Bernhard Weßling und Martin Maus-Haack im Interview: Fujifilm ergänzt CR-Lösungen um drei neue DR-Systeme
09.06.2012 -
Bernhard Weßling und Martin Maus-Haack im Interview: Fujifilm ergänzt CR-Lösungen um drei neue DR-Systeme. Digitale Systeme gewinnen in der Radiographie immer mehr an Bedeutung. Im Bereich der CRSysteme hat ein erheblicher Technologiesprung stattgefunden, DR-Systeme sind aktuell auf dem Vormarsch. Erstere Entwicklung hat Fujifilm maßgeblich geprägt, letztere gestaltet das Unternehmen aktiv mit. Zur Entwicklung von Technologien und Trends im Markt sprach Ralf Buchholz im Auftrag von Management & Krankenhaus mit Bernhard Weßling, Bereichsleiter Medical Imaging bei Fujifilm Deutschland, und Martin Maus-Haack, Manager Electronic Imaging im gleichen Unternehmen.
Management & Krankenhaus: Fujifilm stützt sich auf langjährige Erfahrung. Bitte skizzieren Sie diese für den Medizinsektor.
Bernhard Weßling: Fujifilm wurde 1934 gegründet und hat bereits zwei Jahre später den ersten Röntgenfilm auf den Markt gebracht. Im Lauf der Jahrzehnte haben wir zahlreiche Innovationen für die konventionelle Radiologie mit Film-Folien-Systemen und Verbrauchsmaterialen hervorgebracht. 1983 erfanden wir dann die Speicherfolienradiographie. Das FCR (Fuji Computed Radiography) war das erste System seiner Art. Daher können wir uns ganz klar als Pionier und technologischer Vorreiter im Bereich CR bezeichnen. In den vergangenen fast 25 Jahren bauten wir ein äußerst großes Know-how auf, das uns zum CR-Weltmarktführer gemacht hat. In Deutschland besitzen wir in diesem Bereich mittlerweile einen Marktanteil von deutlich über 40 %.
Management & Krankenhaus: Wie entwickelte sich die CR in den letzten Jahren?
Martin Maus-Haack: Der Technologiesprung in der CR, den Fujifilm maßgeblich mitgeprägt hat, war erheblich: Zum Beispiel sind die Speicherfolien viel empfindlicher und die Bildverarbeitungsalgorithmen deutlich besser geworden. Nicht zuletzt ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit gestiegen und der Preis massiv gesunken. Anfang der 90er Jahre konnten CR-Systeme 40 Kassetten pro Stunde verarbeiten und kosteten rund 175.000 €. Heute verarbeiten sie je nach Kassettengröße fast das Dreifache und kosten nur noch einen Bruchteil. Und die Entwicklung geht immer weiter: Die Systeme werden hochauflösender, kleiner und kompakter sowie preisgünstiger.
Management & Krankenhaus: Eine Herausforderung an digitale Röntgensysteme stellt die Mammographie dar. Wie engagiert sich Fujifilm?
Bernhard Weßling: Unser Unternehmen bietet CR-Systeme u.a. für die allgemeine Radiologie, die Pädiatrie, die Orthopädie, die Veterinärmedizin und die Mammographie an, mit der wir uns bereits seit 1998 beschäftigen. Heute stattet Fujifilm beispielsweise mehr als 50 % aller Mammographie- Screening-Einheiten mit seinen CR-Lösungen aus. Es ist als nächster Schritt die Entwicklung eines DR-Systems speziell für die Mammographie denkbar.
Martin Maus-Haack: Die besondere Herausforderung in der digitalen Mammographie bestand lange Zeit im Erreichen der geforderten hohen Auflösung. Das ist uns dann mit der Erfindung der transparenten Speicherfolie (Dual Reading-Technologie) gelungen. Heute bieten wir unseren Kunden alles von Speicherfoliengeräten über Workflowlösungen bis zu Workstations und Trocken-Lasern.
Management & Krankenhaus: Wie diskutiert der Markt die Entwicklung der Digitalen Radiographie?
Bernhard Weßling: Der Markt verlangt mehr und mehr nach kassettenlosen digitalen Radiographie-Systemen. Allerdings sind diese noch recht kostenintensiv in der Anschaffung, was eine große Verbreitung hemmt. Fujifilm hat bereits in den 90er Jahren kassettenlose CR-Systeme angeboten, die sich aber aus genau diesem Grunde nicht durchgesetzt haben. Da waren wir der Zeit ein wenig voraus. Meines Erachtens befindet sich der DR-Markt heute in etwa in dem Stadium, in dem sich der CRMarkt vor 15 Jahren befunden hat. Es ist jetzt unsere Aufgabe, Lösungen zu entwickeln, die den technischen Anforderungen der Anwender genügen und erschwinglich sind. Da haben wir den ersten Schritt getan.
Management & Krankenhaus: Sie sprechen Ihre DR-Lösungen an, die Sie erstmals auf dem Deutschen Röntgenkongress präsentiert haben.
Martin Maus-Haack: Fujifilm hat auf dem Deutschen Röntgen Kongress drei DR-Systeme präsentiert: den digitalen Thoraxarbeitsplatz Velocity Ufp, den digitalen Buckytisch Velocity Tfp und den multifunktionalen Arbeitsplatz Velocity Unity mit integriertem Strahler. Einige Systeme basieren auf der neuartigen Focused- Phosphor-Technologie mit säulenartig kristalliner Detektorstruktur. Das führt in erster Linie zu einer höheren Effizienz. Liegt der Wirkungsgrad von CR-Systemen bei etwa 20 %, so haben unsere DR-Systeme eine DQE (Detective Quantum Efficiency) von etwa 40 %. So kann die Strahlendosis ohne Qualitätsverlust um bis zu 30 % im Vergleich zu CR-Systemen reduziert werden. Die Systeme erfüllen höchste Anforderungen und können 10 Pixel/mm darstellen. Darüber hinaus sind sie stabiler und preiswerter in der Anschaffung als Festkörperdetektor-Systeme.
Management & Krankenhaus: Fujifilm bietet sowohl CR- als auch DR-Systeme an. Wie steht es um die Konkurrenz dieser Technologien?
Martin Maus-Haack: Heute sind die Preisunterschiede noch zu groß, als dass man CR und DR wirklich als konkurrierende Technologien auf demselben Markt betrachten sollte. Beide werden parallel bestehen, da beide Vorteile haben und es so Anwendungen gibt, für die sie prädestiniert sind. So werden sich CR-Systeme neben der Radiologie weiter in Subeinheiten wie der Notfallambulanz, der Chirurgie und der Intensivstation etablieren, in denen sie sich durch das geringe Investitionsvolumen als vor- Ort-Versorgung bezahlt machen. DRSysteme hingegen rechnen sich in Universitäts- und Fachkliniken sowie größeren Krankenhäusern mit einem hohen Patientendurchsatz. Auch für bestimmte Untersuchungsverfahren sind die Vorteile der DR-Systeme – Dosisreduzierung durch hohen Wirkungsgrad und hohe Bildqualität durch hohe Auflösung – unerlässlich.