Labor & Diagnostik

Stellenwert der Diagnostik: Jürgen Redmann von Roche Diagnostics GmbH im Interview

18.03.2012 -

Stellenwert der Diagnostik: Jürgen Redmann von Roche Diagnostics GmbH im Interview. Jürgen Redmann ist Geschäftsführer Roche Diagnostics GmbH und Leiter des Vertriebs Deutschland. Im Interview mit Management & Krankenhaus gibt er eine Einschätzung über Veränderung und Wertschätzung der Diagnostik in Deutschland sowie Ziele des Unternehmens.

Management & Krankenhaus: Welche Veränderungen ergeben sich auf dem deutschen Diagnostik- Markt und wie reagieren Sie darauf?

Jürgen Redmann: Unser Umfeld verändert sich rasant. Das hat der Einstieg von Siemens und General Electric im vergangenen Jahr gezeigt. Der Wettbewerbsdruck wird sich zukünftig weiter verstärken – das aktuellste Beispiel ist hier sicherlich die aktuelle Gesundheitsreform. In der Konsequenz müssen wir uns als Unternehmen dem verschärften Wettbewerbsdruck stellen und uns noch stärker als bisher auf unsere Innovationskompetenz konzentrieren. Wir können unsere Marktführerschaft nur behaupten und ausbauen, wenn wir bislang unerfüllte Kundenbedürfnisse verstehen und mit neuen Produkten, kundenfreundlichem Service und professionellem Verkauf bedienen. IT Lösungen werden dabei zunehmend wichtiger – u.a. weil sich immer mehr Laboratorien zu Netzwerken zusammenschließen. Roche bietet mit der cobas IT Produktreihe bereits heute Lösungen für die verschiedenen Laborsituationen an. Außerdem müssen wir ständig weiter in unsere Fähigkeiten bei Service und Verkauf investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Management & Krankenhaus: Würden Sie der Aussage zustimmen, dass die Diagnostik in Deutschland keine „Lobby“ hat?

Jürgen Redmann: Wie sehr die Diagnostik zur erfolgreichen Behandlung und letztlich so auch zur Heilung beitragen kann, ist immer noch viel zu wenig bekannt. In Deutschland macht die Labordiagnostik (stationär und ambulant) nur 2,3 % der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung aus. Dabei bildet sie die Basis für 60 % aller ärztlichen Diagnosen und Therapieentscheidungen. Mit ihrer Hilfe kann die Behandlung verbessert werden, denn jede erfolgreiche Therapie setzt eine richtige und rechtzeitige Diagnose voraus. Das hat eine im Juli 2005 veröffentlichte Studie der Lewin Group für den amerikanischen Gesundheitsmarkt eindrucksvoll gezeigt, deren Ergebnisse in ihrer Tendenz auch auf das deutsche Gesundheitssystem übertragbar sind.

Management & Krankenhaus: Wie kann die Wertschätzung der Diagnostik verbessert werden?

Jürgen Redmann: Die Qualität und Effizienz der Diagnostik als wichtiger Baustein der Wertschöpfungskette im Gesundheitssystem stärker herauszuarbeiten, gehört zu unseren zentralen Anliegen auf gesundheitspolitischer Ebene und natürlich auch bei unserem Engagement im Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH). Ein großes Problem für Diagnostika-Hersteller sind die zum Teil jahrelangen Wartezeiten, um die Erstattungsfähigkeit für neue Tests zu bekommen. In dieser Hinsicht hatten wir große Hoffnungen in die Gesundheitsreform gesetzt. Ob der jetzt verabschiedete Kompromiss diese allerdings erfüllt, erscheint uns sehr fraglich. Insgesamt wird der Kostendruck weiter hoch bleiben. So will der Gesetzgeber den Preiswettbewerb intensivieren, z.B. durch Ausschreibungen und Rabattverträge, die die Krankenkassen direkt mit Herstellern aushandeln können. Um den Stellenwert der Diagnostik zu erhöhen, müssen wir ihren ökonomischen Nutzen nachweisen, aufzeigen und kommunizieren. Deshalb müssen wir als Unternehmen gut aufgestellt sein, um immer wieder innovative Lösungen zu entwickeln, die helfen, einerseits die Gesundheitsversorgung zu verbessern, und gleichzeitig im Gesundheitssystem Kosten sparen.

Management & Krankenhaus: Welche Ziele hat Ihr Unternehmen für 2007?

Jürgen Redmann: Unser oberstes Ziel ist eine Verbesserung der Patientenversorgung. Um dies zu gewährleisten, müssen und wollen wir Ärzten hervorragende Tests und Technologien an die Hand geben. Daher investieren wir kontinuierlich in Forschung und Entwicklung, um auf die Bedürfnisse unserer Kunden schnell reagieren zu können. Mit dem Accu-Chek Portfolio, der cobas 6000 Plattform, dem LightCycler SeptiFast Test, dem Genome Sequencer 20 System, dem CoaguChek XS Messgerät und dem LightCycler 480 System haben wir im vergangenen Jahr hervorragende Produkte auf den Markt gebracht. Jetzt gilt es, diese weiter erfolgreich im Markt zu positionieren. Darüber hinaus wollen wir unseren Service weiter verbessern, auch wenn Roche im Vergleich zu anderen Diagnostika-Unternehmen bereits heute mit ca. 140 Service-Mitarbeitern im Außendienst über das dichteste Service-Netz in Deutschland verfügt. Grundlage für kundennahen Service ist eine an die Kundenbedürfnisse angepasste Organisation. Aus diesem Grund arbeiten wir auch intern ständig an der Verbesserung unserer Strukturen und Prozesse.

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