Software-Konfiguration per Prozessdesign in Aachen
23.06.2014 -
Software-Konfiguration per Prozessdesign in Aachen. Spricht Volker Lowitsch von „Umstrukturierung und Flexibilisierung von medizinischen und administrativen Prozessen“, wird die Dimension dieser Aufgabe erst richtig klar, wenn man seinen Einsatzort kennt:
Mit ca. 5.705 Beschäftigten, 1.494 Betten, 43.000 stationären und 135.000 ambulanten Patienten ist der Diplom-Mathematiker für den Geschäftsbereich IT-Direktion im Universitätsklinikum Aachen (UKA) verantwortlich.
Als eines der größten Krankenhäuser in Deutschland gehören 34 Kliniken und 24 Institute zu der Anstalt des öffentlichen Rechts, die seit fünf Jahren weitgehend privatwirtschaftlich geführt wird.
Mit Erfolg, wie die Bilanzen der letzten Jahre zeigen.
Danach weist die Mammutklinik bereit im vierten Jahr in Folge einen Überschuss aus.
Unabhängig davon werden die betriebswirtschaftlichen Steuerungssysteme mit Nachdruck ausgebaut.
Bereits 2004 hat das UKA begonnen, im Rahmen der laufenden Umstrukturierung auf das IMS/DRGBetriebskonzept die medizinischen und administrativen Abläufe mit Hilfe von ARIS zu dokumentieren, einer Geschäftsprozesssoftware von IDS Scheer.
Lowitsch: „Wir haben die Arbeitsschritte der neuen Betriebsstruktur inklusive der Zuständigkeiten und der Formulare modelliert.“
Die modellierten Prozesse sind im UKA-Intranet abrufbar, Mitarbeiter können sich dort aktuell informieren.
Zum Beispiel über die medizinische und pflegerische Behandlungsstandards, die Nutzung von OP-Ressourcen oder der Entlassungsprozedur eines Patienten mit den erforderlichen Unterlagen für die Nachsorge.
Jetzt hat IT-Chef Lowitsch ein weiteres Projekt gestartet, mit dem die heterogenen IT-Systeme, darunter mehrere SAP-Module und das KIS von Siemens, auf die neuen Herausforderungen getrimmt werden.
Unter dem Stichwort „service- orientierte Architektur“ – kurz SOA – wird eine neue flexible ITLandschaft installiert, die ab 2007 in Betrieb gehen soll.
„Das ist ein visionäres Projekt“, erklärt Lowitsch, „nicht nur für das Universitätsklinikum Aachen, auch für den gesamten Krankenhausbereich.“
Im Mittelpunkt steht mit Lorenzo eine innovative Software, die für die komplette Behandlungskette vom Hausarzt über die stationäre Versorgung bis zur Nachsorge und Rehabilitation Prozesse und Funktionen bereitstellt.
Der Clou dabei: Über „Web-Services“ kann das von iSoft in Indien entwickelte Programm problemlos mit jeder vorhandenen Software zusammenarbeiten und zu einem integrierten Gesamtsystem zusammenfügen.
In Verbindung mit ARIS lassen sich die Vorteile von SOA schon beim Design von Arbeitsprozessen nutzen und Prozessketten quasi automatisch in Softwarefunktionen umsetzen.
Möglich macht das BPEL (Business Process Execution Language), eine Funktionalität, um die ARIS im vergangenen Jahr erweitert wurde und die alle großen IT-Hersteller unterstützen. Oliver Distler, Manager des Competence Team Healthcare bei IDS Scheer, über die Vorteile: „Mit „ARIS BPEL Designer“ lassen sich Geschäftsprozesse serviceorientiert modellieren und automatisch in Anwendungssoftware umsetzen.“
Statt einer Anpassung auf vorgegebene Programmfunktionen – wie beim Einsatz von Standardsoftware in der Regel der Fall – rücken damit Aufgabengestaltung und Prozessdesign an die erste Stelle.
Weil dabei unterschiedlichste Servicefunktionen eingesetzt und kombiniert werden, sprechen Fachleute von einer Orchestrierung von Services.
Im Effekt sind IT-Systeme damit wesentlich flexibler einsetzbar, lassen sich schneller und kostengünstiger als bislang ändern.
IT-Chef Lowitsch hat die Funktionstüchtigkeit der innovativen Lösung in einem Proof-of-Concept-Test geprüft: „BPEL bleibt für uns eine Blackbox. Das erforderliche Fachwissen erwarten wir von unseren Partnern. Wir konzentrieren uns auf die fachlichen Prozesse.“
Lowitsch ist allerdings sicher, dass die neue Lösung hohe Akzeptanz bei Ärzten und Pflegekräften haben wird:
„Es stehen die aktuellen medizinischen Daten eines Patienten und eventuell nötige Formulare sowie andere Arbeitshinweise bereit. Auch bekommen die Anwender individuelle Vorschlagslisten für die weitere Behandlung zur Verfügung gestellt.“
Manfred Buchner, Berlin