Dr. Eberhard Kay Jennen und Dr. Roland Hansen im Interview zu Point-of-Care-Diagnostik cobas h 232 von Roche
05.06.2011 -
Dr. Eberhard Kay Jennen und Dr. Roland Hansen im Interview zu Point-of-Care-Diagnostik cobas h 232 von Roche. Im kardialen Notfall geht es oft um Minuten und selbst bei eigenem Zentrallabor im Hause ist nicht selten eine schnelle Point-of-Care-Diagnostik medizinisch bedeutsam, um rasch die richtigen Weichen für die Therapie stellen zu können. Das gilt umso mehr, wenn mehrere Kliniken ihre Labordiagnostik in einem Haus bündeln, wodurch zwangsläufig weitere Wege und damit Wartezeiten auf das Diagnoseergebnis entstehen können. Welche Bedeutung in einer solchen Konstellation Point-of-Care-Systemen wie dem cobas h 232 System von Roche Diagnostics zukommt, erläutern Dr. Eberhard Kay Jennen als Kardiologe und Dr. Roland Hansen als Labormediziner, die beide in Köln tätig sind. Die Redaktion von Management & Krankenhaus sprach mit beiden Ärzten.
Management & Krankenhaus: Herr Dr. Jennen, wie setzen Sie Pointof-care-Systeme im Rahmen der Akutdiagnostik und speziell das cobas h 232 System im Klinikalltag ein?
Eberhard Jennen: Wir nutzen das cobas h 232 System in unserem Hause vor allem auf der Notaufnahme zur Abklärung akuter Thoraxschmerzen, wenn wir vermuten, dass es sich um ein kardiales Ereignis handeln könnte. Der Troponin T Test dient uns dann als Diagnose- aber auch als Prognoseparameter. Wir schätzen in dieser Hinsicht beim genannten System die quantitative Messung: Ist der Test positiv, so können wir von einem Koronarereignis ausgehen. Dabei korreliert der ermittelte Wert mit der Prognose, vor allem bei einem Nicht ST-Hebungsinfarkt.
Ist eine solche Diagnostik nicht ebenso gut im Zentrallabor möglich?
Roland Hansen: Prinzipiell ja, aber nicht alle Kliniken verfügen über ein hauseigenes Zentrallabor. In Köln haben wir beispielsweise die Situation, dass sich mehrere Kliniken zusammengeschlossen haben und ein gemeinsames Zentrallabor unterhalten, das alle notwendigen Untersuchungen durchführt. Das ist auf den ersten Blick kostengünstiger, hat aber zur Folge, dass zwangsläufig weitere Wege entstehen und damit Wartezeiten auf das Testergebnis. Im Notfall dauert es bis zu 45 Minuten, bis das Resultat der Untersuchung vorliegt und das selbst, wenn alle Beteiligten bis zum Kurierfahrer wissen, dass es richtig schnell gehen muss. Das gleiche Problem besteht etwas abgeschwächt allerdings auch, wenn sich das Zentrallabor in der eigenen Klinik befindet.
Wie wichtig ist eine sofortige Diagnosestellung, wie relevant also der Zeitvorteil?
Eberhard Jennen: Der Zeitvorteil ist aus meiner Sicht auf jeden Fall relevant. Denn zusammen mit dem Ergebnis des EKGs liefert der Troponin T Test rasch die Möglichkeit, ein kardiales Ereignis zu diagnostizieren. Das ist ebenso wie der prognostische Hinweis über die Höhe des Testwertes richtungweisend für die Behandlung. So können wir zum Beispiel schnell entscheiden, ob im individuellen Fall eine Behandlung mit einem GP-IIb/IIIa-Antagonisten oder sogar eine sofortige interventionelle Therapie sinnvoll ist.
Welche Parameter werden bestimmt und für welche Erkrankungen ist das bedeutsam?
Roland Hansen: Über den Troponin T Test hinaus ist die Bestimmung des D-Dimer mit Point-of-Care-Tests von großer Bedeutung. Mit diesem Test können wir thromboembolische Ereignisse ausschließen: Bei einem negativen Ergebnis können wir dem Patienten aufwändige bildgebende, invasive und kostenträchtige Untersuchungen ersparen.
Wie geht es nach der Akutdiagnostik weiter?
Roland Hansen: Die Verlaufsuntersuchungen im Rahmen kardialer oder thromboembolischer Ereignisse erfolgen im Zentrallabor. Einer der Vorteile des cobas h 232 Systems ist sicher die gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen aus unserem Zentrallabor (Analysegerät: Roche-Modular). Wir haben 2001 im Berliner Virchow-Klinikum im Rahmen von Multicenter-Studien die analytische Präzision sowie die Korrelation mit der jeweiligen Labormethode geprüft (Anmerkung der Redaktion: die Literatur zur Studie, sowie die Ergebnisse können bei Dr. Hansen erfragt werden). Die damaligen guten Resultate bestätigen sich im klinischen Alltag, so dass auch die Verlaufsbeurteilung im Zusammenhang mit der PoC-Erstmessung valide Aussagen zulässt.
Benötigte Ihr Personal eine spezielle Schulung, um das cobas h 232 System richtig anzuwenden?
Eberhard Jennen: Nein, Schulungen waren bei uns nicht notwendig, da das System ausschließlich von den Schwestern und Pflegern der Intensivstation benutzt wird, die sehr geübt im Umgang mit technischen Geräten sind. Ich denke aber, dass auch anderes Personal nach einer kurzen Einweisung das Gerät sicher bedienen könnte. Die Touchscreen-Oberfläche dürfte für jeden selbsterklärend sein.
Sehen Sie Indikationen über die Klinik hinaus?
Eberhard Jennen: Theoretisch ist das System überall dort einsetzbar, wo es auf eine zügige Diagnostik ankommt. Das reicht bis in den Praxisalltag hinein, wenn es darum geht, ein kardiales Ereignis abzuklären oder bei einer Dyspnoe anhand des NTproBNP-Wertes zwischen kardialer und pulmonaler Ursache zu differenzieren. Noch aber sind solche Point-of-Care-Analysesysteme im ambulanten Bereich leider wenig verbreitet. Die ständige und direkte Verfügbarkeit der Laborbestimmung könnte jedoch in vielen Fällen sowohl dem Arzt als auch dem Patienten mehr diagnostische Sicherheit geben.
Herr Dr. Hansen, Herr Dr. Jennen, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.