73. Kardiologentagung Mannheim
09.06.2012 -
73. Kardiologentagung Mannheim. „Mit mehr als 7.500 Besuchern kamen weit mehr Repräsentanten aus Medizin und Wissenschaft nach Mannheim als erwartet“, zog Tagungspräsident Prof. Dr. Werner Daniel, Erlangen, Bilanz. Dieser Andrang spiegelte das große Interesse an Herz-Kreislauf- Krankheiten wider; denn diese stellen heute mit mehr als 50 % die Todesursache Nummer Eins dar, Krebserkrankungen folgen mit einem Viertel der Todesursachen erst an zweiter Stelle.
Da die zunehmende Lebenserwartung in erster Linie auf die Fortschritte im Bereich der Früherkennung und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen ist, kommt den bildgebenden Verfahren in diesem Zusammenhang eine hohe Bedeutung zu. Sie waren daher auch das Schwerpunktthema der Tagung. Weitere Highlights der 1.949 wissenschaftlichen Beiträge waren z.B. die experimentelle Forschung, die Diagnostik und Therapie von Herzrhythmus- Störungen sowie Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz.
Experimentelle Forschung
Vorgestellt wurde u.a., dass körperliche Bewegung mehrere Herz-gesunde Facetten habe, die auch in experimenteller Forschung auf molekularer Ebene gezeigt werden konnten. „Körperliche Aktivitäten wirken wie ein körpereigenes Statin“ ist die Kernaussage einer Forschergruppe vom Universitätsklinikum Frankfurt/ Main. Im Tierversuch zeigte sich, dass moderate – nicht extreme – körperliche Aktivität einen ähnlichen Mechanismus in den Endothelzellen in Gang setzt, wie dies Statine tun.
Diagnostik und Therapie von Herzrhythmus-Störungen
Besonders viele Studien waren der Frage gewidmet, wie sich der plötzliche Herztod besser verhindern ließe. Hierbei ist nicht nur konsequente Weiterentwicklung von Therapien wichtig, sondern auch die allgemeine Aufklärung und Schulung der Bevölkerung, wie eine Untersuchung des Vivantes Klinikums Friedrichshain, Berlin, zeigte. Ferner wurde die häufigste Herzrhythmusstörung im Erwachsenenalter thematisiert: Das Vorhofflimmern. Rund eine Million Menschen in Deutschland sind hiervon betroffen. Wichtige Ergebnisse zur Therapie liefert das Kompetenznetz Vorhofflimmern. Viele Arbeiten zeigten, dass die Katheterablation in diesem Zusammenhang einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt. Erste Ergebnisse gab es zum bioabsorbierbaren BioStar-Stent. Kinder mit angeborenem Vorhofseptum- Defekt werden an der Universitätsklinik Göttingen im Rahmen einer Studie (C. Jux1 et al.) mit diesen sich selbst auflösenden Implantaten versorgt. Damit soll das Risiko für Komplikationen, wie es aufgrund von Infektionen und Fremdkörperreaktionen besteht, verringert werden.
Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz
Zahlreiche Arbeiten widmeten sich der möglichen Rolle des Parvovirus B19 in der Entstehung der Herzinsuffizienz. Eine Forschungsarbeit ging der Beobachtung nach, dass die häufigsten Erreger einer Virusmyokarditis in Deutschland PV B19 und HH V6 sind, wobei es erregerspezifische Unterschiede in der klinischen Manifestation zu geben scheint. Eine PVB19-Myokarditis tritt zumeist mit Angina-Pectoris-ähnlichen Beschwerden auf und ist der mit Abstand am häufigsten nachgewiesene Erreger bei Patienten mit „akutem Koronarsyndrom“ ohne Koronarstenosen. Die differenzierte Untersuchung des Anteils an Patienten mit Koronarspasmen je nach Virustyp ergab, dass Patienten mit PVB19-Infektion signfikant häufiger Koronarspasmen aufweisen als Patienten mit HHV6-Infektion. Die Hypothese der „PVB19-assoziierten Vaskulitis“ werde laut Studie daher weiter unterstützt.