Labor & Diagnostik

Neue Therapien – Neue Diagnosen

21.07.2014 -

Neue Therapien – Neue Diagnosen. Ende April tagte die Deutsche Gesellschaft für Pathologie erstmals gemeinsam mit dem Berufsverband für Pathologen an der Charité in Berlin.
Hauptthema war „Neue Therapien – Neue Diagnosen: Prädiktive Pathologie neue Rollen für die Pathologie“.

Die außerordentliche Rolle der Pathologie kann beispielhaft am Thema „Krebs“ verdeutlicht werden. Nach wie vor wird jede Krebsdiagnose von Fachärztinnen und Fachärzten für Pathologie gestellt.
Eine genaue Untersuchung und Einordnung des Tumors ist für eine weitere Behandlung von großer Bedeutung. Zur Einordnung in das optimale Therapieschema ist eine feingewebliche Untersuchung der Gewebeproben sowie ggf. die Untersuchung des OP-Präparates nach Operation notwendig.
Die klassische Diagnostik der Histologie wurde um die Immunhistochemie und Elektronenmikroskopie in den letzten Jahren ergänzt und erheblich verfeinert.
Auch haben sich die Therapiemöglichkeiten in den letzten 10–15 Jahren gewaltig erweitert.
Bisher gab es im Wesentlichen drei anschließende Therapieoptionen: Operation, Bestrahlung und Chemotherapie.
Eine neue, immer zentralere Rolle spielt die Therapie mit spezifischen, monoklonalen Antikörpern oder Rezeptorblockern.
So geht es in der diagnostischen Arbeit nicht mehr nur um die Feststellung, ob ein maligner Tumor vorliegt oder nicht.
Neuerdings müssen Pathologen auch feststellen, ob einzelne Tumoren bestimmte Zielmoleküle aufweisen. Diese Entwicklungen sind nicht ohne Folgen für die Pathologie, respektive das klassische Denkmuster der Medizin, nachdem die Auswahl der Therapie nach der Diagnosestellung erfolgt.
Zu dem bestehenden Dogma kommt nun die „maßgeschneiderte Therapie“: die Vorhersage, „Prädiktion“ von Therapiemöglichkeiten durch Pathologen.
Der Nachweis einer bestimmten Genmutation oder einer verstärkten Ausbildung eines Rezeptors kann in diesem Fall entscheidender sein als die klassische Subtypisierung eines Tumors.
Ebenso entscheidet dieser Nachweis über eine häufig sehr kostenintensive und in manchen Fällen nebenwirkungsreiche Therapie (Abb. 1; 2). Dass die Deutsche Gesellschaft für Pathologie und der Berufsverband Deutscher Pathologen gemeinsam tagten, ist letztendlich Ergebnis eines sich entwickelnden Bewusstseins, dass die Vernetzung untereinander und mit den anderen medizinischen Fächern noch gestärkt werden muss.
Mittlerweile sind die Aufgaben so komplex, dass kaum eine einzelne Einrichtung die spezifischen Anforderungen in gesamter Breite erfüllen kann. Ebenso wurde angeregt, über einen neuen Auftritt und Aufstellung der diagnostischen Fächer in der Zukunft nachzudenken.
Erstmals wurde zu einer bisher offenbar einzigartigen Podiumsdiskussion u.a. mit den Berufsverbandsvorsitzenden der Gesellschaften für Humangenetik, Mikrobiologie und Labormedizin eingeladen.
Dabei wurden Standpunkte geschildert und erste Gedanken zu möglichen und sinnvollen Kooperationen ausgetauscht.
Neben der Rolle der Pathologie für die prädiktive Medizin wurde zusammenfassend auf drei Kernaufgaben hingewiesen:
Die Pathologie ist die Konstante bei Versorgungsund Kompetenzentren. Das heißt, die Versorgungslandschaft der Bundesrepublik ist mehr und mehr durch die Bildung von organbezogenen Versorgungszentren gekennzeichnet.
Brust- und Darmzentren sind die Vorreiter. Viele Organ- oder krankheitsbezogene Zentren werden folgen. In jedem Zentrum ist die Pathologie als konstantes Kernfach vertreten.
Die Qualitätssicherung erfolgt in vielen Bereichen wesentlich durch die Pathologie. Bereits heute haben 30–40% der Institute Systeme für Qualitätsmanagement etabliert. Teilweise sind sie nach Regeln internationaler Normen zertifiziert oder akkreditiert.
Damit spielt die Pathologie in der Medizin eine außerordentliche qualitätssichernde Rolle.
Sie unterwirft sich in großem Umfang qualitätssichernden Maßnahmen. Die Rolle der Pathologie in der Krebsfrüherkennung verstärkt sich. Früherkennung ohne die Pathologie ist kaum möglich.
Sie ist heute schon zentral an der Früherkennung von Zervixkarzinomen und Prostatakarzinomen, in der Darmkrebsvorsorge und dem Mammakarzinom- Screening beteiligt.
Zusammenfassend war die Veranstaltung an dem auch historisch bedeutungsvollen Ort nicht nur wissenschaftlich, sondern hoffentlich auch politisch und strukturell sehr erfolgreich.

Kontakt:
Prof. Dr. Axel Wellmann
Universitätsklinikum Aachen
Institut für Pathologie
D-Aachen
Tel.: 0241/808-9285
Fax: 0241/808-2439
awellmann@ukaachen.de
www.ukaachen.de

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