Patientenkommunikation während der onkologischen Behandlung
14.03.2013 -
Patientenkommunikation während der onkologischen Behandlung. Ich bin gehört und verstanden worden sagt Ihr Patient, während er sich in Ihrer onkologischen Behandlung befindet.
Nun, dann brauchen Sie jetzt nicht weiter zu lesen. Denn hier haben wir „Gesprächsstoff“ eines stimmungsvollen Symposiums von Hexal anlässlich des Deutschen Krebskongresses in Berlin zusammengestellt, das die Patientenzufriedenheit in der Onkologie unter die Lupe genommen hat.
Dabei wurde deutlich, dass Patienten Ärzte in Konsultationen so empfinden, dass sie zu wenig Zeit haben, nicht richtig zuhören, zu oberflächlich antworten und auch noch den falschen Ton wählen. Zudem enthielten sie den Patienten wichtige Befunde vor und nähmen sie nicht ernst.
Erwischt? Wollen Sie das ändern? Dann lesen Sie.
Prof. Dr. Ullrich R. Kleeberg, Altona, berichtete, dass sich die Versorgung Krebskranker zunehmend aus dem stationären in den ambulanten Bereich verlagert hat.
Um eine Bewertung dieser Entwicklung durch die Betroffenen und ihre Angehörigen zu erfahren, deren Zufriedenheit mit der ambulanten Versorgung zu hinterfragen und ihren Eindruck von der Versorgungsqualität zu dokumentieren, wurden von Mitgliedern der Konferenz Onkologische Krankenpflege (KOK) sowie der Arbeitsgemeinschaft Internistische Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft zwei bundesweite Erhebungen durchgeführt.
2002/2003 sowie 2004/2005 wurden ca. 2.700 bzw. 4.600 zunächst an 24, dann an 46 ambulanten Institutionen behandelte Krebskranke zur Zufriedenheit und Versorgungsqualität (Patient Satisfaction and Quality of Oncological Care PASQOC) mittels eines standardisierten Fragebogens befragt.
Die Ergebnisse zeigten vor allem, dass für Patienten Mitbestimmung und gemeinsame Entscheidungsfindung wichtig sind.
Doch nur etwa 20 % der Betroffenen schilderten Defizite in der Kommunikation mit Arzt und Krankenpflege und nur 8% von ca. 4.600 Befragten beklagten sich über eine mangelhafte Versorgung. Weitere 8% wollen dem Arzt das Therapiemanagement sogar allein überlassen.
Zudem beeinflussen eine „gute“ Arzt-Patienten-Beziehung und die Behandlungsräume (!) primär die Zufriedenheit während der Betreuung.
„Freundlichkeit und Anteilnahme sind für 95 % der Patienten ausschlaggebend“, betonte Kleeberg.
Patientenzufriedenheit – messbar?
Prof. Dr. Dr. Uwe Koch, Hamburg- Eppendorf, erläuterte – ebenfalls anhand von Umfrageresultaten – dass das Kritikpotential am höchsten ist für die Ausstattung der Aufenthaltsräume, die Erreichbarkeit des Arztes und die (wenige) Zeit, die er sich für den Patienten nimmt.
„Durchweg formulieren Krebspatienten jedoch weniger Kritik als Patienten anderer Diagnosegruppen“, sagte Koch.
Zudem steige die Zufriedenheit mit der Versorgung während des stationären Aufenthalts mit dem Alter des Patienten.
Auch mit der Art des Tumors stehe sie im Zusammenhang. Patienten mit einem Krebs der Verdauungsorgane zeigen beispielsweise das größte Kritikpotential.
Koch hat versucht, die „falsch-hohe Zufriedenheit“ in der Methodik zu vermeiden. Er wies jedoch darauf hin, dass psychologische Effekte wie „Dankbarkeit“ das Bild verfälschen könnten.
Kommunikation – chronisch defizitär?
Stimmungsvoll erinnerte Prof. Dr. Dipl. Theol. Matthias Volkenandt, LMU München, daran: „Sprechen Sie mit dem Patienten, denn das Gespräch ist die häufigste ärztliche Handlung, auch wenn man in nichts weniger Ausbildung hat.“
Immerhin führe ein Onkologe in seinem Berufsleben mehr als 20.000 Aufklärungsgespräche über eine bösartige Erkrankung.
Doch auch die Lebensqualität des Arztes hänge vom Gelingen der Kommunikation maßgeblich ab. So berichtete er, dass Kollegen sagten, Stress hätten sie immer, doch richtig erschöpft seien sie abends nur, wenn wieder etwas in der Kommunikation misslungen wäre.
Schlechte Kommunikation ist ein Hauptgrund für Enttäuschung und Unzufriedenheit von Patienten – unabhängig vom Behandlungsergebnis.
Dagegen stellt gelungene Kommunikation Patienten zufrieden. Insbesondere die moderne Onkologie erfordere jedoch mehr kommunikative Kompetenz aller professionellen Begleiter – und vor allem die Vertrauensbildung zum Patienten!
Dabei würden Defizite von den Ärzten nur ungern zugegeben, nach dem Motto, der Patient wolle ja nicht reden, sondern gesund werden. Doch „aktives Zuhören“ sei entscheidend. Eine weitere häufige Fehlerquelle, die Volkenandt aufdeckte: Zu früh antworte der Arzt fachlich und betreibe „Distancing“, um dem Patienten ja nicht zu nahe zu kommen.
„Doch fragen kann nie schaden“, ermahnte der Referent.
Depressionen bei Tumorpatienten
Dr. Bernd Flath, Berlin, erläuterte Depressionen als häufige und ernsthafte Komplikationen einer malignen Erkrankung. Die Prävalenz liegt je nach Tumorart und -stadium nahezu bei 20 %.
Die Diagnose einer Depression sei jedoch einfach. Am Anfang solle man die Kernsymptome Depressivität und Anhedonie abfragen. Allein durch dieses „Screening“ könne man einen Großteil sicher identifizieren.
Die Therapie der Depression bei Tumorpatienten besteht im ärztlichen Gespräch und auch in der Gabe von Antidepressiva. Wegen des günstigen Nebenwirkungsprofils eignen sich besonders die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI).
„Emotionen müssen zugelassen werden, der Patient soll weinen können“, meinte Flath abschließend. Eine konsequente Behandlung von Depressionen bei Krebskranken dürfte deren Lebensqualität und Zufriedenheit deutlich verbessern.
Dr. Nana Mosler, Leipzig