Labor & Diagnostik

Blutzucker POCT - Das Bergmannsheil Bochum nutzt neues Teststreifensystem

19.11.2010 -

Blutzucker POCT stand im Mittelpunkt einer intensiven Erprobung des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum. Als Resultat haben sich die Verantwortlichen für die netzwerkfähigen StatStrip-Blutzuckermessgeräte der Firma Nova Biomedical (Rödermark) entschieden. Verantwortlich für die Umsetzung ist Dr. med. Hugo Stiegler, Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Ärztlicher Leiter der Abteilung für Klinische Chemie, Immunologie und Hämostaseologie. Im Folgenden erläutert er die für die Entscheidung notwendigen Schritte und die damit verbundenen Vorteile, insbesondere durch die von Nova entwickelte neuartige Teststreifentechnologie.

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung, bestehend aus 21 Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten. Jährlich werden mehr als 60.000 stationäre und ambulante Patienten behandelt. Einer der Schwerpunkte liegt in der Diabetologie (Medizinische Klinik I, Leiter Prof. Dr. med. H. H. Klein). Pro Jahr werden am Bergmannsheil zirka 100.000 kapilläre Blutzuckerbestimmungen durchgeführt. Die bisherige zentrale Blutzukerbestimmung aus Kapillarblut im Labor wurde modifiziert, um dezentral zu sein und die Blutzuckermessung auf den Stationen zu vernetzen. Vormals war sie teilweise ergänzt worden durch eine orientierende Messung von nicht-vernetzten AccuCheck-Geräten. Das bisherige Vorgehen war kostenintensiv, da die Qualitätskontrolle an den AccuCheck-Geräten manuell dokumentiert wurde. Außerdem wurden Blutzucker-Proben zum Teil durch den Pflegedienst oder per Rohrpost zum Labor transportiert.

StatStrip
Für die Umsetzung des neuen Blutzucker-Konzepts wurden im gesamten Klinikum insgesamt 35 StatStripBlutzucker-Messgeräte aufgestellt. Diese handlichen und robusten Geräte benötigen im Gegensatz zu ­anderen marktüblichen Fabrikaten keine Kalibrationscodes. Die StatStrip-Geräte besitzen einen Farb-Touchscreen sowie einen integrierten Barcode-Scanner und sind über eine Docking- bzw. Ladeschale mit dem Netzwerk des Klinikums verbunden. Durch das Scannen des Patientenbarcodes werden die Zuordnung des nachfolgenden Messergebnisses sowie die Übermittlung an das Laborinformationssystem (LIS) und das Klinikinformationssystem (KIS) sichergestellt. Die Ergebnisse sind auf dem Gerät sofort verfügbar sowie nach wenigen Minuten im KIS auch elektronisch abrufbar. Zu Dokumentationszwecken werden die Blutzuckerwerte im Sinne eines Tagesprofils vom Labor als Befund gedruckt und den Stationen zur Verfügung gestellt. Positiv wurde von den Anwendern die geringe Probenmenge von nur 1,2 µl kapillärem Vollblut und die Messzeit von nur sechs Sekunden bewertet.

Ein weiterer Vorteil liegt in einer neuartigen Testreifen-Technologie, die höchsten Qualitätsanforderungen gerecht wird. Der Hauptunterschied zu einem herkömmlichen Glucose-Teststreifen ist die Verwendung mehrerer verschiedener Mess­elektroden des Streifens. Dieser ermöglicht die parallele Erfassung verschiedener Test- bzw. Störgrößen. Dabei wird neben der eigentlichen Glucosekonzentration auch der Hämatokrit sowie ein Profil von Interferenzen bestimmt, um Störungen durch Hämatokrit, Maltose, Galaktose, Sauerstoff, Paracetamol, Ascorbinsäure und Harnstoff zu eliminieren. Der Messwert wird dabei automatisch vor der Ausgabe um diese Interferenzen korrigiert. In einer Vergleichsmessung mit mehr als 200 Proben mit der bisherigen Standardmethode des Labors, der enzymatisch-amperometrischen Blutzuckerbestimmung aus Kapillarblut am Biosen C-Line, konnte eine exzellente Korrelation der Werte bezogen auf die IFCC-Plasmakalibration festgestellt werden. Die Impräzision in Serie und von Tag zu Tag am StatStrip-Gerät lag deutlich < 5 %.

RiliBÄK
Bei der dezentralen Blutzuckermessung stellt die Durchführung und Dokumentation der Qualitätskon­trollen zum Teil ein Problem dar. Die Richtlinie der Bundesärztekammer (RiliBÄK) zur Qualitätssicherung quantitativer laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen schreibt vor: Die Qualität der patientennahen Sofortdiagnostik muss mit Unit-use-Reagenzien durch eine interne Qualitätskontrolle sowie durch die Teilnahme an externen Ringversuchen gesichert werden. Diese Verpflichtung entfällt, wenn die interne Qualitätssicherung in der Verantwortung des Zentrallabors durchgeführt wird.

Zur lückenlosen Dokumentation der Qualitätskontrolldaten befürwortet die Arbeitsgemeinschaft POCT der DGKL die Vernetzung aller POCT-Geräte in einer Klinik. Diese Vernetzung konnte nun im Bergmannsheil durch die Beschaffung netzwerkfähiger Blutzuckermessgeräte sowie eines Datenbankprogramms zur Verwaltung sämtlicher Qualitätskontrolldaten erreicht werden. Sämtliche Blutzucker-Messgeräte sind dabei an die POCcelerator Software der Firma Conworx (Berlin) und das Laborinformationssystem angebunden.

Vorteile
Es ergeben sich die folgenden Vorteile für das Universitätsklinikum Bergmannsheil und die Anwender durch die Einführung der vernetzten Blutzuckermessgeräte sowie der StatStrip Teststreifentechnologie:

  • Kostenreduktion im Vergleich zum bisherigen System.
  • Kostentransparenz: Genaue Analysenzahlen werden nun einfach ermittelt; unnötige Doppelbestimmungen zwischen Labor und Station entfallen; die stationsseitigen Messergebnisse können nun eindeutig einem Patienten zugeordnet werden.
  • Neuanschaffung von modernen Blutzuckermessgeräten ohne Investitionskosten.
  • Standardisierung, da die Blutzuckermessgeräte auf allen Stationen und Funktionsbereichen nun einheitlich und auf IFCC-Plasma kalibriert sind. Insbesondere die Vereinheitlichung erleichtert die Einarbeitung und den Personalwechsel von einer Station zur anderen.
  • Neuartige Teststreifentechnologie mit Ergebnissen in Laborqualität.
  • Geringe Probenmenge von nur 1,2 µl.
  • Kurze Messdauer von nur sechs Sekunden.
  • Minimierter Einfluss von üblichen Interferenzen oder Störfaktoren.
  • Eliminierung von Fehlbestimmungen durch falsche Kalibrationscodes.
  • Hohe Bedienerfreundlichkeit und Robustheit der Blutzuckermessgeräte.
  • Einführung und Umsetzung eines POCT-Qualitätsmanagementsystem, welches die Vorgaben der RiliBÄK 2008 mehr als erfüllt.
  • Offene POCT-Software (Conworx POCcelerator), die die Blutzuckermessgeräte mit dem Labor verbindet. Dadurch werden Patientenergebnisse und Qualitätskontrollen automatisch übermittelt.

 

 

 

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