IT & Kommunikation

Qualitätsnetz Bellevue (QNB): Virtuelles Data Warehouse für Nachweis höchster Qualitätsstandards

02.06.2011 -

Qualitätsnetz Bellevue (QNB): Virtuelles Data Warehouse für Nachweis höchster Qualitätsstandards. Auch wer auf höchstem Niveau operiert, kann sich immer noch weiter verbessern. Unter diesem Motto haben Klinikchef Prof. Detlef Uthoff und seine Kollegen von der Kieler Augenklinik Bellevue eine konzertierte Aktion für mehr Qualität, Sicherheit und Transparenz in der Augenheilkunde ins Leben gerufen. Diese setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Augenärzten. Für die systematische Auswertung der in diesem Qualitätsnetz Bellevue (QNB) gesammelten Daten sorgen die schnelle Objektdatenbank Caché von InterSystems und das darauf aufbauende Analysewerkzeug VisualCockpit.

Mit mehreren tausend Operationen im Jahr 2007 ist Bellevue längst eine der größten privaten Augenkliniken Europas. Entsprechend straff ist die Organisation aller Abläufe innerhalb der weißen Gründerzeitvilla an der Kieler Förde. Bei nur 28 Betten und 6 Ambulanzliegen sowie einem Team von 20 Ärztinnen und Ärzten sind die Zimmer meist mehrmals am Tag belegt, die Auslastung der Behandlungsräume perfekt optimiert. „Da geht es um logistische Meisterleistungen“, sagt Uthoff. „Wenn irgendein Detail nicht stimmt, bricht der ganze Tagesablauf zusammen.“

Damit eben das nicht geschieht, betreibt seine EDV-Abteilung eine ausgefeilte IT-Infrastruktur, deren zentrales Element das Krankenhaus-Informations-System fd klinika bildet. Es läuft unter Microsoft SQL-Server auf einem Windows 2003-Server mit 50 angeschlossenen Clients. Ergänzt wird das KIS durch eine passende Finanzbuchhaltung von GDC, die Dienstplanungs- und Zeiterfassungssoftware WORP sowie durch das Dokumenten-Management und Intranet von 3M. Das KIS soll bis zum Jahresende mit einem umfassenden digitalen Archiv ausgebaut werden. „Auf dem Weg zur perfekten Verzahnung der Organisation ist Papier nur hinderlich“, findet EDV-Leiter Patrick Marholz. „Schließlich befindet es sich im Zweifelsfall immer gerade am falschen Ort.“

Gemeinsam zu mehr Qualität

Einen wichtigen Schritt zu dieser Verzahnung ist die Augenklinik mit der Gründung des Qualitätsnetz Bellevue (QNB) Ende 2005 vorangekommen. Inzwischen sind aus 12 Gründungsmitgliedern 48 niedergelassene Augenärzte an 35 Standorten in Schleswig-Holstein geworden, die sich mit den Bellevue-Ärzten zusammengeschlossen haben, um die Qualität der gemeinsamen Arbeit zu dokumentieren und wo möglich noch zu verbessern. „Das geht nur gemeinsam. Schließlich sehen wir die Patienten nur am ersten Tag und können oft gar nicht beurteilen, wie es nach der Operation weitergegangen ist“, erläutert Uthoff. Auch die Ärzte haben naturgemäß großes Interesse daran, die Ergebnisse insgesamt, vor allem aber ihren persönlichen Qualitätsbericht zu erhalten.

Während die Anbindung anfangs noch offline durch Übersendung der ausgefüllten Excel-Spreadsheets erfolgte, sind die Praxen heute mittels DSL-Anschluss und sicherer VPN-Verbindung direkt an das Bellevue-eigene Netzwerk angeschlossen. Auf den Praxiscomputern läuft eine von der EDV-Abteilung geschriebene Erfassungs-Software, die zur Nachschau für jeden OP-Typ die passenden, von Bellevue eigens entwickelten Befundbögen abbildet. Auch eine Online-OP-Anmeldung steht zur Verfügung. Der Vergleich der Messwerte mit den präoperativ in der Klinik erhobenen bildet bereits eine wichtige Zusatzinformation, die früher kaum zur Verfügung stand.

Die gesammelten objektiven und subjektiven Befunddaten werden zu Schulnoten zusammengefasst und ergeben einen tagesaktuell berechneten Qualitätsindex. „Natürlich macht jeder Augenarzt Nachkontrolle, aber anderswo bleiben die Daten dann einfach in der Praxissoftware und werden nicht zusammengeführt oder ausgewertet“, weiß Uthoff. Im QNB dagegen werden die ärztlichen Befunde noch von den Patienten selbst ergänzt – bei jedem Nachschautermin in einer kleinen Patientenbefragung im Wartezimmer sowie einmal im Jahr in einer großen Patientenbefragung per Post.

