Medizin & Technik

74. Kardiologentagung in Mannheim

20.07.2011 -

74. Kardiologentagung in Mannheim. Über 7.300 Besucher besuchten die 74. Jahrestagung in Mannheim. Zu der jährlich in Mannheim stattfindenden Frühjahrs-Kardiologentagung kamen mehr Repräsentanten von Medizin und Wissenschaft als erwartet, sagte Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper aus Gießen. Er bilanziert, dass mit 1.822 wissenschaftlichen Präsentationen der Kongress zu einer beeindruckenden Leistungsschau der modernen Herzmedizin wurde.

Programm

Auf den 22.000 m² des neu ereweiterten Congress Center Rosengarten belegten die deutschen Herzspezialisten 20 Säle. 79 Sitzungen mit freien Vorträgen, 62 Postersitzungen, 40 Hauptsitzungen, 50 Symposien und 30 Arbeitsgruppen-Sitzungen wurden abgehalten. Die DGK-Jahrestagung war die erste Großveranstaltung nach dem Umbau des Mannheimer Kongresszentrums. Erweitert wurde das Raumangebot u. a. um einen neuen 500 Personen umfassenden Vortragssaal, drei weitere neue Säle und 12 neue Konferenzräume. Das große Interesse an der Jahrestagung der DGK spiegelte den Stellenwert wider, den Herz- Kreislauf-Krankheiten in der modernen Gesellschaft haben: Mit mehr als 50 % stellen sie die Todesursache Nummer eins dar. Die demografische Tatsache, dass die Menschen auch dank erfolgreicher Herzmedizin immer älter werden, stellt die Kardiologie vor immer neue Herausforderungen.

Auf der 74. Jahrestagung der DGK gab es ebenfalls personelle Entscheidungen für künftige Kongresse: Als Tagungspräsident für die Veranstaltung 2010 in Mannheim wurde Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Mohr (Leipzig) gewählt, für die Herbsttagung der DGK 2010 in Nürnberg wurde Prof. Dr. Udo Sechtem (Stuttgart) ernannt.

Referenten

Vorträge hielten u. a. der DGK-Präsident Dr. Gerhard Heusch und der Sprecher des Kompetenznetzes Vorhofflimmern Dr. Günter Breithardt. Heusch thematisierte die Herzforschung in Deutschland. „In der Forschung mit vom Empfänger selbst gewonnenen, daher ethisch unbedenklichen Stammzellen und ihrem Einsatz zur Reparatur des Herzinfarkts sind nicht etwa Harvard und Stanford, sondern Düsseldorf, Frankfurt, Göttingen, Hannover und Rostock die führenden Standorte“, sagte Heusch. Er kritisierte jedoch die Rahmenbedingungen für wissenschaftliche Forschung in Deutschland. Die Grundsteine für den Erfolg seien bereits vor Jahren von Forschern gelegt worden, die noch eine ausführliche kardiovaskuläre Ausbildung genossen hätten. Heusch sprach die Arbeits- und Lohnverhältnisse junger Ärzte an und sagte: „Heute lassen sich immer weniger junge Menschen darauf ein.“ Daraus resultiere, dass immer mehr Ärzte auswandern. Bereits in europäischen Nachbarländern wie Belgien oder Schweden finden diese weitaus bessere Arbeitsverhältnisse. Heusch fordert daher:

  • Respekt vor den Leistungen der kardiovaskulären Grundlagen und vor den klinischen Forschern.

Dieser Respekt müsse sich:

  • In einer angemessenen Honorierung und Förderung der wissenschaftlichen Tätigkeit,
  • in der Entlastung von bürokratischen Tätigkeiten sowie
  • in längerfristigen Berufsperspektiven äußern.

Auch andere Referenten wiesen auf die ungünstige Situation der deutschen Herzforschung hin. Schlussendlich ist alles eine Frage der Finanzierung. Fördert man den wissenschaftlichen Nachwuchs unzureichend, werden Nachwuchskräfte weiterhin in das Ausland abwandern und die Forschungserfolge auf lange Sicht ausbleiben.

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