Labor & Diagnostik

Stammzellforschung: Hybrid-Embryonen aus Mensch und Tier

13.11.2011 -

Stammzellforschung: Hybrid-Embryonen aus Mensch und Tier. Wissenschaftler der Newcastle University haben in Großbritannien erstmalig Hybrid-Embryonen geschaffen, welche teilweise menschlichen und teilweise tierischen Ursprungs sind. Die Embryonen konnten bis zu drei Tage lang am Leben gehalten werden. Sie sind Bestandteil eines Forschungsprogramms zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten und zur Ergründung neuer Behandlungsansätze.

Die Nachricht von Hybridembryonen wurde noch vor der offiziellen Diskussion zur Zukunft derartiger Forschungsansätze bekannt und löste damit einigen Wirbel aus.

Als ethischer Meinungsbildner betitelte die katholische Kirche die Forschungen laut BBC als „monströs“. Medizinische Organisationen und Patientengruppierungen sehen in diesen Studien dagegen eine signifikante Änderung des Verständnisses von Krankheiten. Für sie entstehen dadurch neue Möglichkeiten für Behandlungen bei Parkinson oder Alzheimer. Auch Englands Premierminister Gordon Brown sprach sich für die Ausweitung der gesetzlichen Grundlagen für die Stammzellforschung aus.

Die Hybridembryonen zeigen unter dem Mikroskop keine Auffälligkeiten. Die runden Zellbündel sehen wie jeder andere drei Tage alte menschliche oder tierische Embryo aus. Erschaffen wurden die Hybriden durch die Injektion von DNA menschlicher Hautzellen in Eizellen aus Eierstöcken von Kühen. Die Eizellen wurde entkernt und damit fast vollständig vom tierischen Erbgut befreit. Was erst einmal spannend und ein wenig wie aus einem Science Fiction Roman klingt, ist tatsächlich die Überschreitung einer Speziesgrenze. Zu 99,5 % stammt das Erbmaterial des Hybrid-Embryos laut der Forscher vom Menschen. Lediglich zu etwa 0,5 % käme es vom Tier. Die Wissenschaftler begründeten die Anträge bei der britischen Aufsichtsbehörde damit, den Engpass von humanen Eizellen auf diese Weise überwinden zu wollen. Die Hybrid-Embryonen sollen ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken dienen und sich nie über den 14. Tag hinausentwickeln dürfen.

Der leitende Wissenschaftler John Burn bezeichnet dieses Vorgehen als vollkommen ethisch. „Es handelt sich um ein zugelassenes Forschungsprojekt, das sehr sorgfältig evaluiert wurde. Das ist ein Vorgang, der nur im Labor stattfindet. Diese Zellklumpen werden sich nie weiterentwickeln dürfen und werden auch nie implantiert.“ Derzeit verfüge man über vorläufige Daten, die viel versprechend seien. Der nächste Schritt ist die Embryoen bis zum 6. Tag überlebensfähig zu machen. Dann erst könne man Stammzellen gewinnen.

Bislang war die Forschung mit Chimären auch in Deutschland nicht erlaubt. Da in England nun Ausnahmen gemacht wurden, bleibt zu vermuten, dass die Stammzelldiskussion auch hier zu Lande wieder neu entfacht wird. Die englischen Forscher bekamen zunächst eine Sondererlaubnis der britischen Behörde HFA (Human Fertilisation and Embryology Authority), um die Chimären herzustellen. Zukünftig soll die Erzeugung von Chimären-Embryonen zu Forschungszwecken jedoch generell erlaubt werden. Ein entsprechendes Gesetz könnte schon 2009 verabschiedet werden.

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