbst ist bislang zufrieden. „Die an der conhIT beteiligten Partnerverbände und der Kongressbeirat haben ihre Zusammenarbeit nochmals intensiviert und für die inhaltliche Ausgestaltung des Programms einige Neuerungen auf den Weg gebracht, um die Attraktivität und Aktualität der Gesamtveranstaltung weiter zu steigern", meinten Prof. Peter Haas, GMDS, und Dr. Carl Dujat, BVMI, bereits Anfang des Jahres. „Eine davon ist die Einrichtung der ,Dauerbrenner-Themen‘ im Kongress, welche den aktuellen Stand zu besonders wichtigen und nach wie vor zum Teil ungelösten Themenkomplexen unserer Branche beleuchten sollen."
Nach Vorstellungen von Prof. Haas sind künftig Funktionalitäten in den institutionellen Systemen erforderlich, mittels deren die vielen erfassten medizinischen Informationen noch besser für die ärztlich/pflegerische Tätigkeit genutzt werden können („meaningful use"). Hier würden künftig vor allem auch Aspekte zur Unterstützung der Patientensicherheit zunehmend eine Rolle spielen, aber auch Lösungen, die eine bessere Integration der IT-basierten Dokumentationstätigkeiten im praktischen Alltag ermöglichen - also Aspekte der Usability und Mobility. Des Weiteren sind die Interoperabilitätsfunktionalitäten der Systeme gefordert, um die überinstitutionelle Zusammenarbeit und Dokumentation bzw. die Kooperation mit dem Patienten zu unterstützen.
Für Cornelia R. Vosseler und Dr. Dujat vom BMVI sind Verbesserungen aus Anwendersicht bleibend: einfache, schnelle und intuitive Bedienung mit wenig Mausklicks, konsistente Benutzeroberflächen, hohe Performance und schnelles Arbeiten. Daneben „Mobility" und „Cloud Computing" im Trend. Healthcare IT-Trends „Medizinische Dokumentation", „Datenschutz und Datensicherheit", „Interoperabilität und Systemintegration" sowie „Innovationen" werden mit der conhIT 2013 Dauerbrenner-Themen. Ausgewählte Paten werden diese Themen drei Jahre lang begleiten, den Markt beobachten und mit Unterstützung des Kongresspräsidiums attraktive Vorträge und versierte Referenten auswählen.
Aktuell für die conhIt 2013 soll die elektronische Fallakte (EFA) 2.0 vorgestellt werden. Während die bisherigen Spezifikationen der Fallakte eher eine national proprietäre Beschreibung für Deutschland waren, soll diese auf den internationalen Spezifikationen der Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) aufbauen. Ziel ist es, den Datenaustausch zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen zu standardisieren und zu harmonisieren. Die Umsetzung der medizinischen Prozessabläufe zwischen den Systemen und die Schaffung von Interoperabilität steht hierbei im Vordergrund. Hiervon versprechen sich nicht nur IT-Unternehmen einen Schub für diese Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg.