Laborleitertreffen Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern - Teil 2
18.01.2014 -
Laborleitertreffen Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern - Teil 2. Der zweite Tag, der von Dr. Klaus- Günter Heinze moderiert wurde, beschäftigte sich mit den Möglichkeiten der Microarray-Technologie und Genexpressionsanalysen.
Dr. Kathrin Schlüter, BD Diagnostics Heidelberg, unterstützte mit „Präanalytische Aspekte bei Genexpressionsanalysen“ die Wichtigkeit der Präanalytik auf dem Gebiet der Laboratoriumsmedizin.
Wie in der Einleitung bemerkt, „beginnt Präanalytik bereits im Kopf“ und man muss genau wissen, was man von der angeforderten Analytik erwartet und was bereits vor der eigentlichen Analytik falsch laufen und nicht mehr im Labor korrigiert werden kann.
Genexpressionsanalytik wird eine zunehmend größere Bedeutung zur Erkennung von Krankheiten bzw. auch bei dem Monitoring wie z.B. im Rahmen der Erkennung einer minimal residual disease bei Tumorerkrankungen erlangen.
Während die DNA als relativ stabiles Molekül weniger Probleme aufwirft, ist die RNA in dieser Hinsicht bedeutend kritischer. Intra- und extrazelluläre Degradation durch RNAsen sowie der Umstand, dass RNA-Muster innerhalb kürzester Zeit in Abhängigkeit externer Einflüsse, wie z.B. der Materialgewinnung per se, Temperaturänderungen usw. durch Genexpression bzw. -repression (und somit ihrer RNATranskripte) starken Schwankungen unterliegen.
Als ein Beispiel der täglichen Praxis zeigte sie den fälschlich negativen Ausfall bzgl. des BCR/ABL-Transkripts in der Diagnostik chronisch myeloischer Leukämien, der sich relativ schnell bei Verwendung reinen EDTA-Bluts ohne weitere Stabilisatoren einstellen kann.
Es ist notwendig, durch spezielle Abnahmeröhrchen (z.B. PAXgene) einerseits die RNA sofort zu stabilisieren, aber auch das Genexpressionsmuster im in vivo-Zustand des Abnahmezeitpunkts zu erhalten.
Prof. Dr. Harald Funke, Friedrich- Schiller-Universität Jena, setzte dort an, wo Dr. Schlüter geendet hatte. Auch wenn Dr. Heinze die Arbeit von Prof. Funke mit dem Oberbegriff „snips and chips“ salopp beschrieb, sollte sein Vortrag „Die Rolle der Microarray-Technologie im Routinelabor“ nicht bedeuten, dass nun jedes Labor diese Analytik als „Routine“ durchführen kann.
Die Microarray-Technologie bietet aber mittlerweile als festphasenbasiertes Detektionssystem die Möglichkeit, spezifische DNA- oder RNA-Moleküle mit Hilfe von Hybridationsreaktionen und spezifischen Auswerteverfahren für die Erkennung von Genexpressionsprofilen zu nutzen.
Im Gegensatz zur Untersuchung einzelner Polymorphismen, von denen bisher nur wenige Eingang in die klinische Praxis gefunden haben, bietet die komplexe Genexpressionsanalytik die Möglichkeit, krankheitsspezifische Signaturen durch simultane Quantifizierung der mRNA von zehntausenden Genen zu erkennen.
Auch wenn bereits erste kommerzielle Testsysteme verfügbar sind, muss der Wert für die Diagnose und Klassifikation sowie für eventuelle Therapieentscheidungen und -kontrollen kritisch überprüft werden.
Auch die Nutzung von Genexpressionsprofilen in Zellen des peripheren Bluts als Surrogatmarker für Erkrankungen, die primär andere Organsysteme betreffen, muss noch intensiv erforscht werden.
Dr. Hermann Neudeck, Martin Luther-Krankenhaus Berlin, schlug mit seinem Vortrag „Der Pathologe – Partner oder Konkurrent der Laboratoriumsmedizin in der Tumordiagnostik“ die Brücke zwischen beiden diagnostischen Disziplinen.
