IT & Kommunikation

IT in der Intensivmedizin

10.07.2012 -

IT in der Intensivmedizin. Patientendatenmanagementsysteme (PDMS) sind elektronische Informations- und Kommunikationssysteme, die die gesamte ärztliche und pflegerische Information am klinischen Arbeitsplatz patienten- und problemorientiert erfassen und darstellen. Sie fungieren somit als sehr umfassendes, für spezielle Arbeitsbereiche angepasstes Klinisches Arbeitsplatzsystem (KAS). Im engeren Sinne wird der Begriff der Patientendatenmanagementsysteme für Intensiv-Informations- Management-Systeme (IMS) verwendet.

Erste Anfänge

Bereits 1964 gab es den ersten Vorläufer eines IMS. Damals wurde am Los Angeles County General Hospital ein erstes Informationssystem eingeführt, bei dem ein IBM 1710 Digitalcomputer an das Überwachungssystem einer Intensivstation angeschlossen wurde. Das System konnte Blutdruckwerte, Herzfrequenz, die Luft- und Körpertemperatur sowie die Ausscheidung erfassen und ermöglichte in Folge eine graphische und schriftliche Darstellung der Werte. Obwohl sich das Intensivpersonal zunächst gegen den zusätzlichen Arbeitsaufwand sträubte, konnte mit zunehmender Ausbildung und der wachsenden Erfahrung das Personal mehr und mehr für die Mitarbeit gewonnen werden.

Funktionalität für den Anwender

Seit dieser Zeit haben sich mit dem Fortschreiten der Computertechnologie auch die Möglichkeiten der PDM-Systeme weiterentwickelt. Sie besitzen grafische Benutzeroberflächen zur intuitiven Bedienung und zielgerichteten Präsentation von Befund- und Therapieinformationen. Zur Unterstützung der medizinischen Prozesse stehen Module zur Unterstützung der ärztlichen Therapieplanung und Arzneimittelverordnung, sowie der Pflegeplanung zur Verfügung.

Es konnte an Beispielen wie der kalkulierten Antibiotikatherapie gezeigt werden, dass mit wissensbasierten Systemen in PDMS komplexe Therapie-Leitlinien effektiv unterstützt werden können und zu einer Therapieverbesserung führen. Wie 1964 von Shubin und Weil beschrieben stellt die Einführung eines PDMS immer noch einen großen Eingriff in die Arbeitsabläufe auf der Intensivstation dar. Eine auf der Jahrestagung der DIVI 2004 durchgeführte Befragung zeigte, dass obwohl PDMS nicht immer alle Erwartungen erfüllen können, die Zufriedenheit der Anwender mit dem Dokumentationssystem für das PDMS signifikant höher ist als für eine papierbasierte oder computerassistierte Lösung (Tab. 1). Aufgrund des großen Leistungsumfanges setzen erste Kliniken PDM-Systeme über die Intensivstationen hinaus flächendeckend als KAS ein.

Funktionalität für administrative Zwecke

In den letzten Jahren sind die administrativen Anforderungen an die Intensivdokumentation deutlich gestiegen. Hier seien nur die Einführung der DRGs, der Komplexbehandlung Intensivmedizin oder die Anforderungen durch die Einführung eines Qualitätsmanagement genannt. Viele PDM-Systeme unterstützen die notwendige Dokumentation durch eine Generierung von ICD- und OPS-Codes aus der Routinedokumentation und summieren Leistungen z.B. Scores für die Komplexbehandlung Intensivmedizin, der ärztliche und pflegerische Mehraufwand für die Komplexbehandlung bei Besiedelung oder Infektion mit multiresistenten Erregern [MRE], die Beatmungsdauer oder die Applikationen von Blutprodukten oder Medikamentendosierungen für die Erfassung von Zusatzentgelten. Die erfassten Daten stehen in Datenbankmanagementsystemen für Auswertungen zur Verfügung. So können Leistungsstatistiken für Benchmarking und Personalsteuerung ebenso erstellt werden wie Kenndaten für die Qualitätssicherung ausgewertet werden.

EDV-technische Aspekte

Die Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherheit eines PDMS hängt stark von der Softwarearchitektur ab. So ist z.B. Qualität der Auswertungen direkt von der Hinterlegung eines strukturierten Vokabulars (Interfaceterminologie) in einem Medical- Data-Dictionary (MDD) und damit auch von den Tools zur Parametrierung und der Möglichkeit, Plausibilitätskontrollen zu definieren, abhängig. Die Kommunikationsfähigkeit wie die Übernahme von Befunden aus Labor, Radiologiesystem oder Mikrobiologie, aber auch das Senden von abrechnungsrelevanten Daten, Verlegungsberichten oder Pflegeüberleitungen an das KIS oder KAS hängen von den Schnittstellen des PDMS ab. Je nach IT-Strategie der Klinik muss die Architektur auf die Fähigkeit einer stationsaufenthaltübergreifenden Architektur und Parametrierbarkeit geprüft werden.

Fazit

Es steht inzwischen eine Vielzahl kommerzieller Produkte auf dem Markt zur Verfügung, die sich in Architektur, Kommunikationsfähigkeit und damit im Funktionsumfang unterscheiden. Wenn man die Einführung eines PDMS plant, sollte frühzeitig eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Anwendern, der Administration und der IT-Abteilung die Ziele im Zusammenhang mit der IT-Strategie der Klinik klären, damit sich die Investitionskosten langfristig auszahlen.

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