Teleradiologie: Prozessmanagement Made in Germany
26.04.2012 -
Teleradiologie: Über 100 deutsche Krankenhäuser profitieren von der CT-Fernbefundung im Bereitschaftsdienst ... denn Schwerverletzte und Patienten mit Schlaganfällen halten sich nicht an die klinische Kernarbeitszeit.
Deshalb wird in über 100 deutschen Krankenhäusern der radiologische CT-Bereitschaftsdienst am Wochenende, Feiertag oder Abend von einem Teleradiologen übernommen. Das schafft Arbeitszufriedenheit, und der Patient erhält eine zeitnahe, qualitativ hochwertige Diagnostik.
In der Chirurgie brennt es bereits flächendeckend; bei den Radiologen rumort es heftig. Freizeit, Nachtruhe, Familienleben und Freundeskreis sind die mit der ärztlichen Arbeitswelt zunehmend konkurrierenden Bedürfnisse. Leistungseinbuße, emotionale Erschöpfung und Depersonalisierung sind die Folgen einer langfristigen ungebremsten Kräfteausbeutung. Auch eher technologisch orientierte Fachbereiche wie die Radiologie sind mittlerweile betroffen.
„Auf Partnerschaften von Ärzten wirkt sich Stress besonders kritisch aus, da die ärztliche Tätigkeit viele lebens- und beziehungsfeindliche Strukturen aufweist. Die sog. Inhumanität humanitärer Berufe ist charakterisiert durch berufsbedingten Zeitmangel und anhaltenden Arbeitsstress mit Vernachlässigung von Familie und Leben", verweist Svenja Lippert, Fachbereich Medizin des Uniklinikums Gießen/Marburg in ihrer Dissertation auf die prekäre Situation der ärztlichen Allzeit-Verfügbarkeit mit wechselnden Wochenend- und Bereitschaftsdiensten.
Die Teleradiologie spielt eine Vorreiterrolle
Dabei gibt es für angestellte Radiologen und niedergelassene Röntgenärzte an Krankenhäusern eine probate Lösung: die Telemedizin. Telemedizindienste, zu denen auch die Teleradiologie gehört, sollen umfassender in die Gesundheitssysteme der EU-Mitgliedstaaten integriert werden, so will es die EU-Kommission. Daher soll in den kommenden Jahren der Einsatz von Diensten der Telemedizin und der Informations- und Kommunikationstechnologien innerhalb Europas erheblich forciert werden.
Eine Vorreiterrolle spielt die Teleradiologie. Vor 10 Jahren wurde der Grundstein gelegt für den Aufbau eines bundesweiten Netzwerks. Über ein Fünftel der 500 deutschen Krankenhäuser, die potentiell teleradiologisch versorgt werden könnten, weil sie zu wenig Radiologen haben, sind derzeit am Netz, davon die Hälfte beim größten und derzeit einzigen flächendeckenden Systemanbieter in Deutschland für die rechenzentrumsgestützte Teleradiologie, der reif & möller diagnostic-network ag.
Teleradiologie spart Kosten
„Das Konzept heißt, den befundenden Arzt nicht zum Bild, sondern das Bild zum Diagnostiker zu bringen", beschreibt der saarländische Netzwerk-Radiologe Dr. Torsten Möller von der DGfTR die Aufgabe einer verteilten Bilddiagnostik im Bereitschaftsdienst.
Das Prinzip: Einer der drei Dutzend Teleradiologen vom größten Netzwerk Deutschlands hat immer Rufbereitschaft. Es sind vorwiegend niedergelassene Röntgenärzte, die über 50 kleinere Krankenhäuser mit CT betreuen. In der Regel sind es 10-15 Notfälle, die zwischen 17.00 Uhr und 8.00 Uhr teleradiologisch zu befunden sind. Wie ein Präzisionsuhrwerk läuft das teleradiologische Prozessmanagement made in Germany.
„Die Stelle im Krankenhaus wird um einiges attraktiver, wenn sich der Nachtdienst auf viele Schultern verteilt", sagt Möller. Fachärzte werden diese verbesserten Lebensbedingungen „mit Recht als einen Standortvorteil für das jeweilige Krankenhaus werten". Man könnte den teleradiologischen Bereitschaftsdienst als eine Maßnahme zur Personalentwicklung verstehen.
Dass die Teleradiologie auch einen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit leisten kann, belegt die Studie. Danach könnte ein Krankenhaus über 40.000 € im Jahr einsparen, wenn es sich eines modernen teleradiologischen Bild- und Personalmanagements bediente, so das Resultat der Studie „Verbundlösung für die rechenzentrumgestützte Teleradiologie". Bei der Analyse wurde von 350 teleradiologischen Befunden pro Jahr ausgegangen, also etwa einem CT pro Tag.
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