Während der Labormediziner oftmals den Vorteil des leichter und wiederholt zu gewinnenden Probenmaterials hat, liegt dem Pathologen das zu beurteilende Zellmaterial direkt vor.
So ist z.B. die Untersuchung mittels PSA im Serum als hochgewebespezifischer und sogar relativ sensitiver Parameter zwar geeignet, Erhöhungen über die obere altersspezifische Referenzbereichsgrenze zu erfassen, eine Malignomspezifität bei Verwendung der allgemeinen cut-off-Werte ist jedoch nicht gegeben.
Hier ist der Pathologe gefordert, im Zellmaterial die Diagnose zu sichern.
Als weiteres Beispiel diente die Messung des Hormonrezeptorstatus im Bereich des Mamma- Ca: Therapieentscheidend ist nicht die absolute Höhe der Östogenrezeptoren, vielmehr die Frage nach deren Verteilung. Der Rezeptorstatus im invasiven Teil des Tumors ist für die Entscheidung der Tamoxifen-Therapie ja/nein wichtig, nicht der intraduktale Rezeptorstaus.
In Kenntnis der Leistungsfähigkeit ihrer Methoden müssen Pathologen und Labormediziner als Partner – nicht als Konkurrenten – in der Lage sein, dem Kliniker sich ergänzend in Diagnostik, Therapieentscheidung sowie Verlaufsbeurteilung hilfreich zu sein. Dr. Christoph Niederau, Labor Dr. Limbach & Kollegen, Dortmund, sorgte mit „Neues zur RiLiBÄK/Fragen und Antworten“ für reichlich Diskussionsstoff.
Als Vertreter von Instand bei der BÄK im Arbeitsausschuss Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium stellte er die Frage: „Warum schon wieder neue Richtlinien?“
Erst hat es rund 17 Jahre gedauert, bis neue kamen, dann 13 – jetzt vielleicht nur fünf; warum so eilig? Da die Akkreditierung nach DIN EN ISO 15189 auch den Bereich der Prä- und Postanalytik einbindet, stellt sich natürlich auch die Frage, ob nicht einfach eine dergestalte „Zwangsakkreditierung“ durchgesetzt werden könnte und sich die Frage einer neuen RiLiBÄK dann nicht mehr stellen würde.
Die BÄK lehnt eine Zwangsakkreditierung ab, befürwortet dafür aber auch die Integration prä- und postanalytischer Bereiche.
Die neue RiLiBÄK soll demnach umfassender sein und nicht nur den analytischen Teil beschreiben; auch Prä- und Postanalytik sowie z.B. auch die Ressourcen (Räume, Ausrüstung Personal etc.) müssen erfasst sein. Neben einem Präanalytik-Handbuch, Gerätebüchern, Verfahrensanweisungen und allgemeinen Vorgaben („Welche Qualitätsziele verfolgen wir?“, „Wie sieht das Beschwerdemanagement aus?“, Fremdlaborvergabe etc.) müssen dezidierte Qualitätssicherungsmaßnahmen und Ablaufbeschreibungen erstellt werden.
Den Hauptunterschied zur Akkreditierung nach DIN/ISO sollte die größere Praxisnähe bzw. leichtere Durchführbarkeit darstellen; so kann es z.B. zulässig sein, die Verfahrensanweisungen auch mittels Original-Herstellerangaben zu erstellen bzw. zu ergänzen.
Dr. Niederau betonte, dass es sich hierbei jedoch erst um den Status des Vorläufigen handelt und auch die geplanten Übergangsfristen nicht festgelegt sein.
Trotzdem sollte frühzeitig darauf geachtet werden, solche Formulierungen zu finden, die nicht nur von optimal ausgestatteten Großlaboren, sondern auch von gut funktionierenden kleineren Häusern erfüllt werden können.
Dr. Heinze dankte den Gästen für ihr Interesse, den Vortragenden für ihre Mühe und den Sponsoren, BD Preanalytical Systems – allen voran Edith Rothermel – sowie Roche Diagnostics für ihre Unterstützung.
Kontakt:
Dr. Klaus-Günter Heinze
Martin-Luther-Krankenhaus,
Berlin
www.mlk-berlin.de