Labor & Diagnostik

Medica: Roche stellt Patient in den Fokus zur Qualitätsverbesserung

01.07.2011 -

Medica: Roche stellt Patient in den Fokus zur Qualitätsverbesserung. Die Medica bot, wie jedes Jahr in Düsseldorf, der Industrie die Möglichkeit, sich mit Neuheiten von der besten Seite zu präsentieren. Aber nicht nur dafür wurde die Zeit genutzt, sondern auch um zu diskutieren und aufmerksam zu machen, zum Beispiel auf das Thema methicillinresistente Staphylococcus aureus-Bakterien (MRSA). Während der traditionellen Führungskräfte- Veranstaltung von Roche Diagnostics sprach u. a. Privatdozentin Dr. Iris Chaberny, Leiterin des Arbeitsbereiches Krankenhaushygiene an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), darüber, dass sich individuell und nachhaltig betriebene Krankenhaushygiene auszahlt.“

„Unser Aufnahmescreening bei jedem Patienten in Risikobereichen wie der Chirurgie und den Intensivstationen hat die Zahl von nosokomialen MRSA-Infektionen in unserem Krankenhaus seit 2004 um 63 % reduziert, wodurch wir mindestens eine halbe Mio. € gespart haben“, sagte Chaberny. Damit gab sie ein gutes Beispiel für die Vorteile einer personalisierten Medizin, der die Veranstaltung unter dem Titel „Der Patient im heutigen Gesundheitssystem – Individualisierung und Qualitätsorientierung im Fokus“ gewidmet war.

Bei ihrem Amtsantritt in Hannover im Jahre 2001, sagte Chaberny, habe sie eine systematische MRSASurveillance eingeführt. Der MRSAAnteil aller S. aureus-Isolate aus Blutkulturen in der MHH, einem Haus der „Supramaximalversorgung“ mit 129 Intensivbetten und einem Schwerpunkt auf der Transplantationsmedizin, sei 2004 „trotzdem plötzlich von 25 % auf 45 % angestiegen“. Daraufhin habe sie sich zu einem Aufnahmescreening aller Patienten auf Risikostationen entschlossen und 2005 die Inzidenzmessung klinisch auffälliger MRSA-Patienten durch eine simultane MRSA-Häufigkeitsmessung aller anwesenden Patienten ergänzt. In dieser Punktprävalenzstudie habe sie feststellen können, wie viele Patienten insgesamt Träger von MRSA waren. Denn immerhin seien 30 % aller Menschen von S. aureus besiedelt, von denen 20 % einen MRSA beherbergen, ohne klinisch auffällig zu sein. „Wir sahen gewissermaßen das ganze MRSA-Massiv und nicht nur die Spitze des Eisbergs. So konnten wir gezielt und rechtzeitig dekolonisieren.“ In der Summe ihrer Interventionsmaßnahmen gelang es Chaberny und ihrem Team innerhalb von vier Jahren, den MRSAAnteil aller S. aureus-Isolate wieder auf 22,7 % zu halbieren.

Aus einer ganz anderen Perspektive beleuchtete Rita Rosa Martin die wachsenden individuellen Bedürfnisse von Patientinnen, die sich im weltweiten Internet umfassend über ihre Krankheiten informieren können und immer stärker an deren Kosten beteiligen. Die Berliner Ärztin war 1999 an Brustkrebs erkrankt und engagiert sich seither als Patientenaktivistin, unter anderem als Autorin des Ratgebers „Über-Lebensbuch Brustkrebs“. Deutlich plädierte sie für einen intensiveren Dialog zwischen Ärzten und Patienten, besonders zu Beginn einer Behandlung. „Es wäre so einfach, von Anfang an Vertrauen zu schaffen“, sagte Martin. „Ich wünschte mir, dass die Ärzte die Patienten fragen: Wie wollen wir miteinander umgehen?“ Drei grundsätzliche Optionen böten sich als Antwort an: Die wohlwollende Bevormundung durch den Arzt; die gemeinsame Entscheidungsfindung, die den Patienten zum Co-Produzenten seiner Behandlung mache; und die informierte Zustimmung, die dem Patienten als Kunden die Auswahl aus dem ärztlichen Angebot überlasse. Unabhängig davon, wie der Patient sich entscheide, sei der Dialog wesentlich für die Arzt-Patient-Beziehung. Hier gebe es im diagnostischen Bereich Aufholbedarf. „Gerade für Brustkrebspatientinnen ist es wichtig, diagnostische Tests zu verstehen.“

Das unterstrich Professor Dr. Ivar Roots mit einem prägnanten Beispiel. Der Direktor des Instituts für Klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Charité in Berlin bilanzierte in seinem Vortrag über individualisierte Arzneitherapie die Bedeutung genetischer Variationen der Cytochrom-P450 (CYP)-Enzyme für den Arzneimittelstoffwechsel und schilderte, wie deren Diagnostik die Wirksamkeit und Verträglichkeit medikamentöser Therapien optimiert. Das Brustkrebsmedikament Tamoxifen zum Beispiel wird erst im Körper der Patientinnen aktiviert. Dabei spielt das Enzym CYP2D6 eine Schlüsselrolle, das aber bei 7 % der Patientinnen fehlt, weshalb Tamoxifen bei diesem Kollektiv kaum hilft. Dies legt eine pharmakogenetische Diagnostik vor Beginn der Therapie nahe. Mit einer Fülle weiterer Beispiele zeigte Professor Ivar Roots, wie wichtig es für die Medizin sein wird, schon am „point of prescription“ die CYP-Variationen eines Patienten zu kennen. Jeder Arzt könne diese dann elektronisch mit einer Wissensdatenbank über Medikamente verknüpfen, um optimale Therapieempfehlungen für jeden einzelnen Patienten daraus abzuleiten. „Pharmakogenetische Tests muss man nur einmal im Leben ausführen“, sagte Ivar Roots und meinte scherzhaft „Ich empfehle, sie den Kindern zum Abitur zu schenken.“

Der Patient im heutigen Gesundheitssystem gewinnt an Einfluss, und die Qualität rückt in den Fokus. Vor diesem Hintergrund versteht Roche Diagnostics die zunehmende Individualisierung in Diagnostik, Therapie und Monitoring als Chance für Patienten und Ärzte. „Unser Ziel ist es, den medizinischen Wert durch neue Tests zu verbessern und die Effizienz der Dignostik zu steigern“, fasste Henning von Eicke, Leiter Konzept-Marketing Vertrieb Labordiagnostik von Roche Diagnostics, als Fazit zusammen.

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