Der Datenflut Herr werden

Zur Auswertung der so gesammelten Daten setzte das EDV-Team anfangs einfach auf Excel und den direkten Zugriff auf die QNB-Datenbank im SQL-Server. Die so erstellten Grafiken wurden dann in Powerpoint zu einem Qualitätsbericht zusammengestellt. Allerdings wuchsen rasch die Begehrlichkeiten: Bald waren Querverbindungen zum KIS gefragt, etwa zur Aufschlüsselung der Operationen nach Einzugsgebieten. Damit war die hausgemachte Lösung jedoch ebenso überfordert wie mit der rapide wachsenden Datenmenge.

Eine Alternative fand sich auf der CeBIT 2007 in der schnellen Objektdatenbank Caché von InterSystems und dem darauf aufbauenden Business-Intelligence-Werkzeug VisualCockpit des Diplom-Mathematikers Dr. Mathias Nagel. Schon die Messepräsentation mit Standard-Analysen über § 21-InEK-Datensätze nach Kosten, Verweildauer, Erlösen und anderen kaufmännischen Kriterien regte die Phantasie der IT-Spezialisten an. „Toll war, wie einfach sich mit VisualCockpit Daten in Beziehung setzen ließen“, erinnert sich Marholz. „Da konnten wir uns gleich eine ganze Reihe von Anwendungsfällen bei der QNB-Auswertung vorstellen.“

Im Frühjahr wurde Dr. Nagel zu einer Präsentation nach Kiel eingeladen, für die er sein VisualCockpit-Werkzeug bereits komplett mit den zuvor zugeschickten QNB-Daten bestückt mitbrachte. „Dass wir gleich beim ersten Termin die Software mit unseren eigenen Daten arbeiten lassen konnten, hat die Entscheidung sehr erleichtert“, sagt Marholz. „So haben wir sofort gesehen, was möglich ist.“ Schnell wurde man sich einig, VisualCockpit mit ausreichenden Lizenzen für Geschäftsleitung, EDV, Assistenz und die wissenschaftlichen Mitarbeiter anzuschaffen, die für die Auswertungen verantwortlich zeichneten.

Business Intelligence – aber live!

Während der Projektierungsphase war vereinbart worden, die Datenbank als virtuelles Data Warehouse aufzusetzen. Visual-Cockpit greift also ausschließlich auf Caché als integrierte Datenbank zu, das sich seinerseits aber alle Daten bei Bedarf aus den verschiedenen Quellsystemen holt. „So arbeiten wir immer mit aktuellen Daten, profitieren aber zugleich von den schnellen Zugriffen auf Caché“, freut sich Marholz. Was sich besonders auszahlt, wenn es darum geht, Daten aus verschiedenen Quellen in Beziehung miteinander zu setzen. „Bei komplexen Verknüpfungen wie outer joins ist Caché einfach besser als relationale Datenbanken“, weiß der IT-Experte. Und obendrein pflegeleicht: Die Installation war in 15 Minuten erledigt, regelmäßiger Administrationsaufwand fällt überhaupt nicht an. Lediglich die Definition der in den unterschiedlichen Anwendungen vorhandenen Daten benötigte etwas Zeit. „Aber jetzt haben wir damit ein komplett gefülltes Data Warehouse und müssen nicht erst SQL programmieren, wenn jemand eine neue Auswertung will.“

Seit Oktober 2007 läuft das System im Routinebetrieb und wird zur Erstellung der Grafiken für den wöchentlichen Qualitätsbericht eingesetzt. Anders als früher ist bei den regelmäßigen QNB-Sitzungen mit der Geschäftsführung heute jedoch auch ein Laptop immer mit an Bord. Sämtliche VisualCockpit-Grafiken und Auswertungen sind nämlich interaktiv, so dass man nur mit dem Mauszeiger beispielsweise die verschiedenen Partner-Praxen abfahren muss, um sofort zu sehen, wie sich die übrigen Anzeigewerte entsprechend verändern. Aus der wöchentlichen Besprechung ist damit eine interaktive Sitzung geworden, in der nötigenfalls nach den Ursachen für statistische Auffälligkeiten gesucht wird.

Als Paradebeispiel aus der Anfangszeit des VisualCockpit-Einsatzes erinnert sich Uthoff an eine Sitzung, bei der auffällig wurde, dass der nach einer Linsenimplantation erzielte Visus bei einem bestimmten Operateur geringfügig niedriger ausfiel als bei den übrigen. Beim weiteren Analysieren der Daten zeigte sich eine Korrelation zu überdurchschnittlicher Bildung von Descemetfalten, die sich schließlich auf einen Unterschied in der angewendeten Operationstechnik zurückführen ließ. Nachdem der Operateur seine Technik verändert hatte, war die Auffälligkeit verschwunden. „So trägt VisualCockpit ganz konkret zur Verbesserung der Qualität unserer medizinischen Arbeit bei“, konstatiert der Klinikchef.

Zur Nachahmung empfohlen

Wenn sich mittlerweile Augenkliniken aus ganz Deutschland für das QNB-Modell interessieren, hat Uthoff für diese ein einfaches Rezept parat, sich gegen den Trend zur Discount-Operation abzusetzen: Kompromisslose Qualität der eigenen Arbeit und kompromisslose Dokumentation und Auswertung der Ergebnisse.

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