IT & Kommunikation

Integration von IT und Medizintechnik

16.01.2012 -

Integration von IT und Medizintechnik: Die Effizienz von Behandlungsprozessen wird entscheidend beeinflusst durch die Vernetzung aller Behandlungsinformationen. Dies erfordert eine konsequente Gesamtstrategie mit Integration von IT und Medizintechnik.

Die Medizingeräte haben sich in den letzten Jahren verstärkt zu IT-Medizinsystemen entwickelt, die eine Vielzahl von Informationen digital erzeugen. Häufig werden diese Medizingeräte als Insellösung betrieben. Eine Vernetzung der digitalen medizinischen Informationen für einen durchgängigen Behandlungsprozess ist nur über eine hohe Anzahl teilweise komplizierter Schnittstellen möglich. Die dadurch entstehende Systemkomplexität ist nur schwer beherrschbar und führt zwangsläufig zu erhöhten Betriebskosten.

Oft werden auch Medizingeräte angeschafft, und erst zu einem späteren Zeitpunkt wird über die Vernetzung nachgedacht. Interdisziplinäre, intersektorale Behandlungsprozesse, die zukünftig stark zunehmen werden, können so nur sehr mühsam und sehr aufwendig durchgeführt werden.

Prozessoptimierung

Eine Prozessoptimierung lässt sich nur erreichen, wenn die von Medizingeräten erzeugten Informationen vernetzt werden für den weiteren Behandlungsprozess, allen beteiligten Ärzten und Pflegekräften zur Verfügung stehen und wenn diese Medizingeräte in einen übergreifenden Termin- und Ressourcenmanagementprozess mit patientenzentriertem Terminkalender inte¬griert sind. Nur so lassen sich erhöhte Liegezeiten und unnötige Wartezeiten für den Patienten vermeiden.

Die stärkere Vernetzung von Medizingeräten und die damit einhergehende Informationsintegration führen zwangsläufig auch zu zusätzlichen Anforderungen an die Informationssicherheit sowie den Systembetrieb.

Ziel einer Gesamtstrategie

Ohne eine Gesamtstrategie, die IT-Systeme und Medizingeräte integriert, wird es künftig kaum möglich sein, effiziente und ökonomisch beherrschbare Behandlungsprozesse abzubilden. Minimierung der im Einsatz befindlichen IT-Systeme und Medizingeräte sowie Offenheit für die Integration neuer Systeme und sektor-/standortübergreifende Netze (ggf. auch über Landesgrenzen) sollten ebenso Ziele einer Gesamtstrategie sein wie die Absicherung der erforderlichen Betriebs- und Informationssicherheit.

Plattformstrategie

Der größte Effekt hinsichtlich einer Prozessoptimierung, Standardisierung und Kostenminimierung wird erreicht durch eine konsequente Plattformstrategie. Die wesentlichen Elemente dieser Plattformstrategie sind ein intersektorales Fallaktenportal, eine klinische Plattform ergänzt um ein PACS und ein Laborinformationssystem sowie eine administrative Plattform und ein Datawarehouse. Gegebenenfalls kann diese Plattform ergänzt werden um ein Dokumentenmanagementsystem.

Durch das Zusammenwachsen von IT und Medizintechnik bieten Medizingerätehersteller verstärkt ihr Medizingerät in einem Paket mit Softwarekomponenten an, um auch ihrerseits einen Beitrag zur Prozessoptimierung zu leisten. Hierzu gehören Funktionen wie die Analyse von Messdaten und die Befundschreibung sowie das Generieren von Diagnosen und die Terminplanung. Viele dieser Funktionen sind heute aber bereits integraler Bestandteil der zen-tralen klinischen Systeme.

Es ist daher notwendig, die Plattformstrategie zu erweitern und klare Kriterien zu definieren, wie Medizingeräte mit ggf. ergänzenden Softwarefunktionen als Zusatzsystem mit der Plattform integriert werden. Grundsätzlich sollten Zusatzsysteme nur integriert werden, wenn sie einen nachweislichen medizinischen oder ökonomischen Nutzen liefern. Potentielle Kandidaten für Zusatzsysteme sind Lösungen für automatisierte Befunderstellung, Computer Aided Detection oder bildbasierte Eingriffsplanung.

Fakultatives Kriterium für den Einsatz eines Zusatzsystems ist die Integrationsfähigkeit über Standardschnittstellen (HL7, Dicom). Über eine systematisierte Nutzenbetrachtung lässt sich die Entscheidung für ein notwendiges Zusatzsystem transparent und objektiviert herbeiführen. Wichtige Elemente dieser Nutzenbetrachtung im Vergleich Zusatzsystem/Plattformlösung sind Steigerung der medizinischen Behandlungsqualität, ergänzende Prozessunterstützung, Reduzierung des Behandlungsaufwandes bzw. des administrativen Aufwands, Kostenreduzierung und Integrationsaufwand.

Plattformlösung Universitätsklinikum Aachen

Das Universitätsklinikum Aachen hat in den letzten Jahren eine stringente Plattformstrategie umgesetzt mit den Komponenten

  • Fallaktenportal
  • Klinische Plattform
  • PACS
  • Laborinformationssystem
  • Kaufmännische Plattform (ERP)
  • Dokumentenmanagementsystem
  • Datawarehouse

Diese Komponenten werden jeweils hausweit genutzt. Als Ergebnis einer konsequenten Nutzenbetrachtung werden nur wenige Zusatzsysteme betrieben, die jeweils voll integriert sind. Die implementierten Zusatzsysteme fallen im Wesentlichen in die Kategorie der Systeme für die automatisierte Befund¬erstellung, wie für die Pränataldiagnostik oder für die Befundung von Belastungs-EKGs.

Fallaktenportal

Für die effiziente Abwicklung übergreifender und intersektoraler Behandlungsprozesse ist das Fallaktenportal von elementarer Bedeutung. Das Universitätsklinikum Aachen entschied sich daher, das Fallaktenportal in einer Entwicklungskooperation mit strategischen Health-IT-Industriepartnern auf der Basis des Standards elektronische FallAkte zu realisieren und diese Lösung auch überregional niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern und Reha-Kliniken als Kommunikationsplattform für intersektorale Behandlungsprozesse anzubieten. Diese Lösung wird unter dem Namen FallAkte Plus über die Gesellschaft Health Care IT-Solutions, eine 100 %ige Tochtergesellschaft des Universitätsklinikums, bundesweit angeboten. Sie ist zwischenzeitlich von der KBV zertifiziert als externe Anwendung für KV SafeNet, sodass aus der Infrastruktur einer Arztpraxis auf die Kommunikationsplattform für intersektorale Behandlungsabläufe zugegriffen werden kann. Diese Plattform ist auch Basis für telemedizinische Versorgungsmodelle.

Die konsequente Umsetzung einer Plattformstrategie mit klaren Kriterien für die Integration notwendiger Zusatzsysteme ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für effiziente und ökonomisch beherrschbare Behandlungsprozesse. Eine Plattformstrategie lässt sich aber auch nur dann erfolgreich umsetzen, wenn Vorstand bzw. Geschäftsführung diese mittragen.

 

 